"So nah und doch so fern"

DAUN. Seit sich vor sieben Jahren der Verein zur Hilfe für Frauen in Not gründete, findet auf dessen Initiative immer zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen eine Veranstaltung statt.

"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren", zitierte die Fin-Vorsitzende Evi Linnerth und beteuerte: "Wir haben uns fürs Kämpfen entschieden." Der Verein, der Frauen im Kreis Daun hilft, sich aus Gewaltsituationen und -beziehungen zu lösen, der sich für die Rechte der betroffenen Frauen einsetzt und auf die Problematik der Gewalt an Frauen aufmerksam macht, hatte bei der Veranstaltung mit dem Motto "So nah und doch so fern" den Blick auf die Internationalität von Frauen in der Eifel gerichtet. Die Lebensläufe von Frauen, die vor Jahren oder Jahrzehnten aus der Ferne hierher kamen, fanden in der gut besuchten Veranstaltung große Aufmerksamkeit. Wenn die Ausländerbeauftragte Usha Mayer das Wort ergreift, macht sie nie einen Hehl daraus, wie gut es ihr in der Eifel gefällt. "Ich habe selbst so viele gute Erfahrungen gemacht, dass ich sie gerne weiter gebe", erklärte sie und beendete ihren Appell an die Ausländerinnen und ihre Familien, sich bei Fragen und Problemen an sie zu wenden, mit der Formel: "Alles klar? Ich helfe gern!"Erstes Treffen im Haus der Jugend in Daun

Zurzeit bereitet sie das erste Treffen für Ausländer im Kreis vor, das in Zukunft einmal im Monat stattfinden soll. Die erste Begegnung ist am Sonntag, 14. Dezember, 15 Uhr, im Haus der Jugend in Daun. Hilda Bünger stammt aus Jordanien, sie hat wie Usha Mayer einen Deutschen geheiratet und lebt seit 15 Jahren in Gerolstein. "Wir müssen von allen Seiten aufeinander zu gehen", empfahl sie. Sie erzählte, wie sie seinerzeit selbst die Initiative ergriff, ihre Nachbarinnen einlud und Volkshochschulkurse gab. Heute könne sie mit Überzeugung sagen: "Ich fühle mich hier zu Hause." Ähnlich drückt es die Spanierin Lucia Olea aus, die als 18-jähriges Au-pair-Mädchen nach Gerolstein kam, später einen deutschen Mann heiratete und heute als pädagogische Fachkraft am Hubertus-Rader-Förderzentrum arbeitet. Ihr Fazit lautet: "Ich fühle mich sehr wohl hier und kenne sehr viele liebe Leute." Irina Görgens lebt in Korlingen bei Trier und steht beruflich in Kontakt mit Fin. Sie arbeitet als Diplompädagogin am Projekt "Integra", das in Gerolstein in Trägerschaft der Handwerkskammer Trier junge Aussiedler und Ausländer betreut. Irina Görgens war vor 16 Jahren mit ihren Eltern und ihrer Schwester aus Wolgograd nach Deutschland gekommen. Von heute auf morgen, denn der Vater hatte die Familie vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie machte das Abitur, studierte und sagt heute: "Ich fühle mich wohl und integriert." Ihren Landsleuten riet sie, nicht so zurückhaltend zu sein. Eigentlich hatte Evi Linnerth die Berichte dieser vier Frauen auf dem Programm. Doch spontan entschieden sich weitere Frauen, aus ihrem Leben zu erzählen: die aus Sizilien stammende Ärztin; die Brasilianerin, die nach Deutschland kam, um sich um ihre kranke Schwester zu kümmern, und nun auch hier verheiratet ist; die Portugiesin, die mit 20 ihren Eltern ein Jahr Deutschland abrang und für die heute, nach gut 30 Jahren, Deutschland längst zur Wahlheimat geworden ist; die junge Ukrainerin, die sich mit Hilfe von Fin von ihrem tyrannischen Ehemann löste. Der Verein braucht Unterstützung in Form von Mitgliedschaften, Spenden oder persönlicher Mitarbeit. Kontakt: Fin, Burgweiher 16, 54568 Gerolstein, Telefon 06591/7872; Notruftelefon werktags von 10 bis 18 Uhr: 06591/980622.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort