Patienten malen für Kinder von Suchtkranken

Erstmals werden Bilder und Skulpturen von suchtkranken Patienten der AHG (Allgemeine Hospitalgesellschaft) Kliniken Daun Thommener Höhe im Forum Daun ausgestellt. Der Titel der Schau ist "Seelenkapitäne". Am Eröffnungs-Abend wurde ein Teil der Kunstwerke zugunsten der Trierer Fachstelle Lichtblick versteigert.

 Im Rahmen der Ausstellung Seelenkapitäne versteigerte Jürgen Kalenbach (links) unter anderem die Skulptur „Afrikanerin“, die Gertrud Rifisch (Mitte) in der Ergotherapie von Melanie Ziemons (rechts) geschaffen hatte. TV-Foto: Brigirtte Bettscheider

Im Rahmen der Ausstellung Seelenkapitäne versteigerte Jürgen Kalenbach (links) unter anderem die Skulptur „Afrikanerin“, die Gertrud Rifisch (Mitte) in der Ergotherapie von Melanie Ziemons (rechts) geschaffen hatte. TV-Foto: Brigirtte Bettscheider

Daun/Trier. "210 Euro zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten! Herzlichen Glückwunsch!" Jürgen Kalenbach ist im beruflichen Alltag Körpertherapeut der Kliniken Daun. Jetzt wirkt er an der Vernissage der Ausstellung "Seelenkapitäne" im Forum als Auktionator von Skulpturen und Bildern seiner Patienten mit - und er ist ganz in seinem Element. "Unsere Patienten stellen die Werke unentgeltlich zur Verfügung, der Erlös fließt komplett an Lichtblick", erklärt er.

210 Euro hat Gertrud Rifischs Skulptur "Afrikanerin" soeben eingebracht. Da ruft Kalenbach schon das nächste Versteigerungsobjekt auf; es ist eine Alabasterplastik von Marc Erhardt.

Die Ausstellungspremiere ruhe auf zwei Säulen, hatte zu Beginn die Leitende Psychologin Claudia Quinten erklärt. Es würden 34 Kunstwerke gezeigt, an denen Patienten aus allen Berufs- und Altersschichten in den vergangenen Monaten gearbeitet hätten. "Im Ringen um die richtigen Antworten kommen unterschiedliche Behandlungsangebote zum Tragen", sagte sie über das therapeutische Konzept der Kliniken Daun und betonte die Bedeutsamkeit des kreativen Gestaltens neben der Gesprächstherapie.

Damit könnten sich die Patienten jedoch nicht immer auf Anhieb anfreunden, räumte die Ergotherapeutin Melanie Ziemons ein. Sie zitierte einen Patienten: "Ich soll jetzt basteln? Immerhin habe ich noch im vorigen Jahr eine eigene Firma geleitet!" Schließlich bedeute aber gerade der kreative Weg für die meisten Patienten Erleichterung, Entspannung und Freiheit. Die Zeit der Vorbereitung der Ausstellung sei von einem besonders hohen Gemeinschaftsgefühl geprägt gewesen, sagte Melanie Ziemons. Die Ausstellung solle den Suchtkranken Selbstvertrauen vermitteln und sie aus ihrer Außenseiterrolle herausholen. Den Titel der Ausstellung deutete sie so: "Abhängige Menschen haben den Kontakt zu ihrem Seelenkapitän verloren. Bei uns lernen sie wieder, das Ruder zu übernehmen und für Sicherheit an Bord zu sorgen."

Das zweite Element der Ausstellung ist die Unterstützung der Einrichtung Lichtblick in Trier (siehe Hintergrund). Deren Leiterin Christiane Bottermann stellte ihre Arbeit vor, zeigte Bilder, die Kinder von Suchtkranken gemalt hatten, und sagte: "Wir kämpfen ums Überleben und sind dankbar für jede Unterstützung." Aus der Versteigerung der Skulpturen und Bilder der Dauner "Seelenkapitäne" fließen zunächst 1800 Euro an Lichtblick. Allerdings geht der Verkauf während der Ausstellung bis zum 11. Dezember weiter. Es sind noch eine Reihe von Exponaten zu haben.

Kontakt: Forum Daun, Telefon 06592/95130, E-Mail: info@forum-daun.de, oder AHG Kliniken Daun, Telefon 06592/2010, E-Mail: kliniken-daun@ahg.de.Hintergrund Lichtblick ist eine Fachstelle des Kinderschutzbundes Trier für Kinder und Jugendliche aus suchtkranken Familien. In Deutschland gibt es aktuell 2,65 Millionen von der Alkoholkrankheit eines oder beider Elternteile Betroffene. Kinder Suchtkranker haben ein bis zu sechsfach erhöhtes Risiko, selbst suchtkrank zu werden oder eine psychische Störung zu entwickeln. Die Fachstelle Lichtblick bietet ein Präventions- und Unterstützungsangebot für die besondere Risikogruppe an. (bb)

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