"Rosenkrieg" ausgefochten

BAASEM/AACHEN. Wegen Totschlags muss sich zur Zeit ein Baasemer vor dem Aachener Landgericht verantworten. Unter Tränen sagte er aus, in der Nacht zum 2. März seine Ehefrau mit einem Messerstich getötet zu haben.

Ein 54 Jahre alter Fotograf aus Baasem hat gestern vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Aachen zugegeben, seine als Domina tätige Ehefrau getötet zu haben. Im gemeinsamen Haus in Baasem, das nun zwangsversteigert werden soll, habe er die 48-jährige Frau in der Nacht zum 2. März im Streit zuerst mit einem Nudelholz am Kopf verletzt. Danach, sagte er unter Tränen aus, habe er sie durch einen Messerstich ins Herz getötet. Nach 28 Jahren sei die Ehe belastet gewesen durch finanzielle Probleme und die Rotlicht-Nebentätigkeit der Krankenschwester und ehemaligen Küsterin. Die Trennung sei bereits vollzogen und von Scheidung die Rede gewesen. "Ich kannte meine eigene Frau nicht mehr."

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann nun Totschlag vor. Vor Gericht sprach der ernst blickende und ruhig sprechende Angeklagte von einem regelrechten Rosenkrieg, den er mit seiner Frau ausgefochten habe. Sie sei am Tattag mit einem Blumenstrauß eines Freiers nach Hause gekommen. Sie habe sich, so der 54-Jährige, mit ihm gezankt: um Unterhaltszahlung, Zigarettenrauch im Haus, Alkohol. Es habe Anschuldigungen gegeben, Beleidigungen. Sie habe ihm "überholte Moralvorstellungen" vorgeworfen, gesagt, er "verstecke sich hinter der Bibel". "Ich kannte meine eigene Frau nicht mehr." Alles habe sich hochgeschaukelt. Dabei sei er des Kämpfens mit ihr eigentlich müde gewesen, habe sich nicht auf "dieses Niveau herunter begeben wollen". Als er dann seine Brille abgesetzt habe und seine Frau mit dem Fuß darauf getreten sei, "da ist bei mir alles ausgeklinkt". Er habe ein Nudelholz genommen, das in der Nähe lag, und sei "auf sie los". Es habe eine Verfolgungsjagd gegeben. "Und dann sehe ich Blut." Es seien nur Bilderfetzen, die er in Erinnerung habe. "Wie sie auf den Boden fällt. Sie hat mir noch was gesagt. Und dann war schon Schluss. Es ging alles so schnell, viel zu schnell", sagte der Mann unter Tränen. Die Probleme kamen nach Besuchen im Swingerclub

Dabei sei die Ehe viele Jahre glücklich gewesen, erzählte der gebürtige Freiburger. Auf die Beziehung habe sich erst ein Schatten gelegt, als die Eltern zweier Söhne begannen, in Swingerclubs zu gehen. Er habe dort durch Fotografen-Aufträge etwas dazu verdienen können und fand, was sich ihm und seiner Frau bot, "auf den ersten Schlag interessant", so der Angeklagte. "Als nach drei Jahren Schluss war, hatten wir uns beide verändert." 1999 habe die Ehefrau begonnen, unter dem Namen "Petra" als Prostituierte in Troisdorf nebenher zu jobben, um das Haushaltsgeld aufzubessern. Denn: "Mit Geld hatte sie ihre liebe Not." Er habe diese Nebentätigkeit trotz aller Schulden nicht akzeptieren wollen, aber auch nie ernsthafte Konsequenzen gezogen. "Ich liebte sie ja über alles." Später habe sie ins Sado-Maso-Fach gewechselt und sich als Domina in Bonn "Lady Karlotta" genannt. "Da merkte ich, dass ich mental abbaute." Er habe Hörstürze bekommen, einen Selbstmordversuch unternommen und sei in der Psychiatrie in Euskirchen gelandet. "Ich war durch ihr Verhalten so deprimiert, am Ende." Zuletzt arbeitete der Mann am Klinikum Bonn als Fotograf in der Chirurgie. In den 70ern war er unter anderem Kriegsberichterstatter in Beirut. Seine Frau hatte er 1977 in Freiburg kennen gelernt und 1978 geheiratet: "Es war Liebe auf den ersten Blick." Der Prozess soll nach fünf Verhandlungstagen am 11. September zu Ende gehen.

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