Sorgen, Frust und Hektik im Hintergrund

HILLESHEIM. Die Nachricht von der drohenden Schließung des Hillesheimer "Hochwald"-Werks (ehemals Eifelperle) beunruhigt auch Stadtbürgermeister Matthias Stein und Verbandsbürgermeisterin Heike Bohn. Im TV-Interview sagen sie, dass "bereits einiges in Bewegung" sei, die sich anbahnende Katastrophe einzudämmen. Ihre Forderung: "Was wir als erstes brauchen, sind verlässliche Aussagen."

Frau Bohn, Herr Stein, wie schätzen Sie die Lage um das "Hochwald"-Werk in Hillesheim ein?BOHN: Ich weiß im Moment nicht mehr als das, was in der Zeitung stand, und was man zwischen den Zeilen lesen konnte. Wir haben aber, wie Sie wissen, im Januar einen Termin in Thalfang (mit der Geschäftsführung der Hochwald-Werke, Anm. der Redaktion) und hoffen, dort Näheres zu erfahren. STEIN: Ich kann die Situation leider noch nicht richtig beurteilen, denn bislang sind es ja noch immer nur Gerüchte - die aber durch die Aussagen während der Vertreterversammlung der Genossenschaft in Kruft angeheizt wurden. Schließlich wurde ja von der "Hochwald"-Führung gesagt, dass einige Betriebsstätten geschlossen werden und gleichzeitig in einige - wie die in Erftstadt - riesig investiert werden soll. Da mache ich mir schon sehr große Sorgen, dass hier nichts mehr passiert. Dennoch: Was wir brauchen, ist eine definitive Aussage. Im Januar muss ,Butter bei die Fisch'. Gerüchte um die Schließung des Werks gab es regelmäßig - vor allem nach der Fusion mit "Hochwald". Was ist diesmal anders?BOHN: Wir wollen uns nicht an Spekulationen beteiligen. STEIN: Moment mal. Ich war früher schön öfter mal in Thalfang, wenn es um angrenzende Baugebiete oder sonstiges ging, und dann habe ich immer versucht zu erfahren, wie es mit dem Standort aussieht. Und stets die gleiche Antwort erhalten: Jeder Standort steht auf dem Prüfstand. Jetzt beunruhigt uns das wesentlich mehr als früher, diesmal hat es eine andere Qualität. Ich befürchte, dass es so sein wird, wie immer bei Fusionen: Wer übernommen wird, wird später auch geschlachtet.BOHN: Wir machen uns natürlich große Sorgen um die Mitarbeiter, die Immobilie, den Wasser- und Abwasserbereich (die Molkerei ist der mit Abstand größte Wasserbezieher in und um Hillesheim und ist an der Hillesheimer Kläranlage finanziell beteiligt, Anm. d. Redaktion). Wir haben aber, und das ist das Problem, keine konkreten Aussagen vorliegen. Ist das Ihrer Meinung nach eine rein wirtschaftliche Angelegenheit, auf die Sie keinen Einfluss haben, oder können Sie als politische Verantwortungsträger doch etwas tun. Und: Was tun Sie?STEIN: Nein, nein, eine gewisse Verpflichtung hat "Hochwald" der Stadt und der Verbandsgemeinde Hillesheim gegenüber schon, schließlich haben wir der "Eifelperle" und später auch "Hochwald" alle erdenklichen Wünsche erfüllt. Denn wir wussten stets um die Wichtigkeit dieses starken Arbeitgebers. Ich nenne nur mal zwei Beispiele: Für das unmittelbar an die Molkerei angrenzende Gebiet "Auf dem Berg II" haben wir trotz Wohnraummangels extra keinen Bebauungsplan aufgestellt, um auf eventuelle Expansionspläne der Molkerei Rücksicht zu nehmen. Auch haben wir für viel Geld die Industriestraße ausgebaut, damit nicht zuletzt die Molkerei ihren Verkehr einfacher managen kann."BOHN: Was wir tun? Zunächst einmal versuchen, konkret zu erfahren, was, wann, wie geplant ist. Aber Sie werden doch wohl kaum bis Januar die Hände in den Schoß legen und geduldig warten, was kommt?BOHN: Nein, natürlich nicht. Wir führen schon jetzt Gespräche. Mit wem?BOHN: Dazu möchte ich mich nicht äußern. Das ist kein Thema für die Öffentlichkeit. Die ist aber zum einen brennend daran interessiert, wie es mit der Molkerei weiter geht, und zum anderen, was die politischen Verantwortungsträger für den Erhalt des Werks tun. Also! BOHN: Konkretes kann ich dazu wirklich nicht sagen, aber Sie können uns schon glauben, dass wir nicht die Hände in den Schoß legen. Wir führen auf politischer, wirtschaftlicher und behördlicher Ebene Gespräche, wir wenden uns an Mitbewerber ebenso wie ans Ministerium, schließlich geht es auch darum, an eventuelle Fördertöpfe zu kommen. Und es geht darum, sich abzustimmen. Denn es ergibt keinen Sinn, dass jeder von uns zu jedem möglichen Ansprechpartner hin rennt. Sie deuten so etwas wie eine Krisensitzung an?BOHN: Nein, die hat es bislang nicht gegeben und die ist vorerst auch nicht geplant.STEIN: Erst müssen wir wissen, was genau läuft. Tut sich denn etwas, besteht Grund zur Hoffnung?BOHN: Ich habe das Gefühl, dass einiges in Bewegung gekommen ist, und das Problem auch überregional als solches wahr genommen und daran gearbeitet wird. Und wie wird Ihres Erachtens nach die Problematik von der Bürgern vor Ort gesehen?BOHN: In der Region herrscht große Sorge. Ich werde oft auf das Thema angesprochen. Aber nicht nur so, dass Leute wissen wollen, was los ist und was wir tun, sondern auch, dass sie fragen: Was kann ich tun? Wie werten Sie, dass Sie - obwohl klar war, dass Ihnen das Thema auf den Nägeln brennt - erst im Januar einen Gesprächstermin in Thalfang bekommen haben? Fühlen Sie sich überhaupt Ernst genommen?STEIN: Nun, zum einen hätte ich angesichts unserer traditionell guten Zusammenarbeit im Vorfeld der Vertreterversammlung schon erwartet, dass uns signalisiert wird: Hallo Stadt, hier könnte dies und jenes auf euch zukommen. So viel Anstand hätte sein müssen, so fair muss man miteinander umgehen. Vielleicht hat Hochwald ja schon fertige Pläne in der Schublade liegen, was mit den Leuten und was mit der Immobilie passieren soll. Zum anderen hätte ich gerne direkt mit der Geschäftsführung gesprochen. Frau Bohn und ich wären sofort ins Auto gestiegen und nach Thalfang gefahren. BOHN: Klar, hätte ich mir einen früheren Termin gewünscht. Ich will das aber mal als Hoffnungszeichen werten. Vielleicht sind unsere Eile und Sorge ja gar nicht so begründet, wie wir im Moment annehmen. Das Gespräch führte unser Redakteur Mario Hübner

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