Signal für eine Frohnatur

LANDSCHEID. (ger) Er ist eine Berliner Frohnatur, die seit fast 40 Jahren an der Salm wohnt. Die Ranzenmühle bei Landscheid ist das Heim mit Technik- und Naturanschluss von Karl-Ludwig Gottschalk und seiner Frau Doris.

Ein Signalhorn ertönt im Salmtal bei Landscheid. Doris Gottschalk von der Ranzenmühle ruft damit ihren Mann zum Essen, wenn er im Tal unterwegs ist. Ein Handy haben die beiden zwar auch, aber warum zuviel Technik, wenn es einfacher, romantischer und zudem kostengünstiger geht. Karl-Ludwig Gottschalk ist eine gut gelaunte Berliner Frohnatur, der sich im Salmtal pudelwohl fühlt. Die sonnige Lage auf einer weiten Wiese im Tal der Salm ist für Bewohner wie Besucher gleichermaßen einladend. So verwundert es nicht, dass die 1771 erbaute Mühle bis heute bewohnt ist. 1811 wurde das Anwesen als "Rambsmühle" bezeichnet. Der Name "Rams" ist ihr bis heute üblicher volksmundlicher Name. 1937 war sie als Getreidemühle für die Dörfer Minderlittgen und Hupperath zuständig. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges planten deutsche Soldaten, die Brücke über die Salm zur Ranzenmühle zu sprengen. Nur durch das reichliche Verabreichen alkoholischer Getränke wurden die Soldaten von ihrem Vorhaben abgelenkt, so dass die Mühlenbewohner unbemerkt die Sprengsätze entfernen konnten. Der Müller Ludwig Schönhofen legte die Mühle 1959 still und verkaufte sie 1966 an das Ehepaar Gottschalk aus Berlin. Die Turbine erzeugt 50 000 Kilowatt Strom pro Jahr. 90 Prozent der erzeugten Energie werden in das Netz des RWE eingespeist. "Damit können wir etwa zwölf Haushalte versorgen." Gottschalk bedauert, dass diese umweltfreundliche Stromgewinnung seitens der Politik und der Wirtschaft generell nicht weiter ausgebaut wird. Die Möglichkeiten seien zweifelsohne vorhanden. "Wir von der Ranzenmühle sparen mit unserer Turbine jährlich bis zu 40 000 Kilogramm Kohlendioyd." Jedes Jahr im Sommer steht die Reparatur der in die Jahre gekommenen Turbine an. Normalerweise wird das bei Niedrigwasser gemacht. "Aber in diesem Sommer führt die Salm viel Wasser durch die Regenperioden", sagt Gottschalk. Oft schauen Wanderer an der Ranzenmühle vorbei und kommen ins Gespräch. Zum Tag des offenen Denkmals im September 2004 kamen an die 400 Besucher. Denen hat Gottschalk auch die Redensart von der klappernden Mühle am rauschenden Bach erläutert. Das Klappern komme nicht vom sich drehenden Mühlrad, sondern vom so genannten Rüttelschuh, der unterhalb des Aufschütt-Trichters angebracht ist, bevor das Korn in den Mühlstein läuft. Neben allerhand umweltfreundlicher Technik kommt die Natur ebenfalls zur Geltung. Karl-Ludwig Gottschalk kann Natur pur sogar vom Wohnzimmer aus genießen. "Ich stehe hier am Fenster. 15 Meter weiter auf der Wiese sehe ich mehrere Rehe. Die laufen nicht weg, sondern schauen zu mir rüber."

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