Schneller als der Notarzt

Gillenfeld/Strotzbüsch/Duppach · Im Vulkaneifelkreis sind seit 2010 First Responder im Einsatz. Menschen wie Michaela Riebschläger und Georg Schneider können im Heimatort schnell Hilfe leisten. Auch wenn sich Zahl der Helfer versechsfacht hat: Es gibt noch etwas zu tun.

 Michaela Riebschläger und Georg Schneider sind immer einsatzbereit. Mit ihren Rucksäcken fahren sie im Notfall sofort zur Unfallstelle. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Michaela Riebschläger und Georg Schneider sind immer einsatzbereit. Mit ihren Rucksäcken fahren sie im Notfall sofort zur Unfallstelle. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Foto: (e_daun )

Gillenfeld/Strotzbüsch/Duppach Wenn sein Funkmelder zuhause piept, dann weiß Georg Schneider aus Strotzbüsch Bescheid: Ein Leben ist in Gefahr. Die Rettungsleitstelle in Trier alarmiert ihn gleichzeitig mit einem Notarzt und schickt ihn zur nahe gelegenen Unfallstelle oder zu einer anderen Gefahrensituation. Denn Schneider ist First Responder, was übersetzt so etwas wie "erste Antwort" heißt. Seine Aufgabe ist es, als Erster dem Notfallpatienten zu helfen bis der Notarzt eintrifft. Und das kann gerade in ländlichen Regionen schon mal eine Zeit lang dauern. "Schnelle Hilfe ist vor allem bei Herzversagen oder Kammerflimmern angesagt, allein in einer Minute sinkt die Lebenserwartung eines Patienten dabei um zehn Prozent", sagt Schneider. Auch wenn er nicht zuhause ist, wird er, wie alle anderen Helfer auch, über eine App auf seinem Smartphone informiert.
Der 66-Jährige ist einer von derzeit 126 First Respondern im Vulkaneifelkreis und von Anfang an dabei. Die Voraussetzungen dazu hat er schon lange, war er doch 50 Jahre Sanitäter beim DRK in Daun. Der Startschuss zum Einsatz von First Respondern fiel erstmals 2010 zunächst nur in der Verbandsgemeinde (VG) Daun. "Wir haben damals in der VG mit 22 Leuten angefangen", sagt Schneider. Dann wurde das Netz im ganzen Vulkaneifelkreis ausgebaut. Heute steht Schneider mit zwei weiteren First Respondern - Armin Jonker aus Gerolstein und Ingo Heintz aus Stroheich - auch den Gemeinden zur Seite, die sich für die Anschaffung eines Defibrilators (Defi) entscheiden. Mit Schulungen und Einweisungen, "damit sich jeder Bürger im Notfall bedienen kann", sagt Schneider. "Manche tun sich damit ein bisschen schwer, sie haben Angst, etwas falsch zu machen", sagt er, "obwohl der Defi fast alles selber macht".
Schneider ist in Strotzbüsch der einzige First Responder. Im Nachbarort Gillenfeld gibt es dagegen sechs. Einer davon ist Michaela Riebschläger, die als gelernte Rettungssanitäterin ebenfalls schon die passende Ausbildung hatte. "Ich habe am Pulvermaar beim DLRG Aufsichtsdienst gehabt. Dort gab es einen Defibrilator, aber niemand kannte sich damit aus, also habe ich die Schulung zum First Responder mitgemacht und bin nun seit drei Jahren dabei". Außerdem hat die ausgebildete Krankenschwester vor zwei Jahren auch die Prüfung zum Rettungssanitäter bestanden und macht noch ehrenamtlichen Dienst in der Rettungswache in Cochem. "Bei meinem ersten Dienst hatte ich schon starkes Herzklopfen", sagt die 44-Jährige. Doch bei etwa 30 Einsätzen pro Jahr hat sich das inzwischen gelegt. Anders als Schneider besitzt sie in ihrem Notfall-Rucksack keinen Defibrilator, "der ist in der Sparkasse installiert, sodass sich jeder bedienen kann", sagt Riebschläger.
Alle First Responder im Vulkaneifelkreis sind Mitglieder im DRK und müssen jährlich ihre Kenntnisse bei rund dreistündigen Schulungen auffrischen. Waren es 2015 noch 96 Einsätze, so haben die First Responder 2016 bei 139 Einsätzen lebensnotwendige Hilfe geleistet. Seit den Anfängen hat sich ein breites Netz an freiwilligen Ersthelfern entwickelt (siehe Extra), die in ihrer Heimatgemeinde und im unmittelbaren Umfeld arbeiten. Bei 109 Gemeinden im Kreis fehlen aber immer noch viele. Beispielhaft ist die Gemeinde Duppach in der VG Gerolstein, in der bei nur 289 Einwohnern seit 2012 sage und schreibe 17 First Responder zur Verfügung stehen. Zwei Funkmelder routieren im wöchentlich wechselnden Rhythmus unter den Freiwilligen. Die hohe Zahl habe "möglicherweise mit der gut funktionierenden Dorfgemeinschaft zu tun", meint Ortsbürgermeister Gottfried Wawers.Extra: DIE AUSRÜSTUNG DER RETTER


Alle First Responder sind mit einem Notfall-Rucksack ausgestattet, der immer griffbereit entweder im Auto oder zuhause aufbewahrt wird. Darin befinden sich: Infusionsmaterial zur Kreislaufstabilisierung, Blutdruckgerät, normaler Verbandskasten, Ambu lanzbeutel zur Beatmung, Guedel-Tubus zur Befreiung und Absaugung der Atemwege, Halskrause.Extra: AUSBILDUNG ZUM FIRST RESPONDER


Das DRK bildet alle, die Interesse haben, zum First Responder aus. Die Ausbildungsinhalte bestehen in: Erste Hilfe Kurs, Rotkreuz-Einführungsseminar, (BOS-Sprechfunkausbildung), Sanitätsausbildung und die First Responder Grundausbildung. Infos beim DRK in Daun unter Telefon 06592/9500-21. Im Vulkaneifelkreis gibt es 126 First Responder. Davon sind laut DRK Daun im Einsatz: in der VG Daun 55, in der VG Gerolstein 37, in der VG Kelberg zehn, in der VG Hillesheim zwölf, in der VG Obere Kyll zwölf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort