Rettungsdienstler schlagen Alarm

DAUN/GEROLSTEIN. Ein nicht neues Problem ist wieder akut: Laut DRK-Rettungsdienst ist die Notarztversorgung im Landkreis Vulkaneifel seit geraumer Zeit nicht mehr zu 100 Prozent gewährleistet. Im Krankenhaus Daun wird an einer Lösung gearbeitet, die schon bis Ostern greifen könnte.

Dass beim Einsatz eines Rettungswagens auch ein Notarzt mit an Bord ist, wird vom Großteil der Bevölkerung immer noch für selbstverständlich gehalten. Die Realität sieht aber derzeit anders aus. Gerd A. Hommelsen, Geschäftsführer der DRK-Rettungsdienst Eifel-Mosel-Hunsrück GmbH, und Udo Horn, Leiter des Rettungsdienstes, schlagen deshalb Alarm: Schon seit geraumer Zeit ist die Notarztversorgung im Landkreis Vulkaneifel nicht mehr zu 100 Prozent gewährleistet. Und Besserung ist nicht absehbar, im Gegenteil: "Eine kurzfristige Entspannung ist nicht in Sicht, bestenfalls Notlösungen", sagt Hommelsen. Auch für die heiße Phase der tollen Tage sieht es laut Horn nicht gut aus: "Es steht schon fest, dass am Rosenmontag kein Notarzt zur Verfügung steht." "Tendenz ist bereits steigend"

Die Krankenhäuser im Kreis sind laut DRK derzeit nicht in der Lage, die notärztliche Versorgung auf Dauer und rund um die Uhr zu gewährleisten. So habe Daun im zweiten Halbjahr 2006 an 29 Tagen für 147 Stunden den Notarzt abgemeldet, Gerolstein habe im vergangenen Jahr an 75 Tagen für 619 Stunden keinen Notarzt stellen können. "Die Tendenz ist in diesem Jahr bereits steigend", berichtet Horn. "Insgesamt werden diese Zahlen in diesem Jahr dramatisch steigen", prognostiziert Hommelsen. In Gerolstein sei die Lage schon länger angespannt, deshalb habe man dort vor gut zwei Jahren einen "runden Tisch" eingerichtet. Seitdem übernehmen auch niedergelassene Ärzte und solche, die keinen Dienst im Krankenhaus haben, Notarzt-Dienste. Ein Grund für die Misere: Die Krankenhäuser, die gesetzlich verpflichtet sind, Notärzte zur Verfügung zu stellen, dürfen nicht jeden Arzt einsetzen, sondern nur einen, der die Zusatzqualifikation "Notfallmedizin" oder den "Fachkundenachweis Rettungsdienst" vorweisen kann. Bis vor kurzem war die Hürde noch höher, denn für das 2005 in Kraft getretene Rettungsdienst-Gesetz war ausschließlich die Zusatzqualifikation "Notfallmedizin" (mit deutlich höheren Anforderungen) gefordert. "In den Ballungsgebieten ist es nicht schwer, diese Vorgabe zu erfüllen, aber für kleine Krankenhäuser auf dem Land bereitet es große Probleme", berichten Franz-Josef Jax, Verwaltungsdirektor des Dauner Krankenhauses, und sein Gerolsteiner Kollege Karl-Heinz Schmeier. Erst Anfang des Jahres wurden die Voraussetzungen wieder geändert, der "Fachkundenachweis Rettungsdienst" reicht nun wieder als Qualifaktion für den Notarzt-Dienst aus. Wichtige Details noch nicht geklärt

Zudem haben die Krankenhäuser das Urteil des Europäischen Gerichtshofs umzusetzen, wonach Bereitschaftsdienst der Klinikärzte Arbeitszeit ist. "Auch das ist für ein kleines Haus wesentlich schwieriger als für ein großes", erklärt Jax. Beide Krankenhäuser haben schon einiges getan, um die Situation zu verbessern. Allerdings seien "die Vertragsabschlüsse noch nicht zustande gekommen, weil unter anderem wichtige Details wie Haftungs- und Finanzierungsfragen für die Personalgestellung noch nicht abschließend geklärt werden konnten", erklärt Schmeier. Aus seiner Sicht werde es eine "100-prozentige Besetzung durch ein Krankenhaus in den seltensten Fällen geben und sicherlich primär von den Häusern im ländlichen Raum nicht geleistet werden können". Vertragspartner sind die Kreisverwaltung Trier-Saarburg als für den Rettungsdienstbereich Trier zuständige Behörde sowie die so genannten Kostenträger wie die Krankenkassen. "Unser Ziel ist, dass es so schnell wie möglich zwei Dienstpläne gibt: einen für unsere Ambulanz und einen für die Notarztdienste", kündigt Jax an. "Bislang war es häufig so, dass der Arzt, der für die Ambulanz tätig war, gleichzeitig auch den Notarzt mitmachte. Das ist angesichts der Fülle der Patienten im Interesse aller Beteiligten nicht mehr tragbar. Wir hoffen, dass wir das bis Ostern mit der neuen Regelung hinkriegen", ist der Dauner Verwaltungschef optimistisch. Aus Gerolstein heißt es: "Unser Bestreben ist es, die teilweise erfolgten Abmeldungen so gering wie möglich zu halten."

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