Schienenbusse kommen ins Depot

Daun/Gerolstein/Ulmen · Enttäuschung vor allem in Daun und Ulmen: Die Freizeit-Bahnfahrten, die den beiden Städten in den vergangenen Jahren viele Gäste gebracht haben, sind für das laufende Jahr gestrichen. Das hat der bisherige Veranstalter, die Vulkaneifelbahn-Betriebsgesellschaft, verkündet.

Daun/Gerolstein/Ulmen. Der Zug ist abgefahren - auch wenn der Direktor des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Rheinland-Pfalz Nord, Thomas Geyer, noch nicht alle Hoffnung aufgegeben hat, dass in diesem Jahr Schienenbusse und Dampfloks auf der Eifelquerbahn fahren werden. Der SPNV setze sich "weiter für die Fortführung der Freizeitverkehre" ein, erklärte Geyer auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds, aber derzeit gibt es keine Anzeichen, dass er damit etwas an der Situation ändert. Die sieht so aus: Die historischen Gefährte werden in diesem Jahr auf dem Abstellgleis stehen. Attraktive Angebote für die Gäste: Der Geschäftsführer der Vulkaneifelbahn-Betriebsgesellschaft (VEB), Jörg Petry, habe ihn offiziell informiert, dass die Fahrten in diesem Jahr nicht stattfinden, sagt Hans-Peter Böffgen, Geschäftsführer der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land. Die Fahrten seien zwar nur ein Segment des Fremdenverkehrs in der Region, aber "schade ist es trotzdem, denn die Fahrten waren attraktive Angebote. Wir werden den Gästen den Regio-Radlerbus als alternative Verbindung zwischen Kylltal- und Maare-Mosel-Radweg sowie zum Eifelsteig nach Daun anbieten." Bedauerlich sei auch, dass die sogenannten Anheiz-Partys, die im Sommer am Tag vor den Dampflokfahrten am Bahnbetriebswerk stattfanden, wegfielen. Seit 2001 hat die VEB auf dem 52 Kilometer langen Abschnitt von Gerolstein bis Kaisersesch mit Halt in Daun und Ulmen Freizeitfahrten angeboten. Die Ausflugszüge fuhren von April bis Oktober an Wochenenden und Feiertagen, in den Sommerferien waren die Züge auf dem Streckenabschnitt von Gerolstein über Daun nach Ulmen täglich unterwegs. Dauner Delegation bei VEB-Geschäftsführer: Dass es damit in diesem Jahr weitergeht, war auch Ziel eines Treffens einer Dauner Delegation mit VEB-Geschäftsführer Jörg Petry. Der 1. Beigeordnete der Stadt, Otmar Monschauer, die stellvertretende Leiterin der Tourist-Information Daun, Michaela Schenk, und Klaus Manderscheid, Vorsitzender der Eisenbahnfreunde in der Kreisstadt, hatten sich nach Gerolstein aufgemacht. "Uns wurde aber leider keine Hoffnung auf eine Fortsetzung der Freizeitfahrten gemacht", bedauert Monschauer. Jörg Petry habe informiert, dass an der Bahnstrecke Reparaturen fällig seien. Dafür sei das Land zuständig. Der VEB-Geschäftsführer sieht dort den Schwarzen Peter: "Die Anträge sind rechtzeitig gestellt, aber es ist immer noch nicht darüber entschieden worden." Deshalb sei es allein zeitlich nicht mehr möglich, die Strecke so herzurichten, dass sie von den Schienenbussen in diesem Jahr genutzt werden könne. Bedauern auch in Ulmen: Klaus Manderscheid ist enttäuscht. "Ich habe gehofft, dass die Fahrten zum Nutzen der Eifel, besonders aber für Daun und Ulmen, fortgeführt werden." Seiner Darstellung nach sind jährlich um die 22 000 Gäste mit den Zügen nach Daun und Ulmen gekommen. "Viele davon haben auch den Weg vom Bahnhof in die Stadt gefunden. Da bricht eine ganze Menge weg für die Stadt, was aus meiner Sicht nicht zu kompensieren ist." Auch in Ulmen wird bedauert, dass die "Zuschauermagneten" Dampflok und Schienenbusse wegfallen. "Viele Gäste sind eigens wegen der Bahnattraktion zu uns gekommen und haben auch Einzelhandel und Gastronomie einiges zugutekommen lassen", sagt Ulmens Stadtbürgermeister Günther Wagner. Extra

Für VEB-Geschäftsführer Jörg Petry sind die Freizeitverkehre ein Randaspekt einer grundsätzlichen Weichenstellung: die Nutzung des Teilstücks der Eifelquerbahn von Gerolstein bis Kaisersesch für einen regelmäßigen Schienenpersonennahverkehr. Entsprechende Beschlüsse habe die SPNV-Verbandsversammlung 2005 und 2009 gefasst, ohne dass etwas passiert sei, kritisiert Petry. Die Freizeitfahrten seien nur als Übergang bis zur Einrichtung eines regulären Schienennahverkehrs gesehen worden. Auch wenn die Verbandsversammlung im Dezember das Ziel bestätigt habe, dass ab 2015 Züge im Stundentakt auf der knapp über 50 Kilometer langen Strecke fahren sollen, fehlt Petry beim Land der Wille, es auch umzusetzen. Aus seiner Sicht ist es nur möglich, die Schieneninfrastruktur zu erhalten, wenn es einen regelmäßigen Nahverkehr gibt und entsprechend investiert wird. Das Land schrecken die Kosten für die Einführung des Nahverkehrs. Laut Lothar Kaufmann, Abteilungsleiter im Mainzer Infrastrukturministerium, ist ein wirtschaftlich tragfähiger Betrieb der Strecke unrealistisch. Die Investitionskosten von 40 Millionen Euro, die Petry für zu hoch geschätzt hält, sind aus Sicht des Abteilungsleiters hingegen "realistisch gerechnet", wie er bei der SPNV-Versammlung im Dezember erklärte. sts

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