Randlage: Vorteil und Nachteil

NERDLEN-KRADENBACH. Rund fünf Jahre ist das Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) Nerdlen-Kradenbach in Betrieb. Einige dort angesiedelte Firmen sind von Beginn an mit von der Partie. Anfangs gab es "Kinderkrankheiten". Nun zeigen sich die Firmen als zufriedene Nutzer, deren Erwartungen an den Standort für Existenzgründer sich erfüllt haben.

Ein Mieter der ersten Stunde im TGZ ist Josef Hamann, der mit der Produktion und dem Vertrieb von Garten-, Gastronomie- und Büromöbeln, Terrassenkonzepten und Windschutz schon 1999 in der ersten bezugsfertigen Halle ansiedelte und seit 2000 auch die Büroräume vor Ort nutzt. "Ich sehe das TGZ von Grund auf positiv. Ich habe Unterstützung auf breiter Front erfahren", lobt der Chef der Firma Hamannit. Kritik, im TGZ sei nichts los, teilt er nicht. "Wenn hier ein Geschäft nicht optimal läuft, liegt das nicht am TGZ-Konzept, sondern am Geschäft selbst. Das TGZ ist doch in erster Linie ein Mietobjekt, das gute Konferenzräume, eine klasse Infrastruktur und für Besucher ein gepflegtes Image bietet." Jedes Unternehmen müsse fachliche Kompetenz selbst aufbringen. Der Nutzen des TGZ manifestiere sich auch nicht in der Fülle von Besucherströmen. Die zeitweilige Sackgassenlage des TGZ habe sich für Hamannit nicht negativ ausgewirkt. Die Hoffnungen auf Synergie-Effekte mit anderen Mietern im TGZ haben sich für Hamann erfüllt: "Wir haben eine Spedition auf dem Areal, da nutzen wir die kurzen Wege. Außerdem haben wir dank der räumlichen Nähe zu anderen Firmen konkrete Geschäftskontakte anbahnen können." Seinen Mietvertrag hat er auf die maximal möglichen acht Jahre verlängert. Diesen Schritt geht auch Alain Duny, Geschäftsführer der IT-Firma "de facto". "Die anfänglichen Mängel, etwa das Fehlen von Breitbandtechnologie, sind behoben, auch die Gastronomie im Haus ist wieder lebendig, und die technische Infrastruktur ist nun ein gutes Argument, möglichst lange hier zu bleiben." Die Lage am Waldrand ist für ihn und sein Team aus EDV-Experten ein Vorteil: "Wir haben viel mehr Ruhe für Entwicklungen als während unserer kurzen Zeit in Dauns Stadtmitte." Parkplatzsorgen sind unbekannt, und die Mittagspause kann zum Joggen in der Natur genutzt werden. Synergie-Effekte, die sich in positiver Auftragslage abzeichnen, seien auch für "de facto" im TGZ entstanden. Duny verweist auf die Dauner Mediatage, die im Zentrum stattfanden. Die günstige Miete ist für ihn ebenfalls ein Pluspunkt. Allerdings seien die Nebenkosten für Existenzgründer meist "etwas problematisch". Duny pläsdiert für großzügigere Zahlungsmöglichkeiten.Frachtkosten kontra Infrastruktur

Fabian Reh von der Firma "Reh Lasertechnik", die vor rund vier Jahren aus dem Raum Jüchen kam und vor allem Werbemittel herstellt, macht auf ein Problem der Mieter aufmerksam. Ihn ärgert, dass die Post den Briefkasten abgebaut hat, so dass Geschäftsbriefe mit einem Tag Verzug rausgehen. Die Telekom habe zudem keine DSL-Technologie erschlossen. "Wegen der dünnen Besiedlung werde ich auch von Lieferanten stiefmütterlich behandelt, die für die Eifel zusätzliche Frachtkosten berechnen." Das TGZ mit seiner Infrastruktur jedoch nimmt er ausdrücklich von der Kritik aus. Alexander Pfeifer hat mit seiner Firma für Rabattmarketing vor kurzem das TGZ verlassen - "obwohl wir uns da sehr wohl gefühlt haben und super Leistungen bekamen". Zu diesen Leistungen habe eine sehr engagierte Begleitung durch die Geschäftsführung des Zentrums gehört. "Ich hätte mir eine Umfrage gewünscht, ob die Mieter eine Neubesetzung der Geschäftsleitung befürworten." Weil eine solche Mitbestimmung nicht erfolgt sei, habe seine Firma den Mietvertrag gekündigt - unabhängig von der Frage, wer die Nachfolge des damaligen TGZ-Geschäftsführers Werner Inhester antreten würde.

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