Sichern statt graben und aufbauen

Die Pläne und der Fahrplan zur Sanierung sind Thema beim TV-Forum zur römischen Villa gewesen. Mit den etwa 50 Besuchern diskutierten Ortwin Eich vom Förderverein Wittlicher Kulturgüter, Kulturamtsleiter Justinus Maria Calleen, Karl-Josef Gilles vom Rheinischen Landesmuseum, Ottmar May vom Landesbetrieb Mobilität und TV-Redakteur Harald Jansen.

Wittlich. Bei der touristischen Vermarktung und Wiederherstellung der römischen Villa in Wittlich gibt es unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen. Das ist beim TV-Forum, das von TV-Redakteur Harald Jansen moderiert wurde, in der ehemaligen Synagoge deutlich geworden. "Es gibt sogar die Idee, die Villa per Laser in den Nachthimmel zu projizieren", sagte der Wittlicher Kulturamtsleiter Justinus Maria Calleen. Fehlendes Geld zwingen die Beteiligten jedoch zu realistischen und kleinen Schritten.Geplant ist, die zwei Binnenhöfe der Villa wiederherzustellen und die sichtbaren Mauern sowie das Schutzdach zu sanieren. Zudem soll eine Treppe gebaut werden, und Schilder Informationen zur Villa liefern (der TV berichtete).

Der Förderverein "Wittlicher Kulturgüter", der sich eigens aus Interesse für die römische Villa 2005 gegründet hat, ist froh, dass es ein Sanierungskonzept gibt. Einen Wunsch sieht der Vorsitzende Ortwin Eich jedoch nicht berücksichtigt: "Schön wäre es, wenn Anfang und Ende mit Punkten markiert werden, um das Ausmaß der Villa zu zeigen." Dagegen sagt der Verein ganz klar, dass er die Villa nicht wieder aufbauen möchte.

Aus dem Publikum wurden Wünsche laut, auf dem Gelände zu graben, um herauszufinden, ob sich bisher unbekannte Fundstücke unter der Erde befinden. Karl-Josef Gilles, Archäologe am Rheinischen Landesmuseum Trier, nahm diese Hoffnung. "Teilbereiche sind bereits zweimal bis auf Laufhöhe ausgehoben worden", sagte er. Zudem seien die Pfeiler der Liesertalbrücke tief gegründet, so dass "wahrscheinlich alles das, was da war, nicht mehr da ist." Gilles hält es für wichtiger, den Bestand zu sichern. "Vor allem der nördliche Badetrakt ist durch Hochwasser der Lieser gefährdet, und an der Südseite blättert die Außenhaut ab."

Bei zukünftigen Entscheidungen mitzureden, hat der Besitzer der Villa, der Landesbetrieb Mobilität. Ottmar May sagte jedoch: "Wir sind zwar Besitzer, sehen die Villa aber eher in der Obhut der Denkmalpflegebehörden." Behindern wollen sie Arbeiten nicht.

Die Stadt wartet nun darauf, dass das rheinland-pfälzische Kulturministerium einen finanziellen Zuschuss zur Sanierung bewilligt. Calleen: "Wenn das Geld freigegeben ist, geht es darum, so zügig wie möglich anzufangen."

Meinung

Erster Schritt auf langem Weg

 Graben oder den Bestand sichern? Zuschauer beim TV-Forum über die Zukunft der römischen Villa. TV-Foto: Sonja Sünnen

Graben oder den Bestand sichern? Zuschauer beim TV-Forum über die Zukunft der römischen Villa. TV-Foto: Sonja Sünnen

Die Villa ist wieder da. Das ist sie naturgemäß seit Jahrhunderten, nur aus dem Bewusstsein vieler war sie weg. Auch beim Eigentümer des Grundstücks, der sie damals "zwangsläufig und zufällig" erworben hat, als es um die Autobahn ging. Zwar verpflichtet Eigentum, aber dies gilt auch für die Stadt, zu deren kulturellem Erbe die Anlage zählt, was wiederum den Denkmalschutz zu beschäftigen hat. Angesichts der verzwickten Lage und keines Enthusiasten mit Spendierhosen ist es umso wichtiger, dass die Erbengemeinschaft kooperiert, miteinander spricht. Das war im Forum möglich und es zeigte den Willen, das Projekt anzugehen. Rückhalt gibt das Engagement der Bürger, die mit dem Förderkreis beweisen, dass die Wittlicher bereit sind, sich für "ihre" Villa einzusetzen. Das ist ein gutes Signal. Wenn jetzt noch eine jüngere Generation für die Vergangenheit zu interessieren wäre - und "die Römer" sind eigentlich ein tolles Thema - wäre auch gesichert, dass die Villa zukünftig in den Köpfen bleibt. Denn dem Morgen gelten die Anstrengungen von heute. s.suennen@volksfreund.de

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