"Schreibt dem Maxim!"

GEROLSTEIN/SMOLENSK. Seit vielen Jahren engagiert sich die Hilfsorganisation "Eifellicht" für die Menschen in Russland. Martin Topel, der mit dem Zug den Weg von Gerolstein nach Smolensk gefahren ist, berichtet vom 17. Hilfsgütertranport:

"Mannschaft und Fahrzeuge von Eifellicht sind am Abend wohlbehalten wieder in der Eifel eingetroffen. Der Ärger über die Wartezeiten und schikanösen Verfahren an den Zöllen - besonders in Weißrussland - ist nicht vergessen, tritt aber hinter bessere Erinnerungen zurück. "Ist dieser Irrsinn am Zoll überhaupt noch zumutbar?" Das hat sich die Mannschaft von "Eifellicht" oft gefragt. Niemand würde das freiwillig immer wieder auf sich nehmen, wenn da nicht hinter der letzten Grenze die Menschen wären, die sehnlichst auf die Ankunft des Transports warten: Wären da nicht die dankbaren und freudigen Kinder bei der Verteilung einer Dose Cola nach der Mithilfe beim Abladen oder beim Erhalt der Osterpäckchen. Diese so liebevoll gepackten Osterpäckchen haben ihre große Faszination nicht nur wegen ihres Inhaltes, sondern besonders, weil sie eine Botschaft aus der Normalität der Außenwelt sind, die auf diese Weise zu den Kindern und Jugendlichen in die Heime kommt. Diese Heime liegen weitab von größeren Städten und Ansiedlungen. Die Kinder wachsen wie in einem Ghetto auf. So stellt die Ankunft der Lastzüge von "Eifellicht" diese heiß ersehnte Verbindung zur Außenwelt dar. Die Päckchen werden sofort erwartungsvoll durchsucht, nicht nur nach dem Inhalt, sondern auch nach Zeichen aus der Welt aus der sie kommen: "Hat mir vielleicht jemand geschrieben?" Sobald die Kinder merken, daß man ein paar Worte russisch spricht, weichen sie einem nicht mehr von der Seite, wollen alles wissen: wo man her kommt, wer man ist. Immer die selbe Bitte: "Schreibt mir!" Einer der Beschenkten hat gleich am selben Tag noch einen Antwortbrief mit nach Deutschland gegeben. Auf der Rückseite des Kuverts: "Schreibt dem Maxim!" Wie sieht es aus bei den russischen Heimen? Ein Fass ohne Boden und keine Verbesserung in Sicht? Nein, es gibt Positives zu berichten. In einem Alten- und einem Kinderheim waren die seit Jahren im Bau befindlichen Neubauteile fertig gestellt und fast bezugsbereit. Die Innenausstattung recht ansprechend. Keine Schlafsäle mehr. Leider aber müssen die alten Gebäude weiter genutzt werden, da die Zahl der zu betreuenden alten Menschen und Kinder wächst. Deren Versorgung ist nach wie vor dürftig. In einem Altenheim werden verwahrloste, schlecht ernährte Menschen in einer Umgebung der Trostlosigkeit ohne ein Stückchen Habe als lebendiger Unrat verwahrt. Auf schmutzigen Betten und verkommenen Matratzen kauernd, oder auf dem Boden liegend, fristen die Insassen ein lieb- und freudloses Dasein in Lethargie - von der Welt vergessen. Die Kinder in den Heimen machen dagegen weder äußerlich noch vom Wesen her den Eindruck der Verwahrlosung. Erbärmlich wird es, wenn man nach dem Bildungs- und Freizeitangebot für die Kinder fragt. Hier ist noch unendlich viel zu tun. Ähnlich trostlos sieht es in Hinblick auf sinnerfüllte Beschäftigung in den Altenheimen aus. "Wenn ich wenigstens ein paar Sägen hätte, damit meine männlichen Heimbewohner damit einfache Kästen herstellen könnten. Wenn sie nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen, bleibt nur der Alkohol", sagt der Leiter des letzten Altenheimes, das "Eifellicht" besucht hat. Fazit: Vieles ist bereits erreicht worden, viele sind dank der Hilfslieferungen erreicht worden. Aber es gibt noch unendlich viel zu tun. Eifellicht wird auch den 18. Hilfsgütertransport nach Russland schicken und bittet daher weiterhin um Unterstützung. Konten: Volksbank Eifel Mitte, BLZ 586 915 00, Konto 686 5603 sowie Kreissparkasse Gerolstein, BLZ 586 512 40, Konto 32060.

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