Stress pur für Preute

DREIS-BRÜCK. Kein Eifel-Krimi, sondern ein Polit-Thriller hat Jacques Berndorf alias Michael Preute in den vergangenen Wochen geschrieben. Dafür zog er sich nach Portugal zurück. Im November erscheint das 350-seitige Taschenbuch "Die Raffkes".

Fünf Wochen Portugal, 50 Honigmelonen und etliche Pfund Schinken später: 298 Seiten des neuen Buchs sind geschrieben. Preutes Ehefrau Geli verrät lachend: "Weil es so heiß war und er sich keine Zeit für Pausen nahm, habe ich ihm immer Melone mit Schinken gebracht." Die Zeit in Portugal war für Preute Stress pur. Er gesteht: "Ich war total ins Schreiben abgetaucht." Er musste nach Portugal gehen, weil er zu Hause keine Ruhe hat. Allerdings lief an der Algarve auch nicht alles reibungslos. Einmal verschwanden 40 Seiten und ein anderes Mal 100 Seiten ungesichert im Computer-Nirvana. Mit gequältem Blick erinnert sich der Autor: "Ich bin fast verrückt geworden, aber ein in Deutschland alarmierter Spezialist hat sie wieder aufgespürt." Stromschwankungen taten ihr übriges. "Drei Tage vor der Abreise habe ich aufgegeben", erklärt der 66-Jährige. Staatsanwalt ist der Held der neuen Geschichte

Die letzten 50 Seiten schrieb er zu Hause in Brück. Am Computer sitzend, umgeben von ausgekühlten Pfeifen, vollen Aschenbechern, halbleeren Zigarettenschachteln und literweise schwarzen, süßen Kaffee trinkend. Immer mal wieder mit nachdenklichem Blick die scheinbare Leere taxierend. Weder die ausgemusterten Schreibmaschinen, die an der Wand hängen, noch das Chaos auf dem Schreibtisch wahrnehmend, hackt er in die Tastatur, um den roten Faden nicht zu verlieren und die Charaktere reifen zu lassen. Nicht der Eifel-Krimi-Kommissar Rodenstock, sondern ein 35-jähriger Staatsanwalt ist der Held der neuen Geschichte. "Er wird unvorbereitet in die Ereignisse katapultiert und muss plötzlich feststellen, dass er aus seinem Leben bisher zu wenig gemacht hat", beschreibt Preute die Figur. Anderthalb Jahre hat er fürs neue Werk recherchiert. An den Auslöser erinnert er sich: "Ein Mann rief an und meinte, ich könnte das Thema schriftstellerisch umsetzen. Und dann kam er vorbei und hat mir wortlos 5000 Seiten Akten in die Hand gedrückt." Preute fing Feuer. Zuerst wollte eine Titelgeschichte für ein Nachrichtenmagazin schreiben, entschied aber doch anders. Er fuhr zwei Mal für mehrere Wochen nach Berlin, das er von früheren Recherchen gut kennt. Staatsanwälte, Richter, Bundesnachrichtendienst und der Verfassungsschutz haben ihm Rede und Antwort gestanden. Die Geschichte basiert auf der Gründung der Berliner Bankgesellschaft nach dem Mauerfall, die dann Fonds auflegte und heute 28 Milliarden Euro Schulden hat. Bei der Recherche stieß er auf viele Geschäfte, "die nicht illegal, aber von reiner Gier getrieben", abgeschlossen wurden. Klar, dass der Polit-Thriller, der in der Hauptstadt spielt, "Die Raffkes" heißen muss. "Raffke sagt der Berliner zu dem, der den Hals nicht voll kriegt", erklärt der Autor. Sachbücher über den "Berliner Filz" kennt er mittlerweile viele. Ein Urteil über sein neues Werk will Preute nicht abgeben: "Nach der letzten Seite falle ich in ein tiefes Loch. Da kann ich mich auf mein Bauchgefühl nicht mehr verlassen." Er denkt schon ans nächste Werk: "Das kommt ganz automatisch. Viele Leute aus der Umgebung bringen mir Unterlagen vorbei oder erzählen mir ihre Geschichten." Ob er sich demnächst an Eifel-Matsch, Eifel-Perle oder Eifel-Obst ranmacht, hat er noch nicht entschieden. Zuerst stehen jede Menge Termine an: Der "Stern" schickt ein Team in die Eifel, dann produziert er eine CD mit einem Blues-Pianisten und außerdem ist er das Zugpferd für den "Tatort Eifel".

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