Salamitaktik im Steinbruch

DAUN/ÜDERSDORF. Seit Jahren liegen sie im Clinch: die Bürgerinitiative Weiersbach, die sich für den Erhalt des Naturdenkmals Löhley einsetzt, und der Betreiber des Steinbruchs sowie die Gemeinde Üdersdorf. Auch bei einer Exkursion des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege brachen diese Gegensätze wieder auf.

Der Üdersdorfer Steinbruch oberhalb des Dauner Stadtteils Weiersbach hat schon oft die Gemüter beunruhigt. Einerseits ist es der Lärm, der durch die unregelmäßigen Sprengungen im Bruch entsteht, der die Weiersbacher Bürger stört, andererseits sehen sie auch die Natur in Gefahr. Noch liegt die "Löhley", eine Basaltsteingruppe, umgeben von einem geschützten Schluchtwald, am Rande des Bruchs. Aber das kann sich schnell ändern. Deshalb setzt sich die Bürgerinitiative Weiersbach unter August Lorse für den Erhalt des seit 1938 geschützten Naturdenkmals ein. Eine Exkursion des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege- und Landschaftsschutz (Kreisverband Daun) unter der Leitung von Lorse und Renate Wittkuhn-Ring soll die Bürger von Weiersbach und Üdersdorf über das Thema informieren. Etwa 25 Bürger, darunter der Weiersbacher Ortsvorsteher Konrad Junk sowie der Üdersdorfer Bürgermeister Klaus Schmitt, sind bei der Exkursion dabei. Bereits zu Beginn entwickelt sich eine lebhafte Diskussion zwischen Schmitt, Lorse und Wittkuhn-Ring um die Grenzen des Abbaus im Bruch zur Löhley. "Die Grenze zur Löhley wird immer weiter geschoben, das ist eine Salamitaktik", sagt Lorse. Dem widerspricht der Bürgermei-ster energisch: "Die Grenzen sind genau so wie früher, das Naturdenkmal ist noch nie beeinträchtigt worden. Den Weiersbachern geht es nur um den Krach, nicht um das Naturdenkmal.""Wie ein Mann hinter der Firma"

Im Jahr 1988 beschloss der Üdersdorfer Gemeinderat, dem Drängen des damaligen Betreibers, der Firma Slabik, auf eine Erweiterungsfläche im Bruch nachzugeben. Der Firma wurde eine Erweiterung um 60 Meter südlich der Löhley zugebilligt. Allerdings mit der Auflage, dass dies die letzte Konzession sei, und ein Abbau in Zukunft nur noch in die Tiefe möglich wäre. "Der Üdersdorfer Gemeinderat hat sich mit diesem Beschluss ganz umweltfreundlich und naturbewusst verhalten", stellt Lorse fest. Denn bis zu einer Tiefe von 60 Metern sei noch Basalt vorhanden. Trotz dieses Beschlusses und eines staatlichen Erlasses, nach dem die Schutzgrenze nicht mehr verändert werden darf, gab es 1993, nachdem die Firma Scherer die Abbaurechte erworben hatte, doch noch eine Erweiterung in Richtung Löhley. Das Oberbergamt in Koblenz, zu dessen Aufgabenfeld der geowissenschaftliche Natur- und Umweltschutz zählt, griff nicht ein. "Alle wussten von dem Erlass, doch niemand hielt sich daran. Das Bergamt steht doch wie ein Mann hinter der Firma", behauptet Lorse. Die Firma Scherer argumentiert, in dem Bruch seien wegen der Enge keine Sprengungen mehr möglich und damit auch kein Tiefenabbau des Basalts. Die steile Wand zur Löhley trug nach Meinung der Naturschützer auch zum Absterben derjenigen Bäume bei, die nur noch wenige Meter vom Abgrund stehen. Auch von der Forstbehörde seien 1993 noch Bäume in diesem Bereich gefällt worden. Dass die Bäume durch den nahen Abbau abgestorben seien, kann Bürgermeister Schmitt nicht erkennen. "Die sind durch die Sonne kaputt gegangen, das ist Natur", sagt er zu den Exkursionsteilnehmern, die über diese Aussage lachen. Nun soll auch noch in Richtung Üdersdorf zum Wohngebiet Haller weiter abgebaut werden, denn dort liegt nach Aussage der Betreiberfirma noch brauchbares Material. Lorse wendet dagegen ein, Probebohrungen hätten ergeben, dass dort kein Basalt liege. Den Grund für diese Erweiterung sehen Renate Wittkuhn-Ring und August Lorse jedoch woanders. Durch diesen Abbau würde die Löhley zu einer Art Insel im Steinbruch. "Es ist doch klar, die wollen an die Löhley ran", sagt Wittkuhn-Ring vom Rheinischen Verein. Lorse sagt: "Es scheint, als wolle man eine Zangenbewegung machen, um die Stabilität des Naturdenkmals zu erschüttern und dem Schluchtwald das notwendige Grundwasser zu entziehen. Dann hält man noch eine Grabrede, dass es einem Leid tut und baut die Löhley ab. Denn dort ist das Material, das gebraucht wird."

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