Rechtsstreit um Naturdenkmal geht weiter

Die Kreisverwaltung Vulkaneifel geht von einer absichtlichen Überschreitung der Grenzen beim Lava-Abbau am Naturdenkmal Scharteberg bei Kirchweiler aus. Aufgrund ihrer Anzeige ermittelt die Staatsanwaltschaft. Der Verteidiger des Lava-Unternehmers fordert die Einstellung des Verfahrens.

Kirchweiler. Die Wellen schlagen seit der Strafanzeige der Kreisverwaltung vom 28. April 2008 hoch. Unternehmer Dieter Stolz soll absichtlich im Bereich des Naturdenkmals Scharteberg Lava abgebaut haben (der TV berichtete mehrmals). Rechtsanwalt Albrecht Thielen, Verteidiger des Lava-Unternehmers, meint sogar: "Das Strafverfahren wird von einer gewissen Hysterie begleitet." Er bilanziert den Vorgang nach der Auswertung von mehreren Gutachten als "bedauerlichen Schadensfall" und forderte am 7. Oktober bei der Staatsanwaltschaft die Einstellung des Verfahrens.

Dafür glaubt er überzeugende Fakten zu haben. Naturschützer sprachen von einer illegal abgebauten Menge von 400 000 Kubikmetern Lava, die Kreisverwaltung von 100 000 Kubikmetern. Letztendlich habe das Bergamt am 7. August eine Menge von 20 200 Kubikmetern ermittelt. Die Kreisverwaltung verweigert auf TV-Anfrage alle Antworten mit dem Hinweis auf das laufende Rechtsverfahren.

Stolz will weitere Million Tonnen abbauen



Im Auftrag des Unternehmers fertigte Professor Georg Büchel ein Gutachten an. Der Geologe der Universität Jena gilt als renommierter Kenner der Vulkaneifel. Er hat die Beweise für den größten Vulkan der Eifel bei Kirchweiler entdeckt und dokumentiert (der TV berichtete). Laut seinen Aufzeichnungen sollen die 20 200 Kubikmeter aus dem geschützten Areal aufgrund von Verwerfungen in den Erdschichten nachgerutscht sein. Jurist Thielen erklärt: "Innerhalb der genehmigten Grube wurde gesprengt. Alles rechtens. Entlang der rechtwinklig verlaufenden Grenze rutschte nach Tagen ein weit entlegener Teil nach und wiederum einige Tage später der unmittelbar angrenzende Bereich. Das ist bedauerlich, aber keine Absicht."

Ungeachtet des Verfahrens will Stolz erreichen, dass das Naturschutzdenkmal verkleinert wird, damit er eine weitere Million Tonnen Lava abbauen kann. Dieser Antrag soll noch in diesem Jahr gestellt werden. Stefan Simon, Ortsbürgermeister in Kirchweiler: "Wir werden den Antrag von Herrn Stolz unterstützen." Damit würde Bruchzins von "gut einer Million Euro" in die Gemeindekassen von Kirchweiler und Hinterweiler fließen.

Unternehmer Stolz wird im Zusammenhang mit dem illegalen Abbau auch Diebstahl vorgeworfen. Anwalt Thielen: "Das ist Unsinn, denn auch für die nachgerutschten Mengen wurde Bruchzins gezahlt."

Ob und wann die Staatsanwaltschaft Klage erhebt, ist derzeit ungewiss. Zunächst müssen alle Unterlagen ausgewertet werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort