Sprudelkutschern den Affenzahn ziehen

Drei Monate nach der Auftaktveranstaltung zur Dorferneuerung (DE) in Dockweiler haben engagierte Bürger schon viele Vorschläge konkretisiert - mit Hilfe von professionellen Stadtplanern. Das Land bezuschusst mit 24 000 Euro das 28 000 Euro teure DE-Konzept.

Dockweiler. "Das DE-Konzept von 1984 war total überholt, vor allem mit Blick auf die demografische Entwicklung. Jetzt freuen wir uns über die Anerkennung als DE-Schwerpunktgemeinde", erklärt Bruno von Landenberg, Ortsbürgermeister in Dockweiler. Ein Fünftel der 740 Einwohner sind Kinder und Jugendliche, ein Viertel Senioren. Außerdem ist das Dorf stark gebeutelt von der hohen Verkehrsbelastung der zwei durchführenden Bundesstraßen. Die B 421 in Richtung Daun befahren täglich über 5000 Autos (davon 15 Prozent LKW) und die B 410 in Richtung Dreis rund 3500 Fahrzeuge pro Tag. Für das neue Ortsbild hat sich bei der DE-Auftaktveranstaltung Ende Januar ein Arbeitskreis (AK) gebildet. Dabei wurden rasch die Ortseingänge ins Visier genommen. Peter Umbach meint: "Mit wenig Geld könnten die Sperrflächen entsiegelt und bepflanzt werden. Ein Art Hochbeet könnte sogar die LKW vom Rasen abhalten."Durch die Ortsmitte fährt jeder zu schnell

Der 50-Jährige erntet zustimmendes Kopfnicken. Der junge Familienvater Martin Zinic sagt: "Die Sprudelkutscher passieren den Engpass in der Ortsmitte mit einem Affenzahn. Da fährt jeder zu schnell." Stadtplanerin Sandra Stahlhofen brachte zum zweiten AK-Treffen schon einen Plan mit. Sie sagt: "Eine Reihe Säulenahorn wäre vorstellbar, darunter Rosenhecken und auf die Kopfenden kleinere blühende Pflanzen." Auch die Pflege der Anlagen wird thematisiert. Doch rasch ist klar: Pflege-Patenschaften sind nur im Ortskern sinnvoll und auf freier Fläche zu gefährlich. Ortsbürgermeister Landenberg hofft auf eine Verkehrsberuhigung, wenn voraussichtlich 2008 oder 2009 die B 421 ausgebaut wird. "Dann soll auch das Überholen auf der Geraden vor dem Bahnübergang unmöglich gemacht werden", fordert Landenberg. Der dreifache Vater Jürgen Weiler bringt derweil eine Verkehrsberuhigung des Steinertweges als Verbindung vom Neubaugebiet zur Schule und Kindergarten als wünschenswert ein. Der AK Ortsbild kümmert sich auch um einen Dorfplatz als Treffpunkt, der bisher in Dockweiler fehlt. Dietmar Uder (40 Jahre) meint: "Der beste Platz wäre am Dorfgemeinschaftshaus, aber leider ist es da nur schwer zu realisieren, weil das Areal der Kirche gehört." Der zweifache Vater Zinic sagt: "Dabei trifft sich die Jugend schon oft da, weil dort ein Basketballkorb hängt." Um die Stellung der Kinder und Jugendlichen im DE-Konzept soll sich ein eigener AK kümmern. Der AK "Tourismus und Wanderwege" schaut auf die landschaftlichen Schönheiten, die Dockweiler zu bieten hat.Mehr Bauerngärten statt Pflaster- und Teerflächen

Siegfried Schüller (50 Jahre) sagt: "Es müsste ein Ortswanderwegenetz aufgestellt werden." Beispielsweise sei der Felswald oberhalb der Bahn sehr schön, aber das darin verborgene Lavablockfeld sei nur zu sehen, wenn man durch den Wald gehe. Für Touristen schwer zu finden. Klaus Schüller (68 Jahre) wünscht die Vernetzung mit den etablierten Radwegen. Auch besondere Routen um den Ort sollten gekennzeichnet werden. Er schlägt vor: "Vom Eselsberg bei der Lavagrube bis zum Ernstberg und vom 653 Meter hohen Döhm-Berg runter bis zum Dreiser Weiher - das sind tolle Strecken." Uto Grell bemängelt derweil die Ökologie im Dorf. Der pensionierte Finanzbeamte sagt: "Statt Pflaster- und Teerflächen sollten viel mehr Bauerngärten zu sehen sein, und die Bachläufe müssten mehr ins Ortsbild integriert werden." Der Angersbach sei im Bereich des Neubaugebietes verrohrt und begradigt worden. Ortsbürgermeister Landenberg erklärt: "Wir sind ein von Steinen und Wasser geprägtes Dorf." Er freut sich über das große Engagement in den DE-Arbeitskreisen. "Jeder ist gefragt und nicht nur der Ortsbeirat. So können die Wünsche der Bürger konkret angepackt werden." Neben kommunalen Projekten profitieren auch private Investoren vom DE-Konzept, was innerhalb eines Jahres feststehen soll. Die Umsetzung und damit verstärkte Förderung als Schwerpunktgemeinde läuft bis 2012.

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