Rinder statt Reagenzgläser

Das Ende ist besiegelt: Die Universität Bonn hat die Lehr- und Forschungsstation im Dauner Stadtteil Rengen engültig geschlossen. Ein neuer Besitzer ist gefunden: Er will eine Biotierhaltung aufziehen.

 Hans und Petra Hartmann mit Professor Jens Léon und Professor Gerhard Schiefer (von links) in der Forschungsstation in Daun-Nerdlen. TV-Foto: Helmut Gassen

Hans und Petra Hartmann mit Professor Jens Léon und Professor Gerhard Schiefer (von links) in der Forschungsstation in Daun-Nerdlen. TV-Foto: Helmut Gassen

Daun-Rengen. Zum Abschied waren noch einmal viele ehemalige Mitarbeiter der "Domäne", wie die Lehr- und Forschungsstation der Universität Bonn im Volksmund genannt wird, gekommen. Auch mit ein bisschen Wehmut schauten sie sich die Bilder aus vergangenen Tagen an. "Es ist sicher kein Fest, das wir heute begehen, sondern eher ein trauriger Anlass, denn es heißt nun Abschied nehmen", sagte Professsor Jens Léon, Dekan der landwirtschaftlichen Fakultät der Uni Bonn. Mehr als 75 Jahre wurden auf dem Versuchsgut wissenschaftliche Untersuchungen mit zwei Forschungsschwerpunkten betrieben. Einerseits die Grünlandextensivierung, die ab den 80er Jahren betrieben wurde, worüber viele Doktorarbeiten geschrieben wurden. Der zweite Schwerpunkt war der Nährstoffkreislauf, wobei der Weg des Stickstoffs nach der Düngung und die Versickerung von Nitrat und Ammonium im Boden untersucht wurden. "Hier wurden viel tolle wissenschaftliche Dinge gemacht, die auch vorzeigbar sind", sagte Léon.Doch ungeachtet dieser Erfolge waren der Uni, die seit dem Jahr 2000 nur noch Pächter des Betriebs war, die laufenden Kosten für die Anlage zu hoch, und so reifte seit zwei Jahren der Entschluss, das Gut zu schließen. "Wir stehen alle unter einem enormen Druck und müssen jetzt die landwirtschaftliche Fakultät neu ordnen. Es stellt sich grundsätzlich die Frage, welche wissenschaftliche Ausrichtung wir in Zukunft haben werden", erklärte der Dekan. Sechs weitere Einrichtungen hat die Uni, insgesamt werden nach weiteren Schließungen drei bleiben. "Wir haben uns sehr, sehr schwer getan mit der Schließung des Rengener Versuchsguts und nehmen mit Wehmut Abschied. Aber die Forschungsorientierung der Uni hat sich geändert, was eine entscheidende Rolle bei der Schließung gespielt hat", erklärte Professor Gerhard Schiefer als Koordinator der Versuchseinrichtungen die Schließung.

Neuer Eigentümer hat Bio-Hofgut in Neuss

Das Objekt mit 90 Hektar Land, dessen erste Bauten aus den 1930er Jahren stammen, war vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen als Eigentümer europaweit ausgeschrieben worden. Eine Familie aus Neuss ist der neue Eigentümer. Hans und Petra Hartmann sowie ihr Geschäftspartner Hans Schnabel betreiben seit zehn Jahren in Neuss ein Bioland-zertifiziertes Hofgut, wo sie Fleisch verkaufen. "Wir wollen das Versuchsgut weiterentwickeln und auch den Namen "Domäne" beibehalten. Wenn demnächst alles vertraglich geregelt ist, stellen wir uns hier eine Tierproduktion vor, wo wir langsam wachsendes Bio-Fleisch produzieren möchten. Dazu werden wir schottische Hochlandrinder, die wir noch kreuzen wollen, sowie Schweine und Ziegen hier halten. Wir wollen keine Massenproduktion hier auf der Domäne. Wichtig ist für uns, dass wir hier auf dem Hof schlachten können und einen Tiertransport vermeiden", erklärt der neue Eigentümer. Dazu sollen Gebäude saniert und ausgebaut werden, ein Schlachthaus mit Fleischverarbeitung und ein Kühlraum sollen gebaut werden. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Versuchsgutes Rengen wird von den neuen Eigentümern eingestellt und soll sich um den Hof kümmern. In naher Zukunft möchte Partner Hans Schnabel zudem noch eine Imkerei und Pilzzucht auf der "Domäne" aufziehen.

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