Perverses, Kleingedrucktes, Trügerisches

Bei der Telefonaktion des TV zum Thema "Gefahren aus dem Internet" wurde eines deutlich: Der beste Schutz ist eine Medienerziehung, die schon früh beginnt.

Trier. (sys) Die drei Experten zum Thema sind sich einig: Es kommt darauf an, den Kindern möglichst früh bewusst zu machen, dass sie an das Internet - wie auch an andere Medien - kritisch und prüfend herantreten müssen. Um zwischen der realen und der irrealen Welt unterscheiden zu können, sei eine aufklärende Medienerziehung allemal besser als ein Verbot.Auch Filter, die vor schädigenden Inhalten schützen sollen, bieten keine Lösung. Das unterstreichen Bettina Sieding, freie Referentin zum Themenbereich "Chancen und Risiken der neuen Kommunikationsformen im Internet unter den Aspekten des Jugendmedienschutzes", und Christian Kleinhanß, pädagogischer Leiter von medienundbildung.com, einer Tochtergesellschaft der rheinland-pfälzischen Landesmedienanstalt.Manche Eltern, die mit Sorge beobachten, dass ihre pubertierenden Kinder gerne viel Zeit vor dem Computer verbringen, kann Kleinhanß beruhigen. So lange sie ein vertrauensvolles und offenes Verhältnis mit ihrem Kind verbinde, hätten sie die Gefahr im Griff. Der Medienpädagoge rät, im Gespräch zu bleiben und sich die Computerspiele erklären zu lassen. Mit einem gewissen Grundverständnis lasse sich weitaus besser über die Internetnutzung diskutieren. "Sonst redet man immer aneinander vorbei", argumentiert Kleinhanß.Ein Wochenzeitlimit für Computerspiele sei durchaus geeignet, um den Umgang sinnvoll zu regeln.Wer bereits vernünftige Bahnen verlassen hat, lässt sich möglicherweise an folgendem Verhalten erkennen: Die Schulleistungen gehen in den Keller, die Schüler sind tagsüber müde, weil sie nachts bis in die Puppen spielen oder chatten, der Kontakt zu Freunden nimmt ab, Hobbys interessieren nicht mehr, und die Zeit vor dem Computer erstreckt sich täglich auf drei und mehr Stunden.Staatsanwalt Thomas Albrecht warnt vor betrügerischen Internet-Seiten, die die User mit Kleingedrucktem abzocken. Auf diesen Seiten, die beispielsweise mit Hausaufgabenhilfe werben, würden Kinder dazu aufgefordert, ihre persönlichen Daten wie Name, Alter und Adresse einzugeben. Tun sie dies, bestellen sie damit nicht selten ein Abo. Das kann teuer werden. Wenn dann Mahnungen eines Inkassobüros ins Haus flattern, sollten sich Eltern nicht von den aggressiven Drohungen einschüchtern lassen. Im Zweifelsfall helfe die Verbraucherschutzzentrale oder ein Anwalt. Albrecht rät: Niemals im Internet Formulare mit Namen und Adresse ausfüllen, ohne die Seiten vorher genau durchgelesen zu haben.Würden Kinder Opfer obszöner Texte oder Bilder, sollten Eltern dies an den Betreiber der Seite melden und mittels eines Screenshots ("Druck"-Taste drücken und die Abbildung des Bildschirms in das "Word"-Programm einfügen) den Bildschirminhalt zur Beweissicherung festhalten. Wenn sich die Eltern an die Polizei wenden, sollten sie dies unverzüglich tun, denn "die Spuren im Internet sind flüchtig, sie verschwinden sehr schnell", rät Albrecht.

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