Segensreich auf die Piste

NÜRBURGRING. Rund 4000 Motorradfahrer trafen sich am Nürburgring zur Bikersaisoneröffnung "Anlassen 2003". Ein ökumenischer Gottesdienst und der Motorrad-Corso über die Nürburgring-Nordschleife waren der Höhepunkt der Veranstaltung bei strahlendem Sonnenschein.

 Gottesdienstbesucher in Lederkluft: Johannes Mann (vorne links) und Klaus Kohnz (rechts daneben) spenden vor beeindruckender Zuhörerschar den Segen für eine sichere Fahrt.Foto: Helmut Gassen

Gottesdienstbesucher in Lederkluft: Johannes Mann (vorne links) und Klaus Kohnz (rechts daneben) spenden vor beeindruckender Zuhörerschar den Segen für eine sichere Fahrt.Foto: Helmut Gassen

DerApril ist für viele Motorradfahrer der Monat, ab dem sie endlichwieder ihrem rasanten Hobby frönen können. Denn ab dann sindTausende von Motorrädern durch das vor einigen Jahren eingeführteSaisonkennzeichen wieder angemeldet. Angesichts der Gefahren desMotorradfahrens verlassen sich einige nicht nur auf die eigeneVorsicht, sondern erbitten zum Schutz vor Unfällen auch den SegenGottes. 1998 wurde auf dem Marktplatz in Adenau zum ersten Mal ein Motorradgottesdienst zur Saisoneröffnung veranstaltet. Die Resonanz in den folgenden Jahren an der Nordschleife war so gut, dass die Veranstaltung einen festen Platz im Nürburgring-Programm bekam. "Es ist ein Wahnsinn, wird haben das Ergebnis vom vergangenem Jahr noch übertroffen. Ich habe vorab schon viele Anrufe wegen des Treffens aus Bayern, Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland bekommen", sagte Pfarrer Johannes Mann von der evangelischen Pfarrgemeinde Adenau angesichts von rund viertausend Bikern auf dem Parkplatz neben der Erlebniswelt.

Chromblitzend und blankpoliert waren hier Tausende von Motorrädern, von der schweren Harley-Davidson bis zum Roller, zur Präsentation aufgestellt. Mit dabei war auch die Polizei, die den Enthusiasmus der Zweiradfahrer etwas bremsen möchte. Mit einem Sicherheitsmobil, in dem ein Film über gefährliche Momente beim Motorradfahren gezeigt wird, und ihren Fahrzeugen zur Verkehrsüberwachung wollen sie die Biker direkt ansprechen. "Es geht uns darum, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Mit unseren Filmen und Informationen wollen wir Sie sensibilisieren für die Gefahren des Motorradfahrens", erklärt Horst Müller von der Landespolizeischule Rheinland- Pfalz.

Der Verkehrsbereich im Gebiet der der Ahr, Eifel und Mosel ist im Land der unfallträchtigste. 13 Motorradfahrer verloren im vergangenen Jahr in der halbjährlichen Motorradsaison hier ihr Leben. Besonders die Späteinsteiger und jungen Fahrer sind extrem gefährdet. Horst Müller: "Prävention kann man nicht messen, aber wenn wir durch diese Aktion einen Unfall abwehren, haben wir schon viel menschliches Leid verhindert. Vielleicht machen wir die Biker auch nachdenklich, damit sie ihr Verhalten auf der Straße überprüfen."

Reifen und Fahrer brauchen Profil

Für die Biker ist "Anlassen 2003" ein großes Ereignis. Bei Musik der Band "Rend a band" wird gequatscht, werden die neuesten Maschinen unter die Lupe genommen. Der Gedanke der Segnung steht für einige dabei nicht nur im Vordergrund für ihren Trip zum Nürburgring. "Das hier ist das erste Event für uns Biker im Jahr, der Glaube ist nicht so interessant für uns", sagen zum Beispiel Roland Harnischmacher und Georg Staudt aus Montabaur.

Auch Pfarrer Klaus Kohnz von der katholischen Kirchengemeinde Nürburg weiß das. "Anlassen 2003 ist eine Art Familien-Treffpunkt für die Motorradfahrer. Wenn das alles Gottesdienstbesucher wären...", schmunzelt er.

"Es geht wieder los, das Kribbeln in den Fingern und mein Herz schlägt bis zum Hals", lautete der Text eines Lieds im Gottesdienst. Pfarrer Mann mahnte die Motorradfahrer in seiner Ansprache "das nicht nur die Reifen Profil brauchen, sondern auch du". Zum Abschluss des Gottesdienstes bekamen die Biker den Reisesegen für unterwegs, bevor es im riesigen Corso geschlossen auf die Nordschleife ging.

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