Ortschef mit Migrationshintergrund

Sein Augenmerk gilt den rund 130 Bewohnern, zehn Straßen, 45 Häusern und 1,31 Quadratkilometern von Kötterichen im oberen Elztal. Der frisch gebackene Ortsbürgermeister und Nachfolger von Ewald Radermacher, Joachim Nimtz, ist Teamplayer. Er und der Gemeinderat haben sich nachhaltige Ziele gesetzt. Nimtz: "Wir wollen die Historie erkunden und die Dorfgemeinschaft stärken."

 Ortsbürgermeister Joachim Nimtz. TV-Foto: Birgit Roßmöller

Ortsbürgermeister Joachim Nimtz. TV-Foto: Birgit Roßmöller

Kötterichen. Das neue Familienmitglied, Katze Greta, umschmeichelt die Beine des Hausherrn im Familienheim in Kötterichen. Viele Familienbilder schmücken die Wände. Ein weißer Lesesessel steht mitten im Wohnzimmer. Der Ortsbürgermeister von Kötterichen, Joachim Nimtz, lebt mit seiner Familie im umgebauten Haus der Großmutter von Ehefrau Sonja, inmitten von 44 Nachbarhäusern.

Seine Wurzeln liegen hingegen in der Großstadt. Den gebürtigen Essener verschlug es der Liebe wegen in das 130-Seelen-Dorf. "Ich lernte meine Frau in Daun kennen."

Nimtz will dem Dorfleben Impulse geben



Seit 1984 lebt der Einkaufsleiter eines Trennscheibenherstellers aus Burgbrohl in der Eifel. 1986 hat er geheiratet. 1994 ist er Mitglied im Gemeinderat geworden. "Mein Vorgänger hat mich aufgebaut."

Zuletzt war er Beigeordneter. Ewald Radermacher bestellte sein Erbe rechtzeitig. Noch vor seinem Tod schlug er Nimtz als Nachfolger vor. "Es wurde im Gemeinderat besprochen."

Eine außergewöhnliche Karriere für einen "Immigranten", der sich von Anfang an im Dorfleben engagiert hat. Seine Beharrlichkeit hat sich durchgesetzt.

Die Köttericher wollten keinen Auswärtigen nach einem gescheiterten Versuch noch vor Radermacher. "Sie wollten nur noch einen gebürtigen Dorfbewohner", weiß Nimtz.

Er nahm die Herausforderung an: "Man muss was tun für die Integration." Er ist Mitglied im Fußballverein geworden und leitet die "Wandervögel" von Kötterichen. Im Karneval ist der 46-Jährige ebenfalls aktiv. In der Kommunalpolitik gilt sein Augenmerk beiden Seiten des Zeitstrangs. Er kümmert sich um die Vergangenheit und die Zukunft des Ortes.

Nach der Historie wird er im Bundesarchiv in Koblenz und in den Kirchenarchiven graben. "Ich möchte die Geschichte von Kötterichen erforschen." Der Ort bietet genügend Objekte, zum Beispiel mit der Marienkapelle aus dem Jahr 1790. Bis in die 60er Jahre wurde dort Schwerspat (Baryt) abgebaut.

Baryt wird von der Autoindustrie Dämmmatten beigemischt, um Schalldurchlässigkeit zu vermindern. Nimtz hegt für die Zukunft einen Wunsch: "Vielleicht können wir auch mal eine Feier wie in Uersfeld ausrichten."

Die Nachbargemeinde beging das 850-jährige Bestehen. Mit DSL-Breitband ist Kötterichen bereits versorgt.

Nimtz möchte daher das Dorfleben mit neuen Impulsen versehen. "Unser Dorffest soll ein Motto bekommen." Ein Wandertag und Geo-Caching soll Jung und Alt verbinden, trägt er mit gelassener Stimme vor.

Nimtz würde sich selber so beschreiben: "´ruhig und ausgeglichen." Seine Ruhe fällt nur dann ab, wenn die Frage nach den Kindern gestellt wird.

Die Antwort fällt ihm sichtlich schwer: "Ich habe eine Tochter." Seine zweite Tochter ist kürzlich gestorben. ExtraGemeinderat Kötterichen Ortsbürgermeister: Joachim Nimtz; Beigeordneter: Christoph Reicherz; Ratsmitglieder: Theo Klasen, Helmut Lauer, Markus Klasen, Manfred Lehnen, Hermann Klasen.

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