Pflicht gilt nicht

GEROLSTEIN. Von Pflicht für alle ist keine Rede mehr: Bei der Elternversammlung zum Thema Ganztagsschule (GTS) an der Regionalen Schule haben sich Schulleitung und Elternvertretung für die GTS in Angebotsform ausgesprochen. 54 Anmeldungen sind - bis Mitte nächster Woche - erforderlich, will die Schule zum vorerst letzten Auswahlverfahren zugelassen werden.

"Der Elternwille ist entscheidend." In diese Worte kleideten sowohl Günter Mehles, Rektor der Regionalen Schule Gerolstein, als auch Matthias Pauly, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein und somit Chef des Schulträgers, die zentrale Botschaft der Elternversammlung, an der rund 70 Gäste teilgenommen haben - darunter fast die Hälfte Lehrer. Zuvor hatte es unterschiedliche Auffassungen über die für die Schule geeignetste Form der GTS gegeben: Schulleitung, Lehrerkollegium und Elternvertretung waren und sind für die verpflichtende GTS, der Schulträger für die freiwillige Form (der TV berichtete). Nach Gesprächen zwischen beiden Seiten sowie den ebenfalls zu Rate gezogenen Experten des Landesbildungsministeriums und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier aber wurde der Wunsch nach der verpflichtenden GTS in Reinform fallen gelassen. Vor allem, weil deren Durchsetzung für die rund 490 Schüler starke Regionalschule (darunter 400 Schüler ab Klasse 5) als unrealistisch erscheint. Denn: Würde die verpflichtende GTS eingeführt, müssten die Schüler, die nicht daran teilnehmen wollen, die Schule wechseln."Verpflichtende GTS steht nicht zur Debatte"

Der zuständige ADD-Beamte Klaus-Günter Süssmann sagte daher unmissverständlich: "Die verpflichtende Form steht nicht zur Debatte." Süssmann gestand aber auch ein, dass für die bessere Vermittlung des Unterrichtsstoffs komplette Klassen mit verpflichtendem Ganztagsangebot "natürlich die ideale Form wären". Und das ist genau der Strohhalm, an den sich Rektor Mehles - nach wie vor Verfechter der verpflichtenden Variante - klammert. Er sagte: "Wir wollen der Bildung Priorität beimessen. Wenn die überwiegende Zahl der Interessierten aus der Orientierungsstufe stammt, dann sollten wir darüber reden, ob wir die verpflichtende Form nicht zumindest klassenweise einführen." Denn auch das ist möglich: Werden beispielsweise 50 von 75 Fünftklässlern angemeldet, könnten zwei verpflichtende GTS-Klassen eingerichtet werden, die übrigen 25 Kinder würden die Halbtagsschule besuchen. Und im Jahr darauf, würde erneut nachgefragt. Bei den GTS-Klassen - so die Frage einer Mutter - bestünde die Möglichkeit, Entspannungsangebote am Vormittag zu platzieren und Regelstunden am Nachmittag. Mehles: "So kann der Unterricht rhythmisiert, der Vormittag entzerrt werden. Daran hapert es." "Auch wir stehen hinter dieser Form", sagte Schulelternsprecher Werner Meyer. Ob das auch die Mehrheit der Eltern so sieht, die rein freiwillige Form wünscht oder gar kein Interesse an der GTS hat, wird sich herausstellen. Denn in einem Blitz-Rundbrief soll erneut abgefragt werden, wer sein Kind ab kommendem Schuljahr anmelden würde. Bis Dienstagmorgen sollen die Zahlen vorliegen.Am 12. November beraten die Experten

Das ist auch notwendig, denn am 12. November beraten die Experten der ADD und des Ministeriums darüber, welche der 130 Schulen, die sich angemeldet haben, eine Zusage erhält. Nach offiziellen Angaben sollen noch 57 Optionen vergeben werden. "Vielleicht werden es auch 70 oder 80, denn die Finanzierung ist auf mittelgroße Schulen ausgelegt, es haben sich aber auch viele kleine gemeldet", verbreitete Süssmann Hoffnung. Schulelternsprecher Meyer hingegen war weniger optimistisch gestimmt: "Wenn man sieht, wie wenig Eltern trotz Rundschreibens und großer Ankündigung im Blättchen da waren, kann man erahnen, wie groß das Interesse ist." Mindestens 54 Eltern müssen ihre Kinder anmelden, damit die Regionale Schule überhaupt in die Auswahl kommt.

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