Salami-Taktik und tröstende Worte

DAUN/BLANKENHEIM. Dauerbrenner A 1-Lückenschluss: Während hinter den Kulissen an der Baureife für die rund 35 Kilometer lange Strecke zwischen Daun und Blankenheim gearbeitet wird, hängt die Umsetzung vor allem an einem: Geld. Wann es fließt, sagt derzeit keiner.

Seit einiger Zeit wohnt Christoph Unger in Daun. Des öfteren fährt der gebürtige Frankfurter mit seiner Frau Meike nach Köln und an den Niederrhein zu Besuchen bei den Schwiegereltern. Jede Fahrt wird für den 32-Jährigen zum Ärgernis: "Da die A 1 noch eine Lücke aufweist, muss ich jedes Mal über Land bis Blankenheim fahren, ehe es von dort aus schnell über die Autobahn weitergeht." Christoph Unger ist nicht der Einzige, der sich beschwert und auf Signale der Politik wartet, wann die noch bestehende Autobahn-Lücke zwischen Daun und Blankenheim in Nordrhein-Westfalen kleiner wird. Land hält an Ziel fest, bis 2010 Lücke zu schließen

Auf dem Papier wird der Lückenschluss derzeit vollzogen (siehe Chronologie). Wann jedoch das Geld dafür bereitgestellt wird, steht weiter in den Sternen ­ auch wenn von vielen Seiten die Chancen für einen baldigen Weiterbau als hoch eingestuft und die Notwendigkeit des Projektes in steter Regelmäßigkeit hervorgehoben wird. So werde der Lückenschluss laut Helmut Nikolaus, Leiter der Euskirchener Niederlassung des Landesbetriebs Straßen Nordrhein-Westfalen, im Kosten-Nutzen-Verhältnis als sehr hoch bewertet. Für 2020 gehen die Prognosen für den Abschnitt Blankenheim ­ Adenau von täglich 41 000 Fahrzeugen aus, auf der Strecke zwischen Adenau und Kelberg wird mit 34 000 Fahrzeugen gerechnet. Jeder Euro, der für den Bau der A 1 ausgegeben werde, sei sieben Mal günstiger angelegt, als wenn sie nicht gebaut würde, zitiert Nikolaus Berechnungen des Bundes. Vor der Bundestagswahl 2002 hatten der damalige Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig, Ministerpräsident Kurt Beck und Verkehrsminister Hans Artur Bauckhage bei einem Treffen dem Lückenschluss eine "verkehrlich überregionale Bedeutung" attestiert. Bodewig hatte seinerzeit gesagt, "in den kommenden Jahren" würden 115 Millionen Euro für den Bauabschnitt von Rengen bis zur Anschlussstelle bereitstehen. Damit solle noch in diesem Jahrzehnt der Abschnitt in die Bauprogramme aufgenommen werden. Diese Aussage deckt nicht das von Rheinland-Pfalz weiterhin formulierte Ziel, bis 2010 den gesamten Lückenschluss zu schaffen. Auch von den 115 Millionen Euro ist so genau nicht mehr die Rede. Das rheinland-pfälzische Verkehrsministerium weist darauf hin, dass die derzeitige jährliche Mittelausstattung des Bundes jedoch nur ein abschnittsweises Vorgehen erlaube. "Aus diesem Grund kann zunächst der rund 35 Millionen Euro teure erste Bauabschnitt bis Rengen gebaut werden. Die Finanzierung des rund 85 Millionen Euro teuren weiteren Abschnitts bis Kelberg ist noch offen." Private Finanzierung keine Lösung

Ähnlich vage äußert sich Klaus Paas vom Bundesverkehrsministerium. "Aussagen zu einem Gesamtfertigstellungstermin sind zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht beziehungsweise nicht möglich." Insgesamt belaufen sich die Baukosten für den rund 35 Kilometer langen Lückenschluss auf mehr als 400 Millionen Euro. Gestorben scheint offenbar eine Finanzierung nach dem so genannten "Konzessionsmodell", mit dem die A 60 zwischen Bitburg und Wittlich realisiert wurde. Danach werden Straßen privat vorfinanziert. Die rasche Finanzierung der A 60 wurde durch die Aufnahme des Projekts in das Privatfinanzierungsprogramm des Bundes sichergestellt. Inzwischen hat nach Angaben aus dem Verkehrsministerium jedoch der Bund das Finanzierungsmodell gestoppt, da durch diese Variante künftige Bundesfernstraßenhaushalte bereits vorbelastet seien und damit der Finanzierungsspielraum erheblich eingeschränkt sei. Was bleibt, sind "tröstende" Worte, wie zum Beispiel jene von Hans-Georg Huber-Balbach vom Bürgerbüro der Landesregierung in einem Brief an Christoph Unger: "Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis, wenn ich Ihnen für Ihre Fahrten von Daun nach Köln oder an den Niederrhein für die allernächste Zeit nicht zusagen kann, dass Sie diesen Weg durchgehend auf einer geschlossen ausgebauten Bundesautobahn A 1 zurücklegen können." Lesen Sie in den nächsten Tagen, warum die Behelfsausfahrt zur L 46 bei Rengen nun endgültig kommt und was die Bewohner des Ortsteils davon halten.

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