Rummeln im Dunkeln

DAUN. Böse Zungen behaupten, in Daun habe es noch nie einen Rosenmontagszug gegeben, zumindest keinen, der der Rede wert gewesen sei. Das stimmt so nicht: Früher gab es einen Rosenmontags- und einen Geisterzug.

1876 schlossen sich mehrere Dauner zusammen und gründeten die "Dauner Narrenzunft". Deren Ziel war es, durch Büttenreden und vor allem durch einen Rosenmontagszug die Bürger der Stadt zu erfreuen. Waren die Wagen auch nicht so pompös und luxuriös, wie man das heute in einigen Städten und Dörfern der Eifel sieht, so zeugten sie doch von Ideenreichtum und urwüchsigem Eifelhumor. Am Samstag vor Fastnachtssonntag trafen sich die Dauner Junggesellen, zogen sich nach Einbruch der Dunkelheit weiße Betttücher über den Kopf und erleuchteten zusätzlich die "Spukgestalt" von innen mit einer Stall-Laterne oder ausgehöhlten "Rummeln" (= Rüben), in denen eine Kerze brannte. Mit Gestöhn und Geschrei bewegte sich dieser Geisterzug durch die Stadt, vertrieb die Kinder und erschreckte manchen Passanten, der sich dann gerne mit einer kleinen Geldspende von diesen menschlichen Geistern loskaufte. Heute erlebt man in Daun diesen alten Brauch des "Geisterzuges" nicht mehr. Seine Wurzeln hatte er in vorchristlicher Zeit, in der man die bösen Geister verjagte. Der Maikäfer führte den Zug an

Das Symbol der Dauner Fasenacht war der "Maikäfer". Kunstvoll war das Tier von Schreinern geschnitzt und auf einen Wagen gesetzt worden. Dieser Dauner Maikäfer führte den "carrus navalis" (Karneval) an, mit langen Hörnern und großen Augen. Zur Freude aller Zuschauer pustete und prustete er vorne und hinten aus seinem Körper heraus Wolken von Konfetti. So wie der echte, lebende Käfer nur alle vier Jahre aus seinem Entwicklungsstadium ans Licht krabbelt, so unregelmäßig und nur alle paar Jahre fand auch der Dauner Fastnachtszug statt. Heute ist der Maikäfer vielerorts fast ausgerottet, der "Dauner Maikäfer" als Karnevalssymbol ebenfalls. Seit Mitte der 1960er-Jahre ist er, aber auch der Dauner Rosenmontagszug ausgestorben, der bereits vor 1900 nachweisbar ist. Schuld daran waren zwar nicht chemische Mittel, eher finanzielle und ideelle Gründe. Der Zug wurde danach zeitweise durch den "Dauner Straßenkarneval" ersetzt, der aber auch nur von kurzer Dauer war. Aber vielleicht "schlummert" irgendwo in einer Abstellkammer noch der große "Maikäfer" und wartet darauf, dass er aus seinem Ruhestadium wieder zum fastnachtlichen Leben erweckt wird und schnaubend und staubend die Spitze eines Rosenmontagszuges anführt und die Zuschauer singen hört: "Ei juja, ei juja, ei jetzt jeht's wieder juja!"

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