Roland – ein schillerndes Unikat

DAUN-WALDKÖNIGEN. Wenn Götz George im Rahmen von "Tatort Eifel" mit einem Preis für sein filmisches Schaffen ausgezeichnet wird, erhält er keinen simplen Guss wie den "Bambi" oder einen "Oscar", sondern als Unikat sehr gewichtige Kunst. Der Glaskünstler Kurt Westerhausen, Schüler von Georg Meistermann, hat die Skulptur entworfen und mit Blei und Glas realisiert: einen geheimnisvollen Raben.

Mit Schnurrbart, Knautschmantel und seiner leicht knolligen Nase blickt Horst Schimanski im Atelier von Kurt Westerhausen auf den Gipsentwurf eines Raben hinab. Der legendäre Duisburger Krimiheld, verkörpert von Schauspieler Götz George, begleitet als Zeichnung die Entstehung des "Roland", wie der Hauptpreis des Festivals "Tatort Eifel" nach dem Autor Jürgen Roland benannt wurde. "Da ich die Auszeichnung ja leider nicht persönlich übergeben kann, habe ich mir den Schimanski gemalt", sagt der Glaskünstler, "So entgeht er mir nicht." "Dann wurde mir klar, wie schwierig das ist"

Neben dem Porträt hängen die Vorentwürfe, die ganz am Anfang der Gestaltung standen: abstrakte Figuren und Studien zu jenem Raben, der nun der "Roland" ist. "Zunächst habe ich mich einfach sehr über den Auftrag gefreut, als Künstler eine Skulptur für den Preis zu entwerfen", schildert er den langen Weg von der ersten Idee an, "doch dann wurde mir klar, wie schwierig das ist. Denn es sollte einerseits einen Bezug zum Thema Krimi geben, andererseits sollte etwas ganz Besonderes entstehen, das der Würde des Preisträgers entspricht." Die richtige Inspiration dann habe er von Edgar Allen Poe bekommen, der in seinem berühmten schaurigen Gedicht einen Raben als den "Überbringer des Nimmermehr" erscheinen lässt. "Der Rabe ist klug, archaisch und zwiespältig. In der Mythologie dient er als Götterbote zur Ankündigung von Tod und Unheil, in anderen Traditionen ist er Übermensch, Schöpfer und Bewahrer." Der Vogel drücke eine starke Präsenz aus - ebenso wie Götz George, den Westerhausen sehr schätzt: "Der ist ein großer Schauspieler mit vielen Facetten. Die passen zusammen." Die geheimnisvolle Aura des mythischen Tieres und zugleich die hohe Gewichtigkeit der Anerkennung, die durch den "Roland" ausgesprochen wird, fand Westerhausen in einem Material vereint, dessen Verarbeitung ihm von der Glaskunst her vertraut ist: dunkelgrau schimmerndes Blei, verbunden mit einem Einsatz aus weißem Glas. "Die bleierne, distanzierende und schwermütige Außenhaut steht im magischen Kontrast zu dem gläsernen, schillernden und leuchtenden Auge", erläutert er die Mehrdeutigkeit des Symbolgehalts. Auch wenn der zweite "Roland", den Götz George auf einer Gala am 17. September erhalten wird, so aussieht wie der erste, der 2003 verliehen wurde, ist der doch ein Unikat. Alle Einzelteile der Bleiummantelung werden mit eigens hergestellten Werkzeugen gefertigt, das Ganze dauert rund sechs Wochen. "Halbheiten gehen für mich nicht", stellt Westerhausen seinen hohen Anspruch an die Skulptur klar. Die solle schließlich auch als Kunst verstanden werden und nicht als Trophäe dienen. "Wenn ich damit dem George vermitteln kann, wie hochwertig dieser ‚Tatort Eifel‘ hier ist, dann ist es gut." Zur Preisverleihung jedenfalls wird der Künstler irgendwo im Publikum sitzen und hoffen, dass die Freude über die schwer wiegende Auszeichnung dem Schauspieler anzusehen ist.

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