Schafe verbreiten den Samen der Orchideen

NIEDEREHE. (bb) Das Naturschutzgebiet Hönselberg bei Niederehe zählt zu den orchideenreichsten Gebieten der Eifel. Zur Erhaltung des zwölf Hektar großen Trockenrasens wurde das Areal entbuscht und etwa 700 Kiefern entfernt. Nun wird dort die Schafbeweidung wieder eingeführt.

Am Südhang des Hönselbergs herrschen sommerliche Trockenheit und ein warmes Kleinklima. Das sind ideale Bedingungen für Wacholder, Orchideen und Pflanzen aus dem Mittelmeerraum oder den Steppen Osteuropas wie Spargelerbse, Küchenschelle, Katzenpfötchen und Enzian. Jetzt im Juli befindet sich die Händelwurz in der Hauptblüte. Sie verdankt ihren Namen den handförmig gelappten Wurzelknollen. Sie verbreitet einen feinen, süßlichen Duft. "Demnächst weidet hier eine Schafherde", erklärt Gerd Ostermann, Biotop-Betreuer für den Landkreis Daun, und er deutet auf die großflächige Wacholderheide. Die Begutachtung des Hönselberg-Südhangs löst offensichtliche Begeisterung bei ihm aus. Bei der Erfassung der Pflanzenarten habe er wahre Massenbestände entdeckt. "Allein über 4000 Küchenschellen," berichtet Ostermann, "und 14 verschiedene Orchideen-Arten auf dem Kalkmager-Rasen". Vergessen sind die Beschwerden, mit denen sich Dorfbewohner und Wanderer während der Entbuschungsaktion und wegen der Fällung von etwa 700 Kiefern an Ortsvorsteher Udo Rätz gewandt hatten. "Das ist eine Naturschutzmaßnahme", hatte dieser den Leuten erklärt und um Nachsicht wegen der Fahrspuren und der Reisigberge geworben. Rätz wohnt am Fuß des Hönselbergs und muss zurzeit wieder Aufklärungsarbeit leisten. "Jetzt hat sich herumgesprochen, dass eine Schafherde im Anmarsch ist. Und nun haben die Leute Bedenken, dass die Schafe die Orchideen auffressen", erzählt er. Gerd Ostermann liefert ihm ein gutes Gegenargument: "Die Schafe werden die Orchideen tatsächlich anknabbern. Aber sie scheiden die Samen aus und tragen so zur Verbreitung der Orchideen bei." Beim Ortstermin zum Abschluss der Naturschutzmaßnahme im Rahmen von "Natura 2000", dem EU-Förderprogramm, nehmen auch der Revierförster Markus Schüller, der Üxheimer Ortsbürgermeister Alois Reinarz sowie von der Stiftung "Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz" der Projektleiter Moritz Schmitt und die Praktikantin Marion Hergarten teil. Schüller berichtet von der Verdrängung der Pflanzenvielfalt durch Kiefernwald. Der Wacholderbestand sei bereits gefährdet gewesen. Die Entbuschung und die Rodung der Kiefern war also unabdingbar. Die Wiedereinführung der regelmäßigen Schafbeweidung entspreche der historischen Bewirtschaftung des Hönselbergs. Ortsbürgermeister Reinarz stellt den Hönselberg in Zusammenhang mit sanftem Tourismus, wie er in seiner Großgemeinde favorisiert werde. Er erinnert daran, dass der Artenreichtum und der positive Umgang der Gemeinde mit den Naturschutzgebieten und Naturschutzdenkmälern dazu beigetragen habe, dass Niederehe vor zwei Jahren beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" Kreissieger in der Sonderklasse wurde.

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