Ruhig bleiben!

GEROLSTEIN. (vog) 17 Schüler des Hubertus-Rader-Förderzentrums (HRF) wurden jüngst zu Streitschlichtern ausgebildet. Außerdem sind sieben Lehrer an dem Projekt beteiligt. Die Volksbank Eifel-Mitte hat für die Finanzierung des 2100 Euro teuren Projektes 1500 Euro spendiert.

"Oft werden kleinere Streitereien zwischen Tür und Angel zu klären versucht, damit keine Unterrichtszeit verloren geht. Das ist für Schüler und Lehrer unbefriedigend", erklärt Daniela Merkes, Leiterin des Fachbereiches sozial-emotionale Entwicklung. Ein Grund, warum überhaupt das Streitschlichter-Projekt begonnen wurde. Sonja Zahnen (18) ist eine der 17 ausgebildeten Streitschlichter-Schüler. Sie meint: "Oft führt die brodelnde Gerüchteküche innerhalb der Schülerschaft zu Streitereien, die unnötig lange anhalten." Streitschlichterin Jessica Mikeska (12) berichtet von ihren Beobachtungen auf dem Schulhof: "Einer fängt an und dann wird es immer lauter, bis die Streitblase platzt, wie einer unser Ausbilder erklärte." Zwischen den 140 HRF-Schülern herrsche nicht mehr Streit als zwischen anderen Schülern, meint Lehrerin Merkes. Der richtige Umgang mit Missverständnissen und Meinungsverschiedenheiten müsse trainiert werden. Nach einjähriger Vorbereitung und einer Ausbildungswoche begann die konkrete Praxisarbeit im November. "Wenn man es mit einem 100-Meter-Lauf vergleicht, haben wir gerade den ersten Schritt getan", meint Merkes. Im täglichen Wechsel zwischen der Ober- und Mittelstufen-Gruppe stehen in der ersten großen Pause die Streitschlichter nach einem öffentlichen Dienstplan zur Verfügung. Ein eigens eingerichteter Streitschlichtungsraum dient als neutraler Boden und Rückzugsraum. Streitschlichter Kai Schröder (15) erklärt: "Die Streithähne sollen freiwillig zu uns kommen. Einige machen das auch." Die noch vorherrschende Zurückhaltung würde sicherlich bald der Neugier weichen. Kai verspricht: "Wir erarbeiten mit den Streithähnen richtige Verträge, mit denen alle einverstanden sein müssen. Außerdem bleibt alles, was besprochen wird, unter uns."Es ist wichtig, dass keiner unterbrochen wird

Jessica und Sonja verweisen auf weitere Regeln: "Es ist wichtig, dass jeder aussprechen darf und nicht unterbrochen wird." Sonja hat ihre Ausbildung auch schon zu Hause mit Umgang mit der zehnjährigen Schwester anwenden können. Sie sagt: "Ich hatte oft Stress mit ihr, weil sie mit dummen Antworten nervt. Jetzt wende ich die erlernten Tricks an - ruhig reden und klare Aussagen machen. Das hilft enorm." Der Ton macht eben die Musik. Ursula Murra, pädagogische Fachkraft, meint: "In der kurzen Zeit seit November hat sich die Umgangskultur schon positiv verändert." Ziel des Projekts: Die Schüler sollen auf Dauer die Konflikte selbstständig klären können. Mit der Qualifizierung der Streitschlichter ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan. Sie wirken als Multiplikatoren. Fachlehrerin Merkes: "Wir sind der Volksbank Eifel-Mitte dankbar für die finanzielle Unterstützung. Ohne deren Beteiligung an den Kosten hätten wir das Projekt nicht finanzieren können." Die Bank zahlte 1500 Euro der insgesamt 2100 Euro.

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