Steht gut da, liegt gut da, sieht aber alt aus

BIRRESBORN. Nach dem Ende der von Gesteinsabbau und Mineralwasser-Produktion geprägten Blütezeit setzt Birresborn nun verstärkt auf den Tourismus, die Nähe zu Gerolstein, die Bahnanbindung und seine idyllische Lage im Kylltal.

Mit den Worten "Wir haben unsere Möglichkeiten genutzt", zieht Josef Bach (CDU), seit 1982 Ortsbürgermeister von Birresborn, Bilanz. Zwar hat die Gemeinde in jüngster Vergangenheit Rückschläge hinnehmen müssen - allen voran die Schließung des Phönix-Sprudels sowie die erfolglosen Vermarktungsversuche des Gewerbegebiets -, doch die mit rund 1400 Einwohnern nach der Stadt Gerolstein zweitgrößte Gemeinde im Gerolsteiner Land steht noch gut da. Die Infrastruktur ist weitgehend intakt: Es fehlen weder Grundschule, Kindergarten, Bäckerei, Geschäfte, Ärztin, Bank, Getränkehandel noch Gaststätten oder ein Hotel. Mehr noch: Ein Hotelier hat unlängst den Phönix-Turm gekauft. Er will ihn zu einem Gasthaus mit fünf Zimmern und kleiner Restauration umbauen. Der Biergarten davor ist bereits eröffnet. "Ich wünsche mir, dass das klappt, zumal uns auch versichert wurde, dass das Gebäude seine ursprüngliche Form und somit das Dorf sein inoffizielles Wahrzeichen behält", sagt Bach. Bach: Flurbereinigung hat Dorf enorm aufgewertet

Und es hat weitere positive Entwicklungen gegeben: Seitdem die Gemeinde Fischerei-Lose gekauft hat und an Angler verpachtet, gehören die mit langen Gummistiefeln im Wasser stehenden oder an der Böschung sitzenden Gesellen beinahe das gesamte Jahr über zum gewohnten Bild in Birresborn. "Rund 1000 Gäste, zumeist Fliegenfischer aus Luxemburg und Belgien, kommen dadurch pro Jahr zu uns. Denen gefällt das saubere Gewässer in der schönen Landschaft", sagt Bach, der die touristische Vermarktung der Ortes als richtigen Weg ansieht. "Denn außer Natur haben wir nur wenig zu bieten." An erster Stelle steht in dieser Hinsicht jedoch der Kylltal-Radweg. Für Bach "mehr als eine gute Investition, auch wenn an manchen Stellen wie den Ortsdurchfahrten noch nachgebessert werden muss". Obwohl erst vor knapp zwei Jahren eröffnet, spürt man in den Kylltalgemeinden, dass die Frequentierung des Radwegs bereits zugenommen hat. "Das ist mehr geworden, und mittlerweile hört der Andrang mit dem Ende des Sommers nicht auf, sondern die Radfahrer kommen auch im Frühjahr und Herbst", stellt der Ortsbürgermeister fest. Ein Ende hat mittlerweile hingegen die "Kleinstaaterei" in und um Birresborn - dank der Flurbereinigung, die 1988 begonnen wurde und in diesem Jahr abgeschlossen wird. "Jetzt haben wir große Parzellen und eine sehr gute Erschließung der Grundstücke. Unsere Landschaft kann gut unterhalten werden, und im Dorf haben wir eine Reihe von Problemen mit Grundstücken und Grenzen gelöst, mit denen wir uns sonst noch Jahre herumgeschlagen hätten", zählt Bach, vehementer Verfechter des aufwändigen Verfahrens, auf. Zudem sei das Dorf samt Umgebung "enorm aufgewertet" worden, da unter anderem 5000 bis 6000 Sträucher sowie 800 Bäume neu gepflanzt wurden. "Und das alles bei 85-prozentiger Bezuschussung. Das wäre heute bei weitem nicht mehr drin", sagt der Ortsbürgermeister. Ob's künftig noch mit dem Etatausgleich - wie seit 1985 - klappt, vermag der erfahrene Kommunalpolitiker angesichts der wirtschaftlichen Basis im Dorf nicht mehr zu beurteilen. Mammutaufgaben stehen aber auch nicht mehr an: Für Gewerbetreibende und Häuslebauer hat die Gemeinde noch reichlich Platz, und die notwendige Erneuerung der Gemeindestraßen ist bereits in vollem Gang und soll - ebenso wie die Neugestaltung des Rathausvorplatzes - 2006 abgeschlossen sein. Kopfschmerzen bereitet dem Ortsbürgermeister hingegen die Überalterung in der Gemeinde. Viele junge Leute kehrten, nachdem sie auswärts eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen haben, wegen mangelnder Jobaussichten nicht mehr zurück in die alte Heimat. "So wie meine beiden Söhne, die jetzt in Düsseldorf sind", sagt Bach. Die Folge: In vielen Häusern lebt nur noch ein Mensch, meist 75 Jahre oder älter. "Da frage ich mich manchmal, wie das Dorf in 20 Jahren wohl aussehen wird", ist Bach skeptisch. Er hofft insgeheim, dass bald wieder mehr Kinder in Birresborn geboren werden.Liebe Leser: Wie wird Birresborn im Jahr 2020 aussehen? Bitte senden Sie uns Ihre Visionen von der Zukunft des Ortes in maximal 30 Zeilen zu 32 Anschlägen bis Donnerstag, 28. Juli, 12 Uhr, an eifel@volksfreunde.de. Bitte geben Sie auch Ihren Namen und Ihre Adresse an.

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