Seit 40 Jahren ist Boverath Teil von Daun

Politisch gesehen ist Boverath nunmehr seit 40 Jahren offizieller Stadtteil von Daun. Am 6. Juni 1969 wurde es eingemeindet; dabei gehörte es aber theoretisch schon immer zu Daun; schon durch das gesamte Mittelalter bis heute hatte es mit der Kreisstadt die gleiche Pfarrkirche und die gleiche Volksschule.

 Sie wird von der Dorfbevölkerung gepflegt: die Kapelle in Boverath. TV-Foto: Alois Mayer

Sie wird von der Dorfbevölkerung gepflegt: die Kapelle in Boverath. TV-Foto: Alois Mayer

Daun-Boverath. Wann Bove-rath, das 1459 "Bofenrad" und 1518 "Boiffenrait" genannt wurde und 1563 rund 30 Einwohner hatte, gegründet wurde, ist nicht genau bekannt. Aber die Endsilbe des Ortsnamens weist auf die Rodungsperiode um das Jahr 1000 hin. Heute leben in dem Stadtteil annähernd 600 Einwohner.

Ebenfalls unbekannt ist die Erbauungszeit der kleinen Kapelle. In der Literatur findet man die Jahreszahl 1518. Doch eine Kirche ist weder auf der Karte des Amtes Daun von 1683, noch in den Visitationsprotokollen des 18. Jahrhunderts erwähnt.

1830 melden Quellen, dass eine Kapelle zu Ehren des heiligen Johannes Nepomuk besteht, die die Trierer Familie Eschermann erbaut haben soll.

30 Jahre später wurde sie nahezu erneuert. Im Sommer 1861 schlug ein Gewitterblitz in das Strohdach der Kapelle ein, wodurch diese fast ganz abbrannte.

An der Außenwand meldet eine Tafel, dass in dieser Dorfkapelle das "Grafen-" oder "Gesindeglöcklein" von 1794 läute. Es soll aus der ruinösen Dauner Burgkapelle stammen. Das mag für die Vergangenheit gestimmt haben, aber heute nicht mehr, denn in dem engen Kapellentürmchen hängt eine grau angestrichene Stahlglocke, die seit Oktober 1982 elektrisch angetrieben wird.

Ebenfalls "gewandelt" hat sich der Schutzpatron der Kapelle und des Dorfes. In alten Dokumenten wird der heilige Johannes Nepomuk genannt. Nun ist es der heilige Hermann Joseph von Steinfeld, dessen Gedenktag früher am 7. April, heute am 21. Mai gefeiert wird. Jener Priester und Mystiker, um 1150 in Köln geboren, wirkte bis zu seinem Tode um 1250 als Mönch im Eifeler Kloster Steinfeld. Er soll sich 1226 für längere Zeit als Prior im damaligen Kloster Niederehe aufgehalten haben. Die dortige Kirche besitzt von ihm eine wertvolle Reliquie. In der Eifel wird der 1960 heilig gesprochene Hermann Josef als Patron der Mütter und Kinder verehrt.

Seine Kapelle in Boverath ist klein, erbaut aus Bruchsteinen, gerade mal 46 Quadratmeter groß.

Aber sie ist der Dorfbevölkerung ans Herz gewachsen. Liebevoll kümmern sie sich um sie, pflegen und renovieren sie mit viel Engagement.

An der Wand hinter dem neuen Altar aus Buntsandstein sind drei steinerne Figuren aus dem 18. Jahrhundert angebracht: Johannes von Nepomuk, Hermann Joseph, dargestellt als Prämonstratenser-Chorherr mit Jesuskind, und Walburga, die als Patronin der Wöchnerinnen, Bauern und Haustiere gegen Hungersnot und Missernte um Fürsprache gebeten wird.

Einen neuen Platz erhielt nach der Innenrenovierung 1992 die Pietà auf einem Sandsteinsockel, um die sich bereits eine Geschichte rankt. Ein anonymer Spender schickte sie per Bahn im Jahr 1937 nach Daun, mit einem Begleitschreiben, sie müsse in der Boverather Kapelle aufgestellt werden. Dort wurde sie bis 1972 verehrt.

In dem Jahr ließ sie der damalige Dauner Pastor in die Weinfelder Kapelle bringen, aus der sie dann wieder heimlich entfernt wurde und schließlich verschwand.

Der Zufall wollte es aber, dass 1989 die Pietà in einem dunklen Winkel einer Kirchturmspitze in einem Nachbardorf wiederentdeckt und von Boverathern dann nach Hause gebracht und neu restauriert wurde. Jeder achtet heute genauestens darauf, dass sie nie mehr ihre Kapelle verlassen wird.

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