Richtig auftreten statt zutreten

WALLENBORN/GILLENFELD. "Sicher-Stark-Team" – der Name der Organisation, die in Kooperation mit dem Jugendamt Daun Schüler an den Grundschulen in Wallenborn und Gillenfeld trainierte, ist Programm. Zwei Experten gaben den Kindern Tipps und zeigten in Übungen, wie Konfliktsituationen gewaltfrei zu meistern sind.

"Ein älterer Nachbarjunge hat mich erpresst. Wenn ich ihm die fünf Euro nicht gegeben hätte, hätte er mich verprügelt", berichtet ein Viertklässler in Wallenborn. Ein Drittklässler erzählt, dass er in seiner vorherigen Schule oft beobachtet hat, dass Erstklässler traktiert wurden. Die Grundschüler informieren über ihre Erlebnisse. Sie können im Rückblick gut abgrenzen zwischen Gefahr, Konflikt und eigenem Fehlverhalten. Trainerin Julia Schlegel erklärt: "70 Prozent aller Konflikte können durch Worte und entsprechendem Auftreten gelöst werden." Die Diplom-Pädagogin simuliert mit ihrem Kollegen Ralf Schmitz, Ex-Polizist und Motivationstrainer, eine Szene, in der ein Schüler gegen seinen Willen von einem anderen in eine Ecke oder hinter eine Hecke gezogen werden soll. Wenn der "Angreifer" den Arm des Gegenübers erfasst, soll bei den trainierten Schülern direkt ein "Stufen-Schema" einsetzen. Von der freundlichen Aufforderung ("Lass mich bitte los") bis hin zum Befehl ("Loslassen!"). Schmitz, Nahkampf-Ausbilder und Schwarzgürtelträger in etlichen Kampfsportarten, ermuntert: "Das ist Selbstverteidigung mit Worten und Gesten. Schaut dem Gegenüber in die Augen und duckt euch nicht." Grundschüler können mit der Aufforderung nach selbstbewusstem Auftreten meist konkret nichts anfangen. Die Trainer demonstrieren den unerschrockenen Blickkontakt und die straffen Schultern: "Tut einfach so, auch wenn euch nicht danach ist." Hilft auch der Befehlston nicht, raten die Trainer, Hilfe zu holen. Schlegel: "Verzweifelt nicht. Wenn ihr Erwachsene in der Nähe seht, sprecht sie an. Etwa mit: ,Sie da in der gelben Jacke'. Das wirkt meistens." Ist kein Retter auf weiter Flur in Sicht, sei Gewalt erlaubt - aber auch nur dann. Schmitz: "Beißt ihm in die Hand und rennt weg." Eine andere Überrumpelungstaktik sei der Schockschrei. Schlegel demonstriert ihn. Unvermittelt schreit sie ihren "Angreifer" an. Die Schrecksekunde nutzt sie, um loszurennen. Der kleine Fabien geht gestärkt aus der Übung. "Ich habe gut gelernt, mich mit Worten und einfachen Tricks zu wehren." Gleiches gilt für Tobias: "Wenn mir ein Fremder ein Eis verspricht, sage ich ,Nein'. Dann laufe ich nach Hause und sage es meinen Eltern." In den jeweils eintägigen Workshops an den Grundschulen Wallenborn und Gillenfeld wurden Dritt- und Viertklässler geschult. Die Eltern sind begeistert. Bärbel Schottes, Mutter zweier neun- und zwölfjähriger Kinder, sagt: "Ich finde gut, dass die Kinder jetzt besser vorbereitet sind. Außerdem bleibt so eher etwas hängen als bei elterlichen Ermahnungen."

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