Schutz stellt sich den Herausforderungen

SCHUTZ. Große Projekte für eine kleine Gemeinde: Der vor kurzem abgeschlossene Straßenneubau in Schutz und der Bau eines Bürgerhauses verleihen der Gemeinde optisch einen neuen Anstrich. Aber Probleme bleiben.

Idyllisch liegt Schutz, überragt vom Burberg, im Tal der kleinen Kyll. Wer nur das romantische Bild sieht, übersieht die strukturellen Probleme, denen sich der Ort stellen muss. Gab es früher mehrere Kneipen, ist heute die Gastronomie im Dorf verschwunden. Gästezimmer, von denen es früher viele in einem Hotel und den Gastwirtschaften gab, sind heute Mangelware, lediglich einige Ferienwohnungen gibt es noch. "Vor 20 Jahren war noch viel Tourismus im Ort, das hat richtig geboomt damals", erinnert sich Ortsbürgermeister Thomas Tombers. Vom Burberg, der jedes Jahr viele Touristen und Schatzsucher anzieht, profitiert die Gemeinde nicht. Die Gäste fahren nach einem Abstecher auf den Berg nach Deudesfeld, Manderscheid oder nach Daun weiter. Das hat nicht nur negative Auswirkungen auf den Tourismus. Wohnhäuser im Ortskern waren verfallen, weil die Bewohner sich neue an anderer Stelle gebaut und die Jugend weggezogen ist. Das Dorf ist überaltert. Die alten Häuser wurden meist von Zugezogenen gekauft, was neben Spannungen zwischen Einheimischen und Neu-Bewohnern aber den Vorteil hatte, dass Hofanlagen wieder in einen gepflegten Zustand versetzt wurden. Mit dem Wochenendgebiet neben dem Dorf wurde zudem ein Dorf am Dorf geschaffen. Noch heute hat Schutz den größten Anteil an Zweitwohnungen in der Verbandsgemeinde Daun. Ende des vergangenen Jahres hatten von 209 Bürgern allein 52 Schutz als ihren Zweitwohnort gemeldet. Das Wochenendgebiet wurde jetzt von der Gemeinde in ein allgemeines Wohngebiet umgewandelt. Ein Sorgenkind der Gemeinde ist das ehemalige Gelände des Sägewerks Tombers, das seit vergangenem Jahr als Gewerbegebiet gilt und vom Eigentümer zum Verkauf angeboten wird. 1,8 Hektar ist das Gelände mit zwei Hallen groß. Nach dem Wunsch der Gemeinde sollen sich dort Kleinbetriebe ansiedeln. Neben einem Schreiner- und einem Schmiedebetrieb sowie einem Planungsbüro hat Schutz keine Firmen. Seit einigen Monaten haben mitten im Dorf Daniela Orth und Bernd Weber einen Hof gepachtet und daraus die Freizeitreiterranch "Schutzhof" geschaffen. Auch der Zustand der Straßen im Ort hat sich während der vergangenen Jahrzehnte verschlechtert. "Fast 20 Jahre wurde hier im Ort nichts gemacht, die Straßen waren kaputt und geflickt. Jetzt war es nötig, etwas zu tun", sagt Ortsbürgermeister Tombers. Die im vergangenen Jahr begonnene Straßensanierung im Ort samt Kanalisation ist nun fast fertig. Gesamtkosten: Rund 750 000 Euro. Allerdings stehen noch eine Reihe von Nacharbeiten an. Tombers beschäftigt zunehmend die alte Brücke über den Walmerbach mitten im Ort. Das Gewölbe und der Mittelpfeiler sind unterspült, die Brückenbelastung musste auf zwölf Tonnen beschränkt werden. Ein Neubau ist geplant und auch schon in Auftrag gegeben. "Die ausführende Firma kommt aber nicht in die Gänge", beschwert sich Tombers. Eigentlich waren der Straßenbau und der Brückenneubau parallel geplant, aber die Bereitstellung von Fördergeldern habe sich zudem verzögert. Darüber hinaus seien die Fördersummen um zehn Prozent gesunken, so dass jetzt nur noch 60 Prozent der Gesamtkosten von 158 500 Euro vom Land und der Europäischen Union (EU) getragen werden. Ausgeglichener Haushalt steht auf dem Spiel

Was in Schutz seit der Schließung der Gastronomiebetriebe fehlt, sind Räume für Feste oder sonstige Veranstaltungen. Tombers: "Wir haben zur Zeit für unsere Gemeinderatssitzungen keinen Raum und benutzen die Büroräume des leer stehenden Sägewerks. Ein Bürgerhaus ist schon bitter nötig." Die Planungen für den Bau sind nicht neu und werden nun verwirklicht. Der Bau hinter dem Spritzenhaus neben dem Spielplatz schreitet voran. Zurzeit werden die Innenarbeiten gemacht. Bei geplanten Gesamtkosten von 271 000 Euro werden 114 000 Euro als Zuschuss von der EU und aus Landesmitteln gewährt. Nach Bürgerhaus, Straßen- und Brückenbau herrscht in der Kasse des Ortes allerdings Leere. Das hat zur Folge, dass sich Schutz im nächsten Jahr wohl auch in die Reihe der Gemeinden mit unausgeglichenem Haushalt einreihen wird.

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