Politiker schelten, Apotheker loben

DAUN/GEROLSTEIN. Die Verbandsgemeinden Daun, Kelberg und Ulmen testen in einem Pilotprojekt die Neuregelung des Apotheken-Notdiensts, wie er ab Januar 2005 landesweit gelten soll. Die erste Bilanz nach eineinhalb Monaten: Während Kommunalpolitiker einen Service-Verlust fürchten, verweisen Apotheker auf die Unwirtschaftlichkeit der derzeitigen Notdienst-Regelung.

Die ab Januar 2005 landesweit gültige Neuregelung des Apothekennotdiensts sieht vor, dass jede der 1200 Apotheken im Land im 13-tägigen Wechsel rund um die Uhr Dienst hat. "Ich finde die Neuregelung befremdlich. In einer Kreisstadt mit vier Apotheken müsste ein Notdienst im Wechsel machbar sein", findet Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen.Verunsicherte Bürger wenden sich an den TV

Hartwig Noth, CDU-Fraktionssprecher im Dauner Stadtrat, hat das Thema in der vergangenen Ratsitzung eingebracht. Er sagt: "Als Mittelzentrum müssen wir Vorteile bieten. Die Neuregelung ist ein Imageverlust." Wenn schon nachts kein Dienst mehr angeboten würde, müsste es wenigstens sonn- und feiertags tagsüber möglich sein. Auch einige Bürger haben sich wegen der neuen Regelung an den TV gewandt. Am Pilotprojekt zur Neuregelung sind in der Region Koblenz 160 Apotheken beteiligt. "Das Raster unseres Notdiensts ist so angelegt, dass die nächste Apotheke maximal 20 Kilometer entfernt ist", verspricht Andreas Kiefer, Vizepräsident der Landesapothekerkammer. Bundesweit seien sogar bis zu 35 Kilometer akzeptiert. "Die Dauner haben sich zu einem Extratag bereit erklärt, so dass in Daun an zwölf Tagen im Monat eine Apotheke Notdienst hat", rechnet eine Dauner Apothekerin vor. Als Extraservice würde außerdem die Öffnungszeit wochentags um eine Stunde auf 19 Uhr verlängert werden. Zu wenig für Jenssen, denn er hat sich schriftlich bei den vier Dauner Apotheken über die Neuregelung beschwert. In ihrem Antwortschreiben verweisen die Apotheken darauf, "dass die Änderung nicht auf ihren Wunsch, sondern von der Landesapothekerkammer kommt" und man sich an diese Anordnung halten müsse. Außerdem bezeichnen sie es "als Luxus, dass immer eine Apotheke in Daun rund um die Uhr geöffnet hat". Die bisherige Regelung sei unrentabel. In bis zu 90 Prozent der Fälle würde es sich nicht um Notfälle handeln, sondern es seien Antibabypillen, Kondome oder Zahnbürsten gefragt. Der Notfall-Patient erhalte ohnehin eine medikamentöse Erstversorgung durch den Arzt, und bei den Notärzten würden Patienten ja auch weite Wege in Kauf nehmen, argumentieren die Apotheker. "Obwohl es sieben Zahnärzte in Daun gibt, muss ein Schmerzpatient zur Not bis an die Mosel oder nach Prüm fahren", sagen die Apotheker. Mit dem Verlauf des Pilotprojekts, das im September gestartet wurde, ist die Landesapothekerkammer sehr zufrieden. Im Kreis Daun entstand durch die Beteiligung der Apotheken aus den VG Kelberg und Daun Verwirrung bei den Kunden und den Medien, die die Notdienste veröffentlichen. Dabei gilt für die übrigen Apotheker die bisherige Regelung - leider, wie viele Apotheker finden. So vertritt auch Walter Raspe, Chef der Brunnenapotheke in Gerolstein, die Ansicht, dass sich der Notdienst in der bisherigen Form nicht rechnet: "Dieser Entschluss zur Neuregelung ist seit mehr als zehn Jahren überfällig. Der Aufwand des Notdiensts steht in keinem Verhältnis zur Nutzung und den Kosten". Was brennt Ihnen auf den Nägeln. Mailen Sie uns Ihr Thema an thema@volksfreund.de. Wir bringen das Thema voran.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort