Torte, Töchter und Seidentücher

KIRCHWEILER. Die SPD-Frontfrau aus dem Kreis Daun, Astrid Schmitt, will zum dritten Mal in den Landtag gewählt werden. Nach einem Superergebnis im Jahr 2001 sind die Erwartungen hoch. Der TV hat sie zu Hause besucht und einige Energiequellen der 46-Jährigen gefunden.

Der Kaffeetisch ist im hellen Wintergarten gedeckt. Lächelnd quittiert die Politikerin den Blick auf die sahnigen Kalorienbomben und sagt: "Ich hatte heute noch keine Zeit, was Leckeres zu essen." Der süße Duft lockt nicht nur die weiße Hauskatze "Charlie" an, sondern auch Ehemann Hans-Walter und die 17-jährige Tochter Annika. Die 20-jährige Dorothée ist noch unterwegs. Sie war vor kurzem für ein halbes Jahr in Australien. "Sie möchte irgendwas im Bereich Umwelttechnik studieren. Aber egal was sie macht, sie muss es gerne tun", erklären die Schmitts, beide Lehrer, unisono. Hans-Walter, der abwechselnd von seiner Frau "Wäldi" oder "Schmitti" genannt wird, hat vor dreieinhalb Jahren als Sport- und Deutschlehrer von der Gerolsteiner Berufsschule zum Dauner Thomas-Morus-Gymnasium (TMG) gewechselt. Tochter Annika ist in der elften Stufe, ebenfalls am TMG. Sie nimmt's gelassen: "Papa ist cooler in Bezug auf die Schule als Mama." Die Sozialdemokratin und ehemalige Sonderschullehrerin nickt bestätigend: "Manchmal neige ich zu Perfektionismus. Entweder mache ich meinen Job ganz oder gar nicht." Volle Unterstützung findet sie bei "Wäldi". Der 50-Jährige sagt: "Wenn ich eine Frau neben mir hätte, die nur auf Karriere aus ist, würde ich das nicht mitmachen. Weil sie es der Sache und dem sozialen Engagement wegen macht, halte ich hier den Laden zusammen." Die Schmitts vergleichen ihren Haushalt mit dem einer Pendler-Familie. Dienstags fährt die 46-Jährige nach Mainz und Donnerstagabends ist sie wieder da. Annika findet es "ein bisschen doof", dass ihre Mutter so viel weg ist. Allerdings gewinnt sie diesem Familienalltag auch Vorteile ab: "Wenn sie da ist, ist sie auch immer gesprächsbereit. Politik ist eben Mamas Lebenswerk." Aber nicht um jeden Preis, wie die Vorsitzende des Haushalts- und Finanzausschusses (Hufa) im Land erklärt: "Die Gerüchte um ein Streben auf einen Platz im Bundestag sind Kappes. Berlin ist viel zu weit weg. Dann wäre die sehr wichtige Vor-Ort-Bindung nicht mehr möglich." Auch vom Schielen auf einen Ministerposten in der Landesregierung will sie nichts wissen: "Wenn ich deshalb wieder kandidieren würde, wäre ich völlig fehl am Platz. Den begehrten Hufa-Vorsitz mache ich gerne." Bis zur Wahl am 26. März hat sie sowieso keine Zeit, darüber zu grübeln. Der Terminkalender ist proppenvoll. Und die Wände im Haus leer. Sie lächelt entschuldigend in die Runde: "Nach der großen Renovierungsaktion im Wohn- und Badezimmer sowie Flur hatte ich noch keine Zeit, Gardinen auszusuchen und gute Plätze für die Bilder auszuwählen." Als ihre Lieblingsplätze im Haus, das die Schmitts vor 19 Jahren bezogen, nennt sie ganz spontan "Sofa, Bett, Badewanne". Gerne auch mit ihrer Lieblingszeitschrift "Brigitte" und einem Glas Rotwein. Nur ihr Lieblingsessen, Pasta-Gerichte, schleppt die gebürtige Hamburgerin nicht durchs Haus. Der Politik zu Liebe sind Hobbys auf der Strecke geblieben. Ebenso wie Kinobesuche. Allerdings sei die Macke, zu jedem neuen Pulli, zu jeder neuen Bluse, auch ein passendes Seidentuch zu kaufen, geblieben.

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