Skurriler Nachbarschaftsstreit in Daun auch nach erstem Prozesstag nicht aufgeklärt

Daun · Heftig zusammengeschlagen oder einfach eine große Lüge und systematisches Mobbing: Was sich genau bei einem Nachbarschaftsstreit in einem Mehrfamilienhaus in Daun zu Beginn dieses Jahres abgespielt hat, ist auch nach dem ersten Verhandlungstag vor dem Amtsgericht Daun unklar. Der Prozess geht weiter.

Gleich mehrfach fällt das Schlagwort "Großes Durcheinander" während der Verhandlung vor dem Amtsgericht um einen Nachbarschaftsstreit in einem Mehrfamilienhaus in Daun. Polizisten, die bei der Auseinandersetzung im Einsatz waren und nun als Zeugen auftreten, bemühen es ebenso wie die Pflichtverteidiger, die Vertreter der Anklage und auch andere Zeugen.

Und das scheint auch grundsätzlich die Situation widerzuspiegeln, die sich über Monate in dem Haus abgespielt hat, offenkundig eskaliert ist und nun eben vor Gericht verhandelt wird. Auch die beiläufige Bemerkung des Hauptangeklagten passt in dieses Bild: Er gab an, das vermeintliche Opfer bei sich aufgenommen zu haben und etwa einen Monat mit ihr zusammen gewesen zu sein, bevor er sie wieder vor die Tür gesetzt habe. "Einen Monat später hat sie dann den Nachbarn geheiratet", sagte er.

Also auch ein Beziehungsdrama? Die Frage blieb bislang offen. Ungeklärt ist auch, wie genau die Eskalation eigentlich aussah. Nach dem ersten Prozesstag lässt sich das alles nicht sagen. Denn die Angaben der Beschuldigten und der vermeintlichen Opfer sind widersprüchlich, ebenso die Aussagen einiger Zeugen.

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Doch was war eigentlich geschehen? Drei Rumänen, die seit geraumer Zeit in Deutschland leben, wird vorgeworfen, eine Nachbarin, ihren Ehemann und einen weiteren Nachbarn brutal zusammengeschlagen und die am Boden liegende Frau zudem getreten zu haben.

Vor Gericht sagte diese: "Sie haben geklingelt, ich habe aufgemacht, ein Wort ergab das andere. Er hat mich eine Schlampe genannt und mir plötzlich ins Gesicht geschlagen. Ich bin gegen den Türrahmen geknallt, auf den Boden geflogen und war kurz weg. Dann nur noch Schläge und Tritte, auch gegen meinen Kopf. Und einer ist mir auf die Hand getreten, damit ich nicht abhauen kann." Laut Anklage sind auch der Ehemann und ein Nachbar, die zu Hilfe geeilt sind, getreten und geschlagen worden.

Die beiden zur Verhandlung vor dem Amtsgericht in Daun erschienenen Angeklagten - einer fehlte unentschuldigt - wiesen die Vorwürfe vehement zurück und stellten die Frau sowie die beiden Männer nicht als Opfer, sondern als dreiste Lügner hin. Auf Nachfrage beteuerten sie mehrfach: "Nein, wir haben niemanden geschlagen und getreten." Im Gegenteil: Sie behaupteten, über Monate von dem Ehepaar systematisch gemobbt worden zu sein. "Sie haben mir dauernd und absichtlich mein Auto, mit dem ich zur Arbeit musste, zugeparkt. Auch meine Reifen sind aufgeschlitzt worden", sagte der Hauptangeklagte. Zum Beweis brachte er einen Reifen mit Felge mit in den Sitzungssaal. Er berichtete weiter: "Außerdem tritt der Mann jeden Abend, wenn er besoffen von der Arbeit kommt, gegen unsere Wohnungstür. Ihm scheint es egal zu sein, dass auch meine alte Mutter bei mir wohnt." Über all das habe er sich bereits mehrfach bei seinem Vermieter beschwert.

Auch am besagten Abend im Februar dieses Jahres sei wieder sein Wagen zugeparkt gewesen. Daraufhin habe er einen Freund, der nun ebenfalls wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt ist, angerufen und ihn gebeten, gemeinsam zur Polizei zu fahren. Das haben sie dann auch gemacht und den Verstoß angezeigt. Die Polizei rief daraufhin den Parksünder an. Vor Gericht sagte die Frau daraufhin: "Wenn die uns anzeigen, zeigen wir die auch an."
Opfer legen Atteste vor

Wenig später traf eine Streife ein. Vor Gericht blieb aber unklar, ob sie wegen des Parkvergehens oder der vermeintlichen tätlichen Auseinandersetzung erschien. Jedenfalls bemerkten die beiden Polizisten, die auch als Zeugen gehört wurden, keine Verletzungen beim Ehemann und dem Nachbarn. "Ansonsten hätten wir für sie sofort einen Rettungswagen gerufen", sagten sie unisono. Unklar ist auch, ob Alkohol im Spiel war. Während die Angeklagten behaupten, zumindest der Ehemann sei betrunken gewesen, konnten sich die Polizisten daran nicht mehr erinnern. Fakt ist aber: Alle drei vermeintlichen Opfer haben im Nachhinein jeweils ärztliche Atteste vorgelegt aus denen hervorgeht, dass sie Prellungen, Kratzwunden und blaue Flecke aufwiesen. Der Beamte, der mit der Frau gesprochen hatte, soll nun zur Aufklärung beitragen. Er war beim ersten Verhandlungstag noch nicht als Zeuge geladen.

Fortsetzungstermin der Verhandlung: Montag, 7. November, 10 Uhr im Amtsgericht Daun.

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