Suche nach den"Wisber-Strech"
WIESBAUM. Ein Fest wirft seine Schatten voraus. Im Spätsommer 2004 feiert Wiesbaum seine erstmalige urkundliche Erwähnung vor 1200 Jahren. Seit drei Jahren laufen die Vorbereitungen. Kurioses und Geschichtliches wird zusammengetragen.
"Das hier sind die Kommunionkinder von 1901 und das hier ein Bauer beim Mistklopfen auf dem Wagen, damit er beim Transport nichts verliert. Und hier: Dorfmetzger Hüppe Franz bei einer Hausschlachtung." Chronist Werner Zens gerät bei der Durchsicht des Bildmaterials ins Schwärmen. Zwei "Bildsammler" versorgen ihn mit Fotos aus dem Leben im alten Wiesbaum. Unzählige Bilder hat er schon gesichtet und 130 im Computer gespeichert. Sie sollen in der Chronik zum 1200-jährigen Bestehen des Ortes ihren Platz finden. "Schätzungsweise 200 werden veröffentlicht", sagt der 52-jährige Lehrer.Regelmäßiger Unterricht seit 1691
Noch ist die Suche aber nicht beendet. "Einzelne Jahrgänge, etwa 1925 und 1926, oder Bilder vom Bau der neuen Kirche 1928, als die zwei Fenster hinterm Altar noch nicht zugemauert waren, sind rar", sagt Zens.Gemeinsam mit Kollege Hubert Pitzen aus Stadtkyll und Pater Bonifatius Mock schreibt er an der Chronik. "Sie wird sicherlich 300 Seiten stark", vermutet Zens, dessen Familie seit vier Generationen in Wiesbaum lebt.Besonders viel Informationen liefern ihm die Schulchroniken. "Sie sind seit 1873 fortlaufend super geschrieben, ganz ordentlich in Sütterlinschrift, nur die Nazi- und Kriegszeit fehlt", berichtet Zens.Apropos Schule. Hier hat Wiesbaum eine Besonderheit aufzuweisen. "Die Schulpflicht gilt seit 1815. Aber in Wiesbaum gab es schon ab 1691 regelmäßigen Schulunterricht. Ganzjährig und nicht wie sonst üblich nur zur Winterzeit", hat Lehrer Zens in Erfahrung gebracht. Mehr als drei Jahrhunderte bis zur Schließung 1969 existierte im Dorf eine Schule.Geschichtlich wurde Wiesbaum 804 erstmalig im Urbar von Prüm erwähnt. "Damals gab es hier drei Höfe und die Mühle. Etwa 70 Leute dürften hier gewohnt haben", vermutet Zens. Heute sind es - ohne den eingemeindeten Ort Mirbach - etwa sieben Mal so viele Einwohner. Zu den Traditionshöfen gehörte der "Jäppe-Hof", auf dem sieben Familien lebten. "Der Jäppe-Hof hatte seine eigene Gerichtsbarkeit, durfte Verbrechern Asyl gewähren und sie hängen, wenn sie auf dem Hof etwas anstellten", sagt der Chronist. Allerdings durften die Gehängten nicht länger als drei Tage am Galgen baumeln. "Damit des Hochherrn Straß nicht verstänkert werd."Rund um die zwei Wiesbaumer Kirchen kursieren etliche Geschichten. Im 17. Jahrhundert wurde Pastor Hennes als Hexer verbrannt. Vorher wurde er geköpft. "Das war die Ehrerweisung an ihn als Geistlicher, sonst wäre er bei lebendigem Leib verbrannt worden", sagt Zens. 1963 wurde Pastor Egender, der in der neuen Kirche Messen abhielt, vom Papst verstoßen. Er gründete daraufhin eine Familie.Um den Bau der neuen Kirche ranken sich einige "Wisber-Strech", vergleichbar mit den Schildbürgerstreichen. Angeblich sei beim "fleißigen Mauernhochziehen" vergessen worden, eine Tür einzubauen. "Über die Wisber-Strech soll es ein Buch geben. Ich suche es seit 20 Jahren vergeblich", berichtet Zens. Er gibt die Hoffnung aber nicht auf und wünscht sich, es bis zur großen Bilder- und Geschichtsausstellung anlässlich der 1200-Jahr-Feier gefunden zu haben.