Satellitengesteuert auf Schusters Rappen

GEROLSTEIN-MÜLLENBORN. Premiere in der 115-jährigen Geschichte des Eifelvereins: 25 Wanderführer werden im Umgang mit Satelliten-Navigationsgeräten ausgebildet.

"Das ist noch ungewohnt. Damit muss ich mich erst richtig vertraut machen", meint Bert Ling, Wanderführer der Ortsgruppe (OG) Jünkerath, mit kritischem Blick auf das High-Tech-Gerät in seiner Hand. Seit 40 Jahren ist er ausschließlich mit Karte und Kompass unterwegs. Der 62-Jährige ist den Neuerungen der Technik dennoch aufgeschlossen. Er sieht aber mehr als rein technische Vorteile: "Damit kriegen wir vielleicht mehr junge Leute dazu. Die sind gut am PC, aber schlecht im Kartenlesen."Udo Bley, Jugendwart der Ortsgruppe (OG) Üdersdorf, schließt sich an: "Ich werde in der nächsten Vorstandssitzung für die Anschaffung eines Gerätes werben. Für unsere neun jugendlichen Mitglieder ist das bestimmt abenteuerlich." Seine Partnerin Elke Kotanidou bilanziert: "Das GPS-Gerät ist für die Zukunft ganz gut. Es ist im Umgang vergleichbar mit dem Handy oder Computer."Hauptwegewart Rudolf Beglau (OG Polch) schult derzeit als einziger Eifelvereinsprofi den Umgang mit dem GPS-Gerät in den 162 Ortsgruppen zwischen Düren und Trier, Koblenz und Monschau. "Ein mehrtägiger Intensivkurs ist momentan in Vorbereitung", verspricht Beglau. In Müllenborn trifft er auf viel Zustimmung.Siegfried Verdonk (OG Ahrweiler) meint: "Das ist die Wanderhilfe der Zukunft." Nach der ersten GPS-Trainingseinheit hat er bereits Ideen: "Mit dem Gerät kann ich ja eine Wanderung vorgehen, speichern und später, wenn ich mit einer Gruppe unterwegs bin, wieder aufrufen."Hauptwegewart Beglau nennt weitere Vorteile: "Verletzt sich ein Wanderer, kann ich mit dem GPS die exakten Koordinaten an die Notruf-Leitstelle geben. Auf der Karte ist das nicht so genau möglich." Allerdings schränkt er ein: "Man kann sich in der Eifel nicht ausschließlich auf GPS verlassen. Es gibt zu viele Lücken im Empfangsnetz." Kurt Immik (OG Bad Bertrich) bringt es auf den Punkt: "Die oberste Regel lautet: Trotz GPS nie ohne Karte und Kompass unterwegs sein."Gutes Gerät kostet zwischen 500 und 800 Euro

Bernd Böttcher (OG Irrel/Echternach) weiß nach dem Crash-Kurs: "Abkürzungen kann man nicht via GPS ausmachen, die muss ich sowieso auf der Karte raussuchen." Für die meisten Wanderführer ist die Anschaffung eines GPS-Geräts als Wanderhilfe einzig eine Kostenfrage. Zwischen 500 und 800 Euro kostet derzeit noch ein gutes Gerät. "Manche Tourist-Informationen bieten schon welche leihweise an", weiß Hauptwanderwart Willi Hermes aus Neuerburg. Beispielsweise in Cochem-Zell und Ahrweiler.Beglau erzählt vom Cochem-Zeller Pilotprojekt in Sachen GPS und Wandern: "Da wurden alle Wege, jede Bank, jede Schutzhütte und jeder Zustand der Wege digital erfasst." Jetzt könnten für jeden Touristen individuelle Routen eingegeben und gespeichert werden. Beispiel: Zehn Kilometer, ohne Teerstraßen, mittlere Steigungen, mit Rastplatz in der Mitte der Strecke. GPS-Wanderexperte erkennt bereits einen Trend zur neuen Hilfe: "Immer mehr Touristiker kommen auf uns zu."

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