Schrecken, der bis heute nachhallt

DAUN. Die Ausstellung "Befehl ist Befehl"-? Polizei im NS-Staat” des rheinland-pfälzischen Innenministeriums ist in Daun eröffnet worden. Sie ist noch bis zum 31. März im Forum zu sehen.

In der vom Mainzer Innenministerium im vergangenen Jahr gestartete Ausstellung "Befehl ist Befehl"-?, die nun auch in Daun Station macht, geht es um die Auseinandersetzung mit dem Handeln der Polizei auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz während der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis 1945. Thema ist lange vernachlässigt worden

Die Ausstellung umfasst 22 Tafeln und Vitrinen mit Exponaten, beginnend mit der Weimarer Republik bis hin zur Nachkriegszeit sowie Audio-Dokumente und Lesestationen. Ergänzt wird das Angebot durch eine 70-seitige Broschüre. Dass die Ausstellung auch in Daun gezeigt wird, ist der Initiative des Leiters der örtlichen Polizeiinspektion (PI), Heinz-Peter Thiel, zu verdanken. Denn, so stellte Polizeidirektor Dieter Frank vom Polizeipräsidium Trier klar, die Ausstellung sei nicht vom Innenministerium gestartet worden mit der Verpflichtung, dass sie in allen Polizeiinspektionsbereichen landesweit gezeigt werden müsse. Thiel habe sich intensiv bemüht, die Ausstellung nach Daun zu bekommen. Frank, der mitgearbeitet hat an der Konzeption der Ausstellung, sagte, die Geschichte der Polizei während der NS-Zeit sei lange vernachlässigt worden. Die historische Aufarbeitung sei fast ausschließlich auf die damalige Geheime Staatspolizei (Gestapo) konzentriert gewesen. Wie in vielen anderen Bereichen gelte auch für die Polizei während der Diktatur: "Nicht alle haben mitgemacht, aber zu wenige haben etwas dagegen unternommen." Die Eröffnung der Ausstellung war von vielen Uniformen geprägt, nicht nur denen der eingeladenen Polizeibeamten, sondern auch denen der Bundeswehr-Abordnungen aus Daun und Gerolstein. Darüber hinaus waren viele "Zivilisten" aus der Politik dabei, aber auch Vertreter der Schulen im Bereich der PI Daun. Denn die Ausstellung zielt vor allem darauf, dass Schüler sich die Fotos und Exponate anschauen, um zu verstehen, wie auch die Polizei Teil in der NS-Diktatur wurde und sich viele Polizeiangehörige beteiligten an systematischem Terror, Gewalttaten und Morden. PI-Chef Thiel lud die Lehrer ein, mit ihren Klassen die Chance zu nutzen, die Ausstellung zu besuchen. Alois Mayer, Regionalforscher aus Daun, ergänzte die grundlegenden Aussagen der Ausstellung mit Beispielen aus der näheren Umgebung. Wenn es auch vereinzelt Beispiele gab, dass mutige Polizisten sich einsetzten und abgeschossene amerikanische Soldaten vor dem Tod bewahrten, so war der Alltag doch geprägt von all den Schrecken, die bis heute nachhallen. Menschen wurden zu Zwangssterilisationen abgeholt, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene wurden von Polizisten misshandelt. Die Übergriffe staatlicher Organe hätten nach Kriegsbeginn 1939 noch zugenommen, ergaben Mayers Recherchen. "Bespitzelung der Bevölkerung und Denunziation gehörte zur Tagesordnung und war vom Regime gewünscht", erklärte Mayer. Die Ausstellung ist bis 31. März zu den Öffnungszeiten des Forums Daun (montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr) zu besichtigen.

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