Rohstoffe erzeugen Konflikte

Nur knapp 20 Besucher fanden sich ein zur Podiumsversanstaltung "Bergbau kontra Naturschutz". Die Grünen und Umweltverbände fordern mehr Transparenz in Abbau-Genehmigungsverfahren und eine Novellierung des Bergrechts.

Daun. (vog) Der Kreisverband Bündnis 90/Grüne hat mit den zwei Bundestagsabgeordneten Ulrike Höfken und Peter Hettlich adäquate Ansprechpartner für diese Veranstaltung in die Vulkaneifel geholt. Hettlich wird als "Bergbau-Kenner" und Sprecher für Baupolitik vorgestellt. Er holt weit aus und teilt aus. Die SPD sei "Bergbau-beseelt", und die sogenannte Silvester-Verordnung, wonach das Landesamt für Bergbau Abbaugenehmigungen erteile, ordnet er der Nazi-Zeit zu.Ein äußerst fragwürdiger Vergleich

Aufstöhnen im Publikum. Andreas Tschauder, Abteilungsleiter im Landesamt für Bergbau (LAB), kontert: "Bergrecht gleich Nazirecht stimmt nicht. Dieser Vergleich ist mehr als fragwürdig. Aus der Silvesterverordnung stammt heute nur noch die Aufzählung der Rohstoffe." Nachdem sich die Wogen geglättet haben, geht es sachlicher weiter.Mit Uli Diederichs von der Kreisverwaltung und Norbert Leinung von der Umwelt- und Naturschutzorganisation "Bund" werden weitere Aspekte eingebracht. LAB-Mann Tschauder erklärt: "In einer rohstoffreichen Gegend wie der Vulkaneifel sind Konflikte vorprogrammiert. Wir versuchen als Moderatoren, lebenswerten Raum für alle zu schaffen." Auch Diederichs sieht die Kreisverwaltung in der Moderatorenrolle. Karl-Wilhelm Koch lässt die Aussagen nicht gelten. Er sagt: "In der Moderation knirscht es gewaltig. Unternehmer werden mit Samthandschuhen angefasst, und die Bürger haben das Nachsehen." Leinung unterstützt ihn: "Unternehmer vergolden die Lavagruben doppelt. Mal kassieren sie für den Abbau, mal fürs Zukippen mit Müll." Beifall aus dem Publikum. Waltraud Rexroth, Verbandsgemeinderat Daun, fragt: "Was passiert, wenn ein Berg zwischen zwei Dörfer komplett durch Bergbau abgetragen wird?" Tschauders Antwort: "Das muss im Einzelfall geklärt werden." Peter Trim, Dauner Stadtrat, berichtet über das konkrete Beispiel einer stillgelegten Grube am Mäuseberg: "Die wurde mit Asbest zugeschüttet, und erst nach einer Anzeige passierte was." Trim wertet das anschließende Planieren des Areals für Parkplätze als nicht landschaftstypisch. Außerdem sei die Öffentlichkeit nicht eingebunden gewesen. Tschauder erklärt: "Das ist nur bei größeren Verfahren nötig oder wenn eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) gemacht wurde." Das Publikum erfährt, dass UVPs erst bei Betriebserweiterung ab 25 Hektar nötig werden. Für Umweltschützer Leinung ein Unding: "Die Eifel wird platt gemacht. Den Behörden sind keine Vorwürfe zu machen, weil die Politik das Bergrecht ändern muss." Mitglieder der Bürgerinitiative Strohn sehen ihre Belange nicht vertreten und fordern mehr Transparenz. "Keine Geheimniskrämerei" ist auch Höfkens Tenor. Die Bundestagsabgeordnete sieht mit rigorosem Bergbau auch die Wirtschaftsfaktoren Tourismus und nachhaltige Landwirtschaft gefährdet. Sie meint: "Jede Fläche wird in Zukunft wichtiger werden."

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