Praktika in Dauner Salons - Syrer wollen zurück in den Friseurberuf

Daun · Gleiche Heimat, ähnliches Schicksal, gleicher Job - und doch völlig unterschiedlich: Seit sieben Monaten leben die beiden syrischen Flüchtlinge, der 50-jährige Hassan Aldib (mit seiner Frau und den beiden Kindern) sowie der 27-jährige Kamal im Kreis Vulkaneifel. Beide absolvieren ein Praktikum in zwei verschiendenen Dauner Friseursalons. Ihr großer Wunsch: Wieder in ihrem alten Job arbeiten, um so etwas wie Alltag genießen zu können.

 Kamal Alabdullah (links) berät eine Kundin bei der Farbwahl, Friseurmeister Roland Steffes hilft. TV-Foto: Mario Hübner

Kamal Alabdullah (links) berät eine Kundin bei der Farbwahl, Friseurmeister Roland Steffes hilft. TV-Foto: Mario Hübner

Foto: (e_daun )

Daun. Selbstverständlich sei es für sie gewesen, Hassan Aldib zu unterstützen und ihm einen Einblick in die Arbeit in einem Friseursalon zu geben, sagen der Friseurmeister Herbert Weber und seine Frau Doris beim Besuch des Trierischen Volksfreunds.
Die Betreuerin der im August 2015 nach der Flucht aus Syrien und den Aufenthalten in Flüchtlingsunterkünften in Trier und Steineberg in Daun angekommenen Familie Aldib hatte bei dem Ehepaar Weber wegen eines Praktikums angefragt. Und Webers sagten sofort zu.
Eine Premiere für den Salon


Dabei hätten sie eigentlich vor drei Jahren im Zuge ihres 40-jährigen Firmenjubiläums mit dem Thema Praktikum und Ausbildung abgeschlossen, erzählen sie. "An die hundert" schätzen sie die Zahl der Absolventen, seit sie sich 1973 mit dem Salon in der Dauner Gartenstraße niederließen. Für Hassan Aldib aber machten Herbert und Doris Weber eine Ausnahme. Gleichzeitig war es - was Alter, Nationalität und Lebensumstände des Praktikanten betrifft - eine Premiere für sie.

Nun sind die zweieinhalb Wochen vorbei. Freundlich, gepflegt und interessiert sei er gewesen, das bescheinigen Webers ihrem Praktikanten sehr wohl. Realistisch gesehen sei Hassan Aldib zurzeit aber noch nicht für eine Ausbildung (die ist laut Herbert Weber erforderlich, wenn er in einem Salon hierzulande arbeiten will) geeignet, da er zu wenig Deutsch spricht und in vielerlei Hinsicht (trotz eines syrischen Zertifikats, das ihn als Friseur ausweist) fachlich überfordert ist. "Unser Beruf ist kommunikativ", räumt Herbert Weber in diesem Zusammenhang ein, und es sei großes Fachwissen erforderlich.

Auch spiele das Alter von Hassan Aldib eine Rolle: Selbst wenn der 50-Jährige sofort mit der Ausbildung beginne, werde es schwierig sein, mit 53 eine Stelle zu bekommen, gibt Herbert Weber zu bedenken. Hassan Aldib habe es gut im Friseursalon Weber gefallen, und er sei den Inhabern und Mitarbeitern dankbar, erklärt sein Onkel und Dolmetscher Issa Morad. Die schlechten persönlichen Perspektiven machten ihn natürlich traurig. Er werde sich aber weiterhin um die Rückkehr in seinen Beruf bemühen. "Denn er liebt seine Arbeit", sagt Issa Morad. Vor allem werde er weiterhin fleißig den Deutschkurs in Daun besuchen.

Auch im Salon Meyer & Marks von Friseurmeister Roland Steffes in Daun arbeitet inzwischen ein syrischer Praktikant: der 27-jährige Kamal Alabdullah. Bereits an seinem ersten Tag schneidet er unter Anleitung von Friseurmeister Steffes einem Kunden die Haare. Der ist zufrieden, Kamal auch. "Ich freue mich sehr, dass es mit dem Praktikum geklappt hat. Es mein großer Wunsch, wieder in meinem Job zu arbeiten", sagt der junge Mann, der nach eigener Aussage in Damaskus einen eigenen Friseursalon hatte - bis eine Bombe das Haus zerstörte.Flucht voller Gefahren

 Hassan Aldib (rechts) probiert noch am Übungskopf, Doris und Herbert Weber schauen zu. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Hassan Aldib (rechts) probiert noch am Übungskopf, Doris und Herbert Weber schauen zu. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"


Das war vor zweieinhalb Jahren. Er blieb noch eine Weile in seinem Heimatland und musste nach eigenen Worte viele Tote sehen. Dann machte er sich alleine auf den Weg: in die Türkei, nach Griechenland und weiter über die Balkanroute bis nach Deutschland - eine Flucht voller Gefahren und langen Märschen, wie Kamal berichtet. Seit sieben Monaten ist der Syrer nun in Deutschland, derzeit ist er in Jünkerath untergebracht. Von dort kommt er jeden Tag per Bus nach Daun zu seinem Praktikumsplatz.

Friseurmeister Roland Steffes hat spontan zugesagt, Kamal unter seine Fittiche zu nehmen. Er begründet das so: "Ich gebe Menschen gerne eine Chance. Es geht bei unserem Job darum, ob jemand mit Herzblut bei der Sache ist und ein Auge für Schönheit hat. Und nicht, wo er herkommt." Vielleicht wird ja noch mehr aus dem Praktikum: Schließlich sucht der Friseurmeister Fachkräfte und Kamal eine Stelle in seinem alten Job - und damit auch so etwas wie Alltag.

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