"So viel Wirbel habe ich gar nicht gerne"

OBERSTADTFELD/HAMBURG. Morgen geht Arnold Möseler in Hamburg in die bundesweite Endausscheidung. Der Koch aus Oberstadtfeld, der auf dem Schönfelderhof in Zemmer arbeitet, möchte "Top-Ausbilder des Jahres 2006" werden.

Heute kocht der 52-Jährige noch im Forum Daun für Ministerpräsident Kurt Beck. In der Nacht setzt sich Arnold Möseler dann gemeinsam mit Ehefrau und einem Auszubildenden ins Auto, um nach Hamburg zu fahren. Da steht morgen ab 12.30 Uhr die bundesweite Entscheidung an, wer "Top Ausbilder des Jahres 2006" wird. Zehn Köche haben es in die Endrunde der vier Kategorien geschafft. Möseler tritt in der Kategorie "Soziale Gastronomie" an. Seit 1985 arbeitet er als Küchenmeister im "Schönfelderhof Zemmer", einer gemeindepsychiatrischen Einrichtung der Barmherzigen Brüder mit 400 Bewohnern und 180 Mitarbeitern. "Die Arbeitsplätze auf dem Schönfelderhof sind einfach klasse. Ebenso die Ausbildungsplätze", meint Möseler. Die 18 Lehrstellen teilen sich drei Köche, ein Metzger, ein Bäcker, eine Bürokraft und zwölf Heilerzieher. Möseler ist gerne Ausbilder und schaut auf 25 Jahre in dieser Position zurück. Augenzwinkernd meint er: "Ich hab schon einen dicken Bus voll, quasi einen Doppeldecker voll junger Leute ausgebildet." Seit der Premiere vor vier Jahren beobachte er den "Top-Ausbilder"-Wettbewerb des Verbandes der Köche Deutschlands. Im Oktober schrieb er dann die Bewerbung mit knackigen Slogans wie "fair und zuverlässig", "Führen heißt Überzeugen" und "Das Team ist erfolgreicher als der Einzelkämpfer". Möseler, von 1997 bis 2004 Mitglied der Deutschen Köche-Nationalmannschaft und 1997 Vizeweltmeister, möchte mit der Teilnahme klären: "Wo stehen wir auf Bundesebene?" Der "Koch des Jahres 1995" gewinnt seinem Arbeitgeber viele Vorteile ab. Er sagt: "Wir haben optimale Arbeitsbedingungen, und bei uns wird auf jeden Auszubildenden individuell eingegangen." Einen Einser-Schüler auszubilden sei ja keine Herausforderung. Auf dem Schönfelderhof in Zemmer bekommen auch andere Schüler eine Chance. Für Möseler gehören zu den Qualitäten eines Ausbilders: "Fachliche Kompetenz, Menschlichkeit und Überzeugungskraft durch Handeln". Der Küchenmeister, der außerdem Betriebswirt im Hotelfach ist, setzt auf klare Ziele. Es fasziniere ihn, "wie mancher Azubi sich während der Ausbildung entwickelt". Für Möseler ist der Beruf Leidenschaft - mit viel Spielraum für Entwicklung und Kreativität. Obwohl er schon vor etlichen Polit- und Promigrößen gestanden hat, verursacht ihm der Auftritt in Hamburg Bauchkribbeln. Er sagt: "Ich bin total gespannt. Dann kocht mir bestimmt das Blut." Um 18.45 Uhr wird er zur Bekanntgabe der Preisträger marschieren. Dem TV-Interview stellte er sich nur ungern: "So viel Wirbel vorher hab ich nicht so gerne." Wie viele Mitbewerber er aus dem Rennen geschlagen hat, weiß er nicht. Der Verband macht daraus eine Geheimsache. Nach der Nominierung kamen Ende Januar zwei "Inspekteure", um den Schönfelderhof unter die Lupe zu nehmen. Möseler nimmt es olympisch: "Dabei sein ist alles."

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