Therapie mit gedruckten Seiten

ÜXHEIM-LEUDERSDORF. (bb) Die Schauspielerin, Theatermacherin und Hufschmiedin Claudia Howard hat in ihrem Buch "spurlos daneben" die Geschichte ihrer schweren Erkrankung aufgeschrieben. Im TV spricht sie über die Wechselfälle in ihrem Leben und über die Entstehung ihres Erstlingswerks.

"Am 16. September 2002 fiel mir der Himmel auf den Kopf." So spricht Claudia Howard von dem folgenschweren "Black-out" an jenem Montag. Die Ärzte werden später eine Blutung im Gehirn feststellen. Die damals 43-jährige Patientin kann sich an nichts erinnern. Es folgen wochenlange Klinikaufenthalte und das allmähliche Wiederfinden der Realität. Von all dem handelt das Buch "spurlos daneben". Man habe ihr seinerzeit verboten, Auto zu fahren. Also habe sie beschlossen, ein Buch zu schreiben, sagt sie. Zudem hätten Ärzte und Therapeuten ihr unabhängig voneinander zum Schreiben geraten. Ihr Arbeitszimmer ("mein Tatort") befindet sich im ersten Stock des schön renovierten Bauernhauses in der Kölner Straße in Leudersdorf. Zwei hohe schmale Fenster geben den Blick in den Garten frei und auf die Kater-Brüder Fix und Foxi, den Hahn Al Pacino und seine Hühner, die die Namen berühmter Schauspielerinnen tragen. Ihr Domizil nennen Claudia Howard und ihr Mann Peter Bielefeld "unsere kleine Farm" nach der Fernsehserie oder "Howard's End" nach dem legendären Film. Das Schmuckstück hatte das Paar im Jahr 2001 als ruinöses Anwesen erworben. Entdeckt hatten sie es bei einem Wanderritt von Köln her. "Das Dorf hat uns auf Anhieb gefallen, und wir fühlen uns sehr wohl und gut angenommen", sagt Claudia Howard. Ihre Wurzeln hat die Leudersdorferin im Tessin. Nach dem Abitur besuchte sie die Schauspielschule in Chur in der deutschen Schweiz. Ihre Lehr- und Wanderjahre auf Kinder-, Jugend- und Abendtheater-Bühnen führten sie durch das Ruhrgebiet. 1985 gründete sie in Köln mit ihrem damaligen Partner das avantgardistische Urania Theater. "Da hatten wir ganz schnell viel Erfolg", sagt sie. Claudia Howard ging mit Ein-Personen-Stücken auf Tournee. Von dem Geld kaufte sie sich ein Pferd, hängte den Theaterberuf an den Nagel und lernte Hufschmiedin. Dass sie diesen Beruf fast ganz aufgeben musste, hat mit der Erkrankung zu tun, die sie an den Schreibtisch fesselte. In ihrem Buch "spurlos daneben" hält Claudia Howard auf knapp 240 Seiten den Verlauf ihrer Krankheit akkurat fest. In bemerkenswert bildhafter Sprache enthält es Geschichten, Briefe an eine Ärztin und verbindende Zwischentexte. Im Sommer 2003 lag es in der Rohfassung vor, ein Jahr später führte die Suche nach einem Verlag zum Erfolg. Nun ist es im Buchhandel zu haben.

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