Reform stärkt Eifel-Standorte

GEROLSTEIN/DAUN. Ende des Stocherns im Nebel: "Eine Schließung der Bundeswehrstandorte Daun und Gerolstein kommt nicht in Frage. Mehr noch: Es ist auszuschließen, dass hier irgend etwas wackeln könnte." Das verkündete die SPD-Bundestagsabgeordnete Elke Leonhard bei einem Truppenbesuch in der Nebel verhangenen Eifel.

Die SPD-Politikerin kam diesmal nicht als Wahlkreiskandidatin, sondern in ihrer Funktion als Referentin für den Bundeswehretat im Haushaltsausschuss des Bundestages. Der umfasst laut Leonhard bis 2006 jährlich 24,6 Milliarden Euro. "Ich bin in der SPD-Fraktion für die Kontrolle des Haushalts der Bundeswehr zuständig und somit für die Finanzen verantwortlich", erläuterte die Abgeordnete aus Manderscheid.In die Heimat kam sie zurück, um über die Auswirkungen der jüngst vom Verteidigungsminister erneut in die Diskussion gebrachte Bundeswehrreform vor Ort zu informieren. Diese sieht vor, dass von den derzeit 541 Standorten bis zum Jahr 2006 etwa 130 geschlossen werden sollen.Erfreut nahmen daher sowohl Soldaten als auch zivile Mitarbeiter der Bundeswehr im Kreis Daun auf, dass Leonhard für sie keine Hiobsbotschaften überbrachte. Doch das erwartete angesichts der durchgesickerten Informationen und bereits getätigter Äußerungen aus hohen politischen und militärischen Kreisen auch keiner ernsthaft. Und: Die Gerolsteiner und Dauner Fernmelder wissen um ihre Fähigkeiten und ihre besondere Stellung innerhalb der Bundeswehr. Dennoch tat die erste offizielle Bestätigung allen gut.Leonhard listete die Pro-Argumente der Standorte Gerolstein und Daun auf, die letztlich gezogen hätten: "Das sind zum einen die in jüngster Vergangenheit getätigten, umfangreichen Investitionen, zum anderen ist es das Ansehen innerhalb der Bundeswehr, das vom besonderen Know-how und den Fähigkeiten herrührt." Keinen Ausschlag hingegen spiele diesmal die regionale Komponente - also ob ein Standort in einer strukturschwachen Region liege, die es zu stärken gelte.Die Gerolsteiner Fernmelder sind innerhalb der Bundeswehr Vorreiter der High-Tech-Kommunikation via Satellit. Künftig werden bundesweit sechs Einheiten mit dieser Aufgabe betraut sein. Den Stellenwert der Fernmelde-Spezialisten verdeutlichte Leonhard anhand von Zahlen: "Während in fast allen anderen Teilbereichen gekürzt wird, wurden in den Verteidigungshaushalt 2004 speziell für die Satelliten-Kommunikation 650 Millionen Euro eingestellt."Gerolstein wird aufgerüstet

Auf einen weiteren Punkt wies der Kommandeur der Gerolsteiner Fernmeldespezialisten, Oberstleutnant Gregor Engels, hin: "Auch künftig werden wir im gesamten Westen der Republik die einzige Ausbildungsanlage für die Satelliten-Kommunikation haben."Die konkreten Auswirkungen der Reform für den Standort Gerolstein erläuterte Major Knut Wichmann: "Derzeit haben wir sieben mobile Sat-Komm-Trupps, zwei bis vier weitere Anlagen, jeweils auf dem neuesten Stand der Technik, werden wir erhalten." Wann das so weit sein wird, sagte er aber nicht. Bundeswehrweit sollen 60 neue dieser High-Tech-Anlagen gekauft werden.Den Stellenwert der Dauner Fernmelder, die auf die Aufklärung spezialisiert sind, machte Leonhard am Beispiel des Marschbefehls nach Kundus in Nordafghanistan fest: "Gerade in einer Region, wo mit An- und Übergriffen zu rechnen ist, ist es wichtig, durch Aufklärung im Vorfeld möglichst gut vorbereitet zu sein."Kundus also ein kalkulierbares Risiko? Leonhard: "Es ist eine schwierige Aufgabe, die angesichts der drohenden Gefahr von Terroranschlägen mit nichts anderem zu vergleichen ist." Dennoch wird laut Leonhard alles getan, um das Risiko zu minimieren, zudem würden auch "Worst-Case-Szenarien" sorgfältig durchgespielt - zentrale Frage dabei: Wie bekommen wir im Fall der Fälle unsere Soldaten wieder heim?" Auf die Frage nach seinem (vorweihnachtlichen) Wunsch an die politischen Verantwortungsträger sagte Oberstleutnant Engels: "Dass wir weiterhin in diesem guten Dialog bleiben, und dass drei Dinge vor einem Auslandseinsatz sichergestellt sind: klare Vorgaben, Rechtssicherheit und politische Visionen für die Zeit danach."

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