Stadt wird Sorgenkind doch nicht los

Daun · Angebot zurückgezogen: Die Hoffnung, dass der Dauner Sprudel das frühere Kurmittelhaus zurückkaufen könnte, hat sich zerschlagen. Sollte sich keine neue Nutzungsmöglichkeiten ergeben, ist auch ein Abriss nicht ausgeschlossen.

 Ungewisse Zukunft für die Immobilie: Seit 2010 gehört sie der Stadt Daun.

Ungewisse Zukunft für die Immobilie: Seit 2010 gehört sie der Stadt Daun.

Foto: (e_daun )

Daun Erinnerungen ans Kurmittelhaus hat Wolfgang von Wendt noch viele - gute wie schlechte. Der 71-Jährige ist Geschäftsführer des Kneippvereins, dessen Warmwassergymnastik-Kurse viele Jahre im Gebäude am Rand des Kurparks angeboten wurden - bis Ende 2014. Zuvor gab es reichlich Pannen, und wenn mal alles funktionierte, fiel so viel Schnee aufs Dach, dass dieses einzustürzen drohte. Allein mit Blick auf die vielen Hiobsbotschaften "vermissen wir die alte Heimat nicht, zumal wir mit unseren Kursen schon seit Längerem gute Bedingungen im Regina-Protmann-Haus haben, dessen Warmbad für uns von der Übergangs- zur Dauerlösung geworden ist", sagt von Wendt. "Im Kurmittelhaus hätten wir zwar mehr Kurse anbieten können, aber wir sind zufrieden mit der Situation, wie sie heute ist."
Der Gebäudekomplex (Kurmittelhaus plus Anbau) gehört seit 2010 der Stadt. Damals zahlte sie rund 100 000 Euro an die Eigentümer, den früheren Besitzern des Dauner Sprudels.
Freude an ihrer Immobilie hat die Stadt danach allerdings nie gehabt. Sorgen bereitete immer wieder der Zustand des Gebäudes. Ein Ende 2014 vorgelegtes Gutachten sprach Bände, fanden sich doch darin Sätze wie "deutlich unterschiedliche Setzungen der Gebäudeteile feststellbar", "…nahezu keinen Raum ohne deutliche Rissbildungen…" und "In nahezu allen Außenwandbereichen sind Feuchtigkeitsbeeinträchtigungen feststellbar". 150 000 bis 200 000 Euro wären laut Gutachter nötig, um das Allernötigste zu machen. Und hätte der Komplex nicht schon genug an Pleiten, Pech und Pannen erlebt, wurde er beim Lieser-Hochwasser im Frühjahr 2016 auch noch voll erwischt.
Bei der Stadt war 2015 Hoffnung aufgekommen, ihr Sorgenkind doch wieder loszuwerden. Die Besitzer des Sprudels, die das in die Insolvenz geratene Traditionsunternehmen 2014 gekauft hatten, stellten in Aussicht, den einst dem Unternehmen gehörenden Gebäudekomplex wieder zu kaufen. Aber dieses Angebot gibt es nicht mehr. "Die Inhaber der Dauner & Dunaris Quellen haben zwischenzeitlich mitgeteilt, dass sie davon Abstand genommen haben, den Gebäudekomplex kaufen zu wollen", berichtet Stadtbürgermeister Martin Robrecht. Aber wie geht es nun weiter? "Nach einhelliger Bewertung gibt es keine realistische, wirtschaftlich auch nur annähernd vertretbare Möglichkeit, um das Kurmittelhaus für seinen ursprünglichen Zweck wieder in Betrieb zu nehmen. Dies gilt insbesondere für das Warmbad", sagt Robrecht.
Da ein Verkauf ja derzeit auch keine Option ist, wird geprüft, ob der Komplex zumindest erhalten werden kann. "Voraussetzung dafür ist aber, dass diese einer von den Kosten her vertretbaren, bezogen auf die Lage im Kurpark sinnvollen und akzeptablen Nutzung zugeführt werden können. Derzeit liegen mir zwei Anfragen vor, die sich auf die Anmietung, zumindest von Gebäudeteilen, für eine Nutzung als Physio-Praxis beziehungsweise im gastronomischen Bereich beziehen", berichtet der Stadtbürgermeister.
Wie die Gespräche ausgehen könnten, darüber will er nicht spekulieren: "Wir stehen noch ganz am Anfang."
Und was, wenn keine Weiternutzung zustande kommt? "Dann wird mittelfristig wohl oder übel über einen, nach derzeitigen Schätzungen recht kostenintensiven Abriss nachzudenken sein."Extra: EINST EIN WICHTIGER WIRTSCHAFTSFAKTOR

 Damals und heute: Viele Jahrzehnte hat der Kneippverein im Warmbad des Kurmittelhauses Kurse angeboten (unteres Foto). Seit fast drei Jahren läuft dort aber nichts mehr. TV-Fotos (2): Stephan Sartoris/Archiv: Tobias Senzig

Damals und heute: Viele Jahrzehnte hat der Kneippverein im Warmbad des Kurmittelhauses Kurse angeboten (unteres Foto). Seit fast drei Jahren läuft dort aber nichts mehr. TV-Fotos (2): Stephan Sartoris/Archiv: Tobias Senzig

Foto: (e_daun )
Stadt wird Sorgenkind doch nicht los
Foto: (e_daun )


Der Name "Kurmittelhaus" erinnert daran, dass der Kurbetrieb einst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Daun war. Bis in die 1960er Jahre betrieb der Dauner Sprudel das Haus, 1969 pachtete es die Stadt. Mitte der 1990er Jahre wurde das Haus renoviert, nachdem es mehr als zwei Jahre nicht genutzt worden war. In den Gebäuden gab es lange eine Physiotherapie-Praxis und eine Sauna. Während für die Umgestaltung des angrenzenden Kurparks Geld geflossen ist, gab es für eine Sanierung des Kurmittelhauses keine Zuschüsse.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort