Ortsvorsteher auf den Barrikaden

GEROLSTEIN. Stadtteile kontra Kernstadt: Die Entscheidung des Jagdvorstands (JV) erzürnt die Ortsvorsteher von Büscheich und Michelbach. Sie gehen auf die Barrikaden, weil sich der JV der Empfehlung des Stadtrats beugte. Damit wird die Verpachtung der Reviere ausgeschrieben, statt zuerst mit den bisherigen Pächtern zu verhandeln. Zudem wird es keine Eigenjagdbezirke geben.

"Die Entscheidung passt uns nicht. Büscheich hätte mehr gehört werden müssen", schimpft Ortsvorsteher Oswald Weber. Besonders Stadtbürgermeister Linnerth hat er auf dem Kieker. "Er hat gegen die Stadtteile und für die Stadt entschieden, obwohl er von allen Jagdgenossen als Vorsitzender des Jagdvorstandes gewählt wurde." Alfred Mertes, Ortsvorsteher von Michelbach und einer der drei stimmberechtigten JV-Mitglieder, schlägt in die gleiche Kerbe: "Die Stadtteile wurden übergangen. Die Leute im Dorf sind zu Recht sauer." Mertes kündigt an: "Wir werden alles rechtlich prüfen lassen." Mehrheitlich hat sich der JV Gerolstein am Dienstag dafür entschieden, der Empfehlung des Stadtrats zu folgen. Der Stadtbürgermeister ist dabei das einzige Mitglied des Stadtrats im JV. Außer ihm sind Mertes und Ludwig Leuwer, der Ortsvorsteher von Bewingen, stimmberechtigt. Rückblick: In der jüngsten Sitzung hatte der Stadtrat beschlossen, dass die erneute Verpachtung der Reviere Büscheich und Michelbach ausgeschrieben werden soll, statt den bisherigen Pächtern - die mehr als 60 Jahre die Jagd betreiben - neue Verträge anzubieten. Weber hat für die Entscheidung kein Verständnis: "Es wäre fair gewesen, die neuen Bedingungen aus dem Lebensraumgutachten sowie die Pachthöhe mit den bisherigen Pächtern zu besprechen, und den Vorschlag dann dem Stadtrat vorzulegen." Gekoppelt an den Stadtratsbeschluss war der Verzicht auf die Nutzung von Eigenjagdbezirken (siehe Hintergrund). Da dem JV die endgültige Entscheidung zusteht, hätte er nicht auf die Empfehlung des Stadtrats eingehen müssen. "Dann hätte der Teil ,Verzicht auf Eigenjagdbezirke' neu im Stadtrat behandelt werden müssen", erklärte Linnerth. Bei der nächsten Sitzung - nach den Sommerferien - soll der genaue Text für die Ausschreibung festgelegt werden. "Und erst wenn ein neuer Pachtvertrag unterschrieben ist, wird die Verzichtserklärung auf die Eigenjagdbezirke folgen. Zug um Zug eben", sagte Linnerth. Kenner der Jagdszene sprechen schon jetzt von einem "heißen Herbst". "Jagdvorstand ließ sich Heft aus Hand nehmen"

Mertes Wut scheint jedenfalls so schnell nicht zu verrauchen. Er sagt: "Es ist doch unverständlich, dass sich der Jagdvorstand das Heft aus der Hand nehmen ließ." Denn: Laut Stadtratbeschluss soll der Forst- und Wegebauausschuss mit neun Mitgliedern gemeinsam mit den fünf JV-Mitgliedern den Vertrag ausarbeiten. Damit wäre der Gerolsteiner JV in Unterzahl. Ein anderes Thema in der Sitzung waren die angeblichen Unregelmäßigkeiten im Jagdbetrieb des Reviers "Links der Kyll". Stadtbürgermeister Linnerth berichtete über das Ergebnis der Prüfung: "Von Seiten der Verwaltung wurden keine gesetzwidrigen oder waidmännisch inkorrekten Verhaltensweisen festgestellt. Übrigens: Die Untere Jagdbehörde kam zum gleichen Ergebnis."

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