Paragraph 124, Absatz 1, Nummer 2

Was wollen uns die Miesmacher ständig erzählen? Deutschland auf dem Weg in die Versenkung, mit Ach und Krach noch auf dem Niveau einer Bananenrepublik? Von wegen! In diesem unserem Lande funktioniert alles, vor allem die Bürokratie.

Sie überlässt nichts dem Zufall. Beispiel gefällig? Wenn in einer Gemeinde - nehmen wir mal Rockeskyll - der Ortsbürgermeister und sein Stellvertreter für ein paar Tage gleichzeitig weg (oder wie es im Beamtendeutsch heißt: "ortsabwesend") sind, kann es unmöglich sein, dass die Dorfbevölkerung auf sich alleine gestellt ist. Drohen doch Sodom und Gomorrha, Anarchie und Chaos. Da sei die Kreisverwaltung vor: Gemäß Paragraph 124, Absatz 1, Nummer 2, der Gemeindeordnung hat sie ganz offiziell (und ganz ernst) Bürgermeister Matthias Pauly zum Beauftragten zwecks vorübergehender Wahrnehmung der Befugnisse des Ortsbürgermeisters bestellt. Wenn das mal nicht Schule macht. Die Ortsspitze geht in Urlaub, und schon entert der entsprechende Verwaltungschef (mit Genehmigung der Kreisverwaltung, versteht sich) den Chefsessel. Wenn was Gutes rauskommt, gerne. Wäre zum Beispiel Werner Klöckner vorübergehend Ortsbürgermeister von Strohn, könnte er doch aus dem prall gefüllten Gemeindesäckel den notleidenden Orten der Verbandsgemeinde ein paar Euro überweisen. Und überhaupt: Brauchen wir wirklich mehr als 100 Bürgermeister? Haben wir nicht tatkräftige, intelligente Verwaltungschefs im besten Alter, die das auch allein könnten? Einmal im Quartal werden die Gemeinderäte von der Verwaltung informiert, wo es langgeht. Walburga tippt mich an und sagt nur: "Nun steigere dich da nicht so rein, das ist nämlich jetzt schon so. Die Verwaltung sagt, wo es lang geht, und die Gemeinden tun, was ihnen gesagt wird." Bevor ich antworten kann, legt sie nach. "Und nicht nur da: Das Prinzip funktioniert auch nach oben. Die Verwaltungschefs kommen regelmäßig zum Landrat und sagen auch dem, wo es langgeht. Wenn er nicht pariert, dann gibt es immer noch eine große Fraktion im Kreistag, die die Weichen im Sinne der Bürgermeister stellt." Wer braucht da noch eine Verwaltungsreform, meint

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