Tathergang nicht mehr zu klären

Weil eine 65-Jährige angeblich regelmäßig von ihrem Partner geschlagen wurde, wollte eine 15-köpfige Gruppe ihr nach einer Feier in einem Dorf in der Verbandsgemeinde Daun zur Hilfe eilen. Konsequenz: Drei Männer müssen vor Gericht. Einer von ihnen. ein 51-Jähriger, ist nun freigesprochen worden.

Daun. "Kommt schnell, jetzt schlägt er sie tot", soll die Nachbarin der 65-Jährigen an Weiberfastnacht vor zwei Jahren in den vollbesetzten Bürgersaal gerufen haben. Der 51-jährige Angeklagte machte sich gemeinsam mit einer Gruppe auf den Weg. Er sagt: "Wir wollten ihren Partner zur Rede stellen." Was genau vor dem Haus des 46-jährigen Lebensgefährten passierte, wird auch nach sieben Zeugenaussagen nicht klar. Mindestens vier verschiedene Varianten

Staatsanwalt Klaus Pallien: "Unstrittig ist, dass der 46-Jährige blutende Verletzungen an Stirn und Nase davontrug. Allerdings haben wir mindestens vier verschiedene Varianten des Hergangs gehört." Der Angeklagte erklärt, dass der Ortsbürgermeister das Wort führte, als der 46-Jährige an die Tür kam. Der Hausherr habe einen anderen Mann so heftig gestoßen, dass er zu Boden fiel. Daraufhin habe er nach ihm getreten. Er habe den Fußtritt abgewehrt, woraufhin der 46-Jährige strauchelte. Beide fielen hin. Bei dem Sturz habe sich der Kontrahent die Verletzungen zugefügt, aber er habe keine Ruhe gegeben. Aussage gegen Aussage

Daraufhin habe er ihn im Schwitzkasten gehalten. Der Kontrahent behauptet, der Bürgermeister habe ihn geschlagen. Der bestreitet das. Ein anderer Zeuge, ein 71-jähriger Einwohner, sagt anderes. "Unglaubwürdig", befindet Staatsanwalt Pallien. Er fordert Freispruch für den 51-jährigen Offizier, weil "laut Gesetz zugunsten des Angeklagten gesprochen werden muss, wenn der Tathergang nicht zu klären ist". Richter Hans Schrot schließt sich mit dem Urteil auf Freispruch an. Verteidiger Hans-Josef Ewertz fordert, den 71-jährigen Zeugen sowie den 46-jährigen Kontrahenten wegen offensichtlicher Falschaussagen zu belangen. Mit Blick auf den Prozess sagt er: "In diesem Dorf wird künftig keiner mehr Zivilcourage zeigen, wenn man dafür vor dem Kadi landet. Da kümmert sich keiner mehr um den anderen."

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