Ohnmächtige Bürgermeister

SCHÜLLER. Ausgebrochenes Vieh verwüstete den Schüllerer Spielplatz, der gesperrt wurde. Auch Gärten wurden ruiniert. Orts- und Verbandsbürgermeister fühlen sich ohnmächtig, Bürger sind wütend.

 Gesperrt: Über die Höhe der Schäden am Spielplatz entscheidet ein Gutachter.Foto: Gabi Vogelsberg

Gesperrt: Über die Höhe der Schäden am Spielplatz entscheidet ein Gutachter.Foto: Gabi Vogelsberg

"Das Drama mit Pittisch-Bauer, wie wir Matthias Pfeil nennen, geht schon seit 15 Jahren. Wenn die Leute hier zu anderen Mitteln greifen würden, würde mich das nicht wundern," schimpft Bernd Heinz, dessen Garten zum "x-ten Mal dem Vieh zum Opfer" gefallen ist. Heinz hat sein Grundstück eingezäunt und rundherum mit Hecken bepflanzt. Trotzdem bahnten sich Rinder am zweiten April und am 14. Mai einen Weg. "Im April wurde unser neues Gewächshaus zerdeppert, die Gemüsesaat und die Erdbeerpflanzen zertrampelt," erzählt Karla Heinz. Der Schaden am Gewächshaus sei mittlerweile von Pfeils Versicherung reguliert worden, der Pflanzenschaden noch nicht.Keine klaren Vorgaben des Gesetzgebers

"Und jetzt das schon wieder. Überall abgebrochene Äste. In den letzten Jahren haben wir bestimmt schon 30 Hecken und Bäume neu pflanzen müssen, weil das Vieh alles kaputt gemacht hat," sagt die Anwohnerin wütend. "Und freiwillig zäunen sich die Schüllerer bestimmt nicht ein," stellt Bernd Heinz fest. Den erneuten Schaden schätzt er auf etwa 300 Euro und zehn Stunden Arbeit. Das Ehepaar Heinz versuchte, am 15. Mai beim Amtsgericht Prüm eine Einstweilige Verfügung gegen Landwirt Matthias Pfeil wegen der fehlerhaften Einzäunung zu erwirken. Erfolglos. Auch auf eine Anzeige bei der Polizei setzen die beiden keine große Hoffnung. Ähnliche Resignation wird von Seiten des Ortsbürgermeisters laut. Stefan Bungartz sagt: "Es ist langsam müßig und geht an die Nerven. Alles wird auf die lange Bank gedrückt." Marianne Mastiaux, Anwältin des Ammenviehhalters Pfeil, bringe jede Anzeige auf einen langen Rechtsweg. Zugleich bemängelt Bungartz: "Es ist schlimm, dass der Gesetzgeber keine klaren Vorgaben zu hütesicheren Zäunen bei Ammenvieh macht." Er habe sich schon "die Finger wund geschrieben", zweifelt aber, ob das was bringe. Wegen der Verwüstungen des Spielplatzes Anfang April sei ein Gutachter eingeschaltet worden. Ortstermin ist am heutigen Mittwoch.Keine Stellungnahme

Laut Bungartz stellt Pfeils Anwältin in Frage, ob überhaupt das Vieh von Pfeil den Schaden verursacht hat. Es werde behauptet, dass der Zaun wahrscheinlich von Dritten geöffnet worden sei. Diese Behauptungen ärgert das Ehepaar Heinz zusätzlich: "Das sind doch blöde Ausreden. Kein Mensch macht dem die Zäune auf." Ortsbürgermeister Bungartz erklärt: "Das war definitiv das Vieh von Matthias Pfeil." Als Ordnungsbehörde ist die Verbandsgemeinde Obere Kyll für sichere Zaunanlagen zuständig. Bürgermeister Werner Arenz erklärt: "Wir schicken immer wieder Zwangsverfügungen zur Abwehr von Gefahren mit der Auflage des sofortigen Vollzugs zum Schutz von Leib und Leben raus, aber es bringt nichts." Pünktlich einen Tag vor Ablauf der Frist lege Anwältin Mastiaux Widerspruch ein: "Ausnahmslos zu jedem Verfahren." Auch mit Hilfe des Kreisrechtsausschusses könne kein Verfahren zu Ende gebracht werden. Arenz bezeichnet die Situation als "völlig unbefriedigend". Anwältin Mastiaux bezog nicht Stellung. Sie beantwortete keine der neun TV -Fragen.

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