Strohner Grube ist doch keine Sperrzone

Strohn · Die geplante Deponie in Strohn sorgt weiter für Gesprächsstoff. Vergangene Woche war Vulkanhaus-Leiterin Irene Sartoris und Geologie-Professor Georg Büchel der Zutritt zu Gruben der Firma Scherer verboten worden. Am Montag ist das Verbot jedoch rückgängig gemacht worden.

Strohn. Diese Nachricht verbreitete sich in den vergangenen Tagen schnell - in Strohn und auch darüber hinaus: Irene Sartoris, Leiterin des örtlichen Vulkanhauses, und Georg Büchel, Geologie-Professor an der Universität Jena, sei untersagt worden, künftig Gruben der Firma Scherer (zu denen neben der in Strohn beispielsweise auch die in Dreis-Brück und Hohenfels-Essingen gehören) zu betreten. "Nach deinem Auftritt am Mittwoch werden wir vorläufig auf Grubenbesuche von dir verzichten. Nach Rücksprache mit Herrn Scherer werden wir auch Professor Büchel Grubenverbot in allen Betrieben der Scherer Baustoffe und der Eifellava Hohenfels schriftlich erteilen", heißt es in der Mitteilung des Scherer-Mitarbeiters Bernhard Douw an Irene Sartoris. Den "Auftritt am Mittwoch" hatte sie bei der Diskussions- und Informationsveranstaltung im Strohner Bürgerhaus. Das Thema an diesem Abend: Die Firma Scherer hat beantragt, dass in der Strohner Grube eine Deponie eingerichtet wird. Bislang werden dort vorwiegend Bauschutt und Erdaushub gelagert, künftig könnten es aber auch andere Stoffe wie asbesthaltige Baustoffe, Dämmmaterial, Rost- und Kesselaschen sein.Großer Widerstand


Der Gemeinderat hat der Deponie zugestimmt, das Genehmigungsverfahren läuft, die Einspruchsfristen sind abgelaufen, aber trotzdem ist im Dorf und der Umgebung der Widerstand gegen das Vorhaben in den vergangenen Monaten immer größer geworden.
Irene Sartoris lobte in der Veranstaltung mehrfach den Geschäftsführer der Firma Scherer, Jörg Scherer, für die hervorragende Zusammenarbeit in der Vergangenheit. Viele der geologischen Schätze, die Strohn zu bieten habe, könnten der Öffentlichkeit nur präsentiert werden, weil die Firma die Gemeinde mit technischem Material und Mitarbeitern enorm unterstützt habe.Chancen für den Tourismus


Sie appellierte an den Unternehmer, gemeinsam könne man den Geo-Tourismus in Strohn weiter ausbauen, das aber ohne Deponie. "Das kam aus vollem Herzen, mir war es wichtig, auf die Chancen des Tourismus hinzuweisen", sagt Irene Sartoris. Deshalb war sie auch einigermaßen erstaunt, als das Betretungsverbot kam.
Firmenchef Jörg Scherer hat am Montag für Aufklärung gesorgt. "Die Mitteilung an Frau Sartoris und Herrn Professor Büchel ist wohl mit der emotionsgeladenen Veranstaltung zu erklären. Mit mir war dieser Schritt so nicht abgesprochen", erklärte er auf TV-Anfrage. "Beide haben kein Betretungsverbot. Wir arbeiten schon jahrelang partnerschaftlich zusammen und werden dies auch künftig tun." Irene Sartoris berichtet, dass "Herr Douw sich zwischenzeitlich bei mir entschuldigt hat. Für mich ist das Thema damit erledigt."
Am Freitag treffen sich die Podiumsteilnehmer (Ortsbürgermeister Alois Pohlen, Landrat Heinz-Peter Thiel, Hans-Peter Felten vom Nabu, Norbert Leinung vom BUND, Axel Römer von der Bürgerinitiative gegen die Deponie, Experte Professor Gerhard Rettenberger und Unternehmer Jörg Scherer) zu einer Nachbesprechung der Informations- und Diskussionsveranstaltung.
Der BI-Vorsitzende Römer beharrt nach wie vor darauf, dass die Bürger ihr Votum abgeben sollen, ob sie für oder gegen die Deponie sind. "In diesem Fall halten wir das für angebracht. Es ist ein Thema von enormer Tragweite mit Auswirkungen für Jahrzehnte."Meinung

 Widerstand: Viele Bürger sind mittlerweile gegen die Deponie. TV-Foto: Klaus Kimmling

Widerstand: Viele Bürger sind mittlerweile gegen die Deponie. TV-Foto: Klaus Kimmling

Überflüssige Aktion
Auch wenn es am Ende nur der Alleingang eines Mitarbeiters der Firma Scherer war: Angesichts der angespannten Situation war sie mehr als überflüssig. Unnötig ist Öl ins Feuer gegossen worden, und das Unternehmen hat schlecht ausgesehen. Denn es wäre doch eindeutig als Retourkutsche empfunden worden, ohne Begründung zwei Leuten den Zutritt zu verwehren, die mit der Firma über Jahre zusammengearbeitet, nun aber Bedenken wegen der Deponie geäußert haben. Solche Aktionen kann Strohn derzeit definitiv nicht brauchen, der Druck auf dem Kessel ist schon groß genug. s.sartoris@volksfreund.de

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