Suche nach dem letzten Beweis

Mehr als 64 Jahre nach dem Absturz eines amerikanischen Flugzeugs auf die "Werthwiese" am Rand des Kelberger Ortsteils Meisenthal hat eine Spezialeinheit des US-Verteidigungsministeriums (JPAC) nach Überresten des Piloten und der Maschine gesucht.

 Allysha Winburn und Eric Jensen (von links) vom JPAC-Bergungsteam zeigen als Beweisstück eine Flugzeugplanke mit dem Aufdruck des Erbauernamens. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Allysha Winburn und Eric Jensen (von links) vom JPAC-Bergungsteam zeigen als Beweisstück eine Flugzeugplanke mit dem Aufdruck des Erbauernamens. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Kelberg-Meisenthal. (bb) "Unsere Arbeit ist wichtig, und sie war erfolgreich", sagt Eric Jensen. Der in Ramstein/Pfalz stationierte US-Soldat ist Sprecher des zehnköpfigen Teams, das in Kelberg (Vulkaneifelkreis) tätig war. "Der amerikanische Staat vergisst seine Vermissten nicht", sagt er.

In diesem Fall ist der Vermisste der Pilot des amerikanischen B-26-Bombers, der am 23. Dezember 1944 nach einem Angriff auf Ahrweiler von einem deutschen Flugzeug abgeschossen und in der Nähe der Meisenthaler Mühle abgestürzt war. An Bord waren sechs Männer, von denen sich zwei mit dem Fallschirm retteten und drei tot geborgen wurden. Dass auch der Pilot ums Leben gekommen war, galt als höchst wahrscheinlich; der letzte Beweis dafür war aber niemals erbracht worden.

Schaulustige und Sammler nicht erwünscht



"Ja, wir haben Überreste gefunden", sagt Jensen. "Sie werden später im Labor untersucht", erklärt seine Teamkollegin, die Anthropologin Ally-sha Winburn. "Dann erst werden wir endgültige Gewissheit haben." Dass sie an der richtigen Stelle sind, beweisen Wrackteile, die auf einer Plane liegen: Überreste des Flugzeugmotors und vom Tank, ein zerfetzter Reifen, eine Planke mit dem Aufdruck "St. Martin U.S.A.", dem Namen des Flugzeugbauers. Metertief hatte sich die Baggerschaufel immer wieder in den Lehmboden der "Werthwiese" gegraben und die Überreste ans Tageslicht gebracht.

Die oberirdisch liegenden Flugzeugteile waren unmittelbar nach Kriegsende beseitigt worden. "Von einem Schrotthändler aus Köln", erzählt Hermann Bierschbach (72) aus dem Nachbardorf Müllenbach (Kreis Ahrweiler). Dem Regionalhistoriker und Chronist war ausnahmsweise die Beobachtung der Bergungsarbeiten und der Kontakt mit dem Team erlaubt worden.

"Wir wollten keine Schaulustigen und keine heimlichen Sammler", sagt Jensen. Bierschbach aber habe ihnen anhand von Augenzeugenberichten und weiteren Recherchen mit Infos über die Umstände des Flugzeugabsturzes sehr gedient. Jensen lehnt es aber ab, jene Fundstücke zu zeigen, die von dem getöteten Piloten selbst stammen könnten - aus Pietät. Er deutet auf Hunderte von Eimern mit Lehmbrühe und skizziert den Ablauf der Bergungsarbeiten: "Wir schippen Erde in die Eimer, schütten Wasser darauf und geben Geschirr-Reiniger hinzu. In einer Spezial-Anlage wird der Eimer-Inhalt unter Hochdruck gewaschen und auf Skelett-Teile, Zähne und weitere Überreste untersucht." Nach Ende der Spurensuche kehrt Jensen nach Ramstein zurück und das Team nach Hawaii, um im Labor letzte Gewissheit zu erhalten. Möglicherweise wird dann das Pilotenschicksal von Meisenthal endgültig geklärt. EXTRA "JPAC" ist die Abkürzung der Spezialeinheit "Joint POW/MIA Accounting Command" des US-Verteidigungsministeriums. Die Arbeitsgruppe wurde 2003 ins Leben gerufen und hat die Aufgabe, gefangene und vermisste Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Korea- und Vietnamkrieg aufzuspüren. Hauptsitz der JPAC ist Hawaii. Von hier aus werden die Einsätze koordiniert. Unter dem Motto "Until they are home - Bis sie zuhause sind" stehen den Wissenschaftlern 17 Teams weltweit zur Verfügung, um Leichen und Leichenteile zu bergen, zu identifizieren und die sterblichen Überreste in die USA zurückzuführen. (bb)

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