Praktisch zum Abitur

DAUN/WITTLICH. Soll Daun ein berufliches Gymnasium bekommen? Schüler des Angebots in Wittlich berichten über Vor- und Nachteile.

9.40 Uhr, Wittlich, Berufsbildende Schule (BBS). Chemielehrer Karl-Wilhelm Koch aus Hillesheim holt die Arbeitszettel und mehrere Bücher aus seinen Taschen. Gruppenarbeit steht an. Zwei Dreier-Gruppen und eine Zweier-Gruppe - mehr braucht es nicht. Der Chemie-Leistungskurs der zwölften Stufe ist übersichtlich. Zwölfte Klasse? BBS? Die 18-Jährigen gehen zwar tagein, tagaus ins Gebäude der Berufsschule, sie besuchen jedoch das berufliche Gymnasium mit dem Bildungsgang "Technik", das seit dem Schuljahr 2001/2002 in den Räumen der BBS untergebracht ist. Auch im Kreis Daun wird in regelmäßigen Abständen nachgedacht über die Einrichtung eines solchen Angebots als Ersatz für eines der beiden Gymnasien, mit dem Schüler mit mittleren Reife mit berufsbezogenem Leistungsfach die Allgemeine Hochschulreife erlangen können (siehe Stichwort) . Wo liegen Vor-, wo Nachteile? "Hier wird direkt berufsbezogener Unterricht gemacht, Sachen aus dem Berufsleben werden angewandt", lobt Thomas Schifferenz (18) aus Bettenfeld, der sich eine bessere Qualifikation für seinen späteren Beruf im Elektrobereich erhofft. Schüler kommen aus mehreren Kreisen

Für Martin Mangold aus Bengel, der in Traben-Trarbach aufs Gymnasium ging, ist auch die größere Praxisbezogenheit Trumpf. Ebenso wie für die 18-jährige Elena Mettler aus Daun. Weil sie "nicht sprachbegabt", jedoch "technikbegeistert" sei, hat sie sich für das Angebot entschieden. Die ehemalige Realschülerin will unbedingt Abitur machen. Im verpflichtenden technischen Leistungskurs (Metall-, Elektro- oder Bautechnik) kommen in der Regel auf wöchentlich zwei Theoriestunden vier Stunden, in denen experimentiert und gebaut wird. Die Schüler hoffen, von einer besseren Vorbereitung auf den späteren Job profitieren zu können: "In manchen Betrieben verkürzt sich die Ausbildungszeit um ein Jahr", sagt Schifferenz. Artur Grillborzer aus Blankenrath meint: "An der Hochschule haben wir Vorsprung. Das macht die Eingewöhnung leichter." Christian Seis hat von seinem künftigen Arbeitgeber den Tipp für die Schule bekommen. Der 18-jährige ehemalige Gymnasiast in Bitburg hat eine Ausbildungsstelle als Statiker schon sicher. "Ich bekomme wertvolle Grundkenntnisse in Bautechnik und bin für die Ausbildung besser gerüstet", sagt er. Doch auch das berufliche Gymnasium ist nicht gefeit vor Mängeln in der Sachausstattung. "Unsere Rechnerräume sind super. Aber in Physik und Chemie zum Beispiel fehlt Material", sagt Schifferenz. Nachteilig, meinen die Schüler, sei auch die geringere Wahlmöglichkeit von Fächerkombinationen, ein Anachronismus gar, Chemie und Physik nicht gleichzeitig belegen zu können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort