Sogar die Meyer-Bastion fällt

HILLESHEIM. Auch am Tag nach dem sensationellen Wahlsieg der parteilosen Heike Bohn zur ersten hauptamtlichen Bürgermeisterin in der Region Trier sind die Emotionen nicht vollends verflogen. Ein genauer Blick auf die Einzelwahlergebnisse bestätigen den Eindruck des Sieges auf ganzer Linie. Der Versuch einer Analyse.

 Des einen Freud, des anderen Leid: Ein paar Meter abseits der emotionsgeladenen Atmosphäre nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses treffen sich die künftige Hillesheimer Bürgermeisterin Heike Bohn (parteilos) und der geknickte Wahlverlierer Bernhard Jüngling (CDU) zum Händedruck auf dem Balkon des Rathauses.Foto: Gabi Vogelsberg

Des einen Freud, des anderen Leid: Ein paar Meter abseits der emotionsgeladenen Atmosphäre nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses treffen sich die künftige Hillesheimer Bürgermeisterin Heike Bohn (parteilos) und der geknickte Wahlverlierer Bernhard Jüngling (CDU) zum Händedruck auf dem Balkon des Rathauses.Foto: Gabi Vogelsberg

Zunächst einmal zum für alle Beteiligten positiven Aspekt dieser Bürgermeisterwahl in Hillesheim: Die Wahlbeteiligung erreichte einen Spitzenwert: 63,3 Prozent. In keinem Dorf lag die Beteiligung unter 50 Prozent. Zum Vergleich: Lediglich bei der Kelberger Bürgermeisterwahl vor 15 Monaten lag der Wert ähnlich hoch (62,35 Prozent). Hingegen gingen bei der ebenfalls viel beachteten und bereits im Vorfeld Schlagzeilen trächtigen Gerolsteiner Bürgermeisterwahl vor knapp zwei Jahren lediglich 51,29 Prozent der Wähler zur Urne, in Daun waren es nicht einmal die Hälfte der Wähler (46,45 Prozent). Zwar immer noch den Spitzenplatz bei dieser Wahl, aber bei weitem nicht mehr das Idealergebnis erreichten die Basberger: Waren es bei der jüngsten Kommunalwahl noch 100 Prozent (!) der Wähler, so machten sich diesmal nur noch 54 der 59 Wahlberechtigten auf in die Wahlkabine. Das entspricht 91,5 Prozent. Ähnlich hoch war das Engagement in Loogh (90,6 Prozent). Dass Heike Bohn diese Wahl haushoch gewonnen hat, ist nicht nur am Gesamtresultat zu sehen. Sie hat 58,4 Prozent (2572) der Stimmen auf sich vereinigen können und hat somit einen Vorsprung von 16,8 Prozent der Stimmen auf ihren Kontrahenten Bernhard Jüngling, für den sich 1835 Wähler ausgesprochen haben. Auch die Einzelergebnisse aus den Dörfern sprechen ein deutliche Sprache: Der CDU-Bewerber hat nur in seiner Heimatgemeinde Nohn (63,9 Prozent) gewonnen. Die drei weiteren Erfolge in den Stadtteilen Bolsdorf (50,4 Prozent) und Niederbettingen (50,8 Prozent) sowie im Ortsteil Mirbach (66,1 Prozent) haben nicht einmal zum Sieg in der jeweiligen Gemeinde beziehungsweise der Stadt gereicht. Die Stadt war es auch, auf die die CDU-Anhänger ihre letzten Hoffnungen gesetzt hatten, nachdem die ersten Ergebnisse aus den Ortsgemeinden eingetrudelt waren und ein für Bernhard Jüngling ernüchterndes Bild zeichneten: Nach verheißungsvollem Start (Mirbach: 66,1 Prozent für Jüngling) ging es für den CDU-Mann stetig bergab: Stroheich (39,8), Basberg (33,3), Loogh (37,5). Als sich dann auch noch Oberbettingen - die Gemeinde des renommierten CDU-Urgesteins Matthias Meyer - mehrheitlich gegen den CDU-Mann ausgesprochen hatte, glaubten die ersten der treuesten Gefährten nicht mehr an den Sieg - nach dem Motto: "Wenn's dort schon nicht klappt " Stadt-Ergebnis verbreitet sich wie Lauffeuer

Und dann die Bestätigung dessen, was sich als Gerücht bereits im Rathaus wie ein Lauffeuer verbreitet hat: Die Stadt geht an Bohn - haushoch, mit 61,2 zu 38,8 Prozent. Die Entscheidung. Kaum mehr ins Gewicht fallen danach die übrigen Resultate, von denen jedoch vier besonders auffallen: In Basberg, dem einzigen Ort, dem eine Frau in der Verbandsgemeinde Hillesheim vorsteht, erzielt die Bürgermeisterkandidatin mit 66,7 Prozent ein besonders gutes Ergebnis. Und Ortsbürgermeisterin Petra Himmels (CDU) kann sich auch ein solidarisches Lächeln nicht verkneifen. Noch besser ist das Ergebnis für Heike Bohn in Oberehe (78,5). Dass die Bewerberin sich auch klar in Niederehe durchsetzt, dürfte zu großen Teilen am Engagement von Heinrich Ingenerf liegen. Er als Ortsvorsteher und FWG-Aushängeschild hat sich vehement für die parteilose Kandidatin eingesetzt. Dass auch die Zilsdorfer mit 72 Prozent für Heike Bohn stimmten, ist weniger ihr Verdienst denn eine Absage an die CDU. Schließlich lasten sie größtenteils dem CDU-Ortsbürgermeister Horst Kolitsch die geplanten Windräder vor ihrer Haustür an.

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