Tiere in Not, Veterinäre im Kreuzfeuer

DAUN. Deutlich mehr aufgedeckte Fälle von Tierquälerei, katastrophaler Tierhaltung und illegaler Entsorgung von Tierkadavern im Kreis Daun: Während der Kreisbauernverband von Einzelfällen spricht, werfen Tierschützer dem Dauner Veterinäramt zu spätes Eingreifen oder gar Untätigkeit vor. Der Landrat weist alle Kritik zurück.

Acht tote Rinder, verbuddelt auf einem Bauernhof in Heyroth, verendete Kälber in einem Stall in Steiningen, ein verwesender Kuhkadaver, versteckt unter Stroh, auf einer Wiese bei Schüller, Schafe und Ziegen katastrophal versorgt auf einem Hof in der Verbandsgemeinde Hillesheim, durch Schlagfallen verstümmelte Katzen im Gerolsteiner Kylltal, ein sexuell missbrauchter Hund in Oberbettingen, ein erhängter und gehäuteter Rassehund in Jünkerath-Glaadt: grausige Bilder, die im Kreis Daun keine Seltenheit mehr sind, denn alle Vorfälle passierten innerhalb eines Jahres. (der TV berichtete mehrmals). Derzeit laufen beim Veterinäramt in Daun 15 gravierende Verfahren, bei der Polizei und der Kripo sind es für den Bereich Daun 19. Und dennoch verstummt die Kritik nicht. "Das Dauner Veterinäramt schreitet oft erst dann ein, wenn es gar nicht mehr anders geht", sagt beispielsweise Svetlana Gabricevic. Sie agiert gemeinsam mit weiteren 30 Tierschützern eifelweit. Die private Tierhilfe hat auch den Fall in Steinigen öffentlich gemacht. Landrat Heinz Onnertz erklärt gegenüber dem TV: "Der Bereich zwischen schlechter Tierhaltung und dem Punkt, wo ein Eingreifen erforderlich wird, ist sehr groß." Veterinär Wolfgang Naujok fügt hinzu: "Bei 95 Prozent der Fälle, die bei uns gemeldet werden und denen wir nachgehen, geht es den Tieren gut. Oft stecken Nachbarschaftsstreitereien dahinter."Beim dritten Mal keine Anzeige mehr

Das sieht Gabricevic anders: "Das Verhältnis ist genau umgekehrt. In 95 Prozent der Fälle gilt es einzugreifen." Bis zu 20 Anrufe, bei denen sie auf Tierquälerei hingewiesen wird, verzeichnet sie täglich. Viele riefen bei ihr an, da sie vom Veterinäramt verprellt würden und sich daher nicht mehr trauten, dort anzurufen, berichtet die Tierschützerin. Sie behauptet sogar, dass die Vertreter des Veterinäramts Tierhaltern sogar schon die Namen der Anrufer genannt hätten. "Dann werden Tierschützer wochenlang von Tierhaltern terrorisiert", meint Gabricevic und kommt zu dem Schluss: "Das Dauner Veterinäramt geht viel zu lasch mit den angezeigten Tierhaltern um." Landrat Onnertz hält dagegen und gibt die Kritik weiter: "Wir gehen mit Bußgeldbescheiden und Strafverfahren gegen vieles vor, aber die Gerichte sehen das oft anders. Wenn dann ein Tierhalter zwei Mal frei gesprochen wurde, liegt es nahe, dass wir beim dritten Mal von einer Anzeige absehen." Veterinär Naujok betont dennoch: "Auch wenn es letztlich nicht zur Anzeige kommt, greifen wir dennoch ein, um den Tieren zu helfen." Von einer Kapitulation des Veterinäramts gegenüber Tierhaltern mit streitbaren Anwälten könne nicht die Rede sein. Naujok betont: "Selbst wenn Tierhalter mit einem Staranwalt kämen, würden wir auf Einhaltung des Tierschutzes pochen." Auch die Kostenfrage würde dabei keine Rolle spielen, meint zudem Landrat Onnertz und verweist auf einige Fälle in jüngster Zeit: So sei gegen einen Bauern aus der VG Obere Kyll ein Tierhalteverbot verhängt worden, nachdem acht Kühe tot aufgefunden und einige illegal entsorgt worden waren. Bei einem Tierhalter in der VG Hillesheim sei das verhängte Tierhalteverbot noch nicht rechtskräftig, weil Widerspruch eingelegt worden sei. Dennoch kommt weitere Kritik auf. Zum Beispiel von der Tierschutzorganisation "Tiere in Not". die ebenfalls im Kreis Daun aktiv ist. Bei Eveline Maus in Birgel wurden im vergangenen Jahr 23 Hunde und 20 Katzen sowie im laufenden Jahr schon 17 Hunde und acht Katzen abgegeben. Ihr knappes Statement zum Veterinäramt: "Von denen halte ich gar nichts, weil sie nichts für den Tierschutz übrig haben." In die gleiche Kerbe schlagen Bürger aus der VG Kelberg, die Missständen auf einem Bauernhof in Gunderath, bei einer Ziegenhaltung in Gefell und einer Dammwildhaltung in Utzerath gemeldet haben, die Zusammenarbeit mit dem Dauner Veterinäramt aber als "bisher nicht erfolgreich" werten.

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